Nachhaltigkeit
Gastbeitrag

Fridays for Future bei COP28: "Die Zeit fossiler Brennstoffe muss enden"

Die Weltklimakonferenz COP28 findet dieses Jahr in Dubai statt.
Die Weltklimakonferenz COP28 findet dieses Jahr in Dubai statt. Bild: Getty Images Europe / Sean Gallup
Gastbeitrag

Fridays for Future bei COP28: "Die Zeit fossiler Brennstoffe muss enden"

01.12.2023, 12:26
clara duvigneau, gastautorin
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Am 30.11.2023 startet die 28. Weltklimakonferenz in Dubai. Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt reisen an, um gemeinsam zu verhandeln, wie die Klimakrise aufgehalten werden kann. Die Kritik an der Konferenz hat in den letzten Jahren immer stärker zugenommen. Klar ist, auf diesen Konferenzen werden vor allem leere Versprechungen gemacht. Die Lücke zwischen nichtssagenden, großen Worten und ernstzunehmenden Handlungen im Klimaschutz ist mittlerweile so groß, dass die Konferenz kaum noch glaubwürdig ist.

Die Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens ist acht Jahre her. Dieses Abkommen besagt, dass die globale Erderhitzung durch den menschengemachten Treibhausgaseffekt das Limit von 1,5 Grad nicht überschreiten darf. Auf der COP 28 (Conference of the Parties) geht die zweijährige Bestandsaufnahme der Bemühungen der Länder zu Ende. Die Ergebnisse sind ernüchternd.

Alle zwei Wochen melden sich Aktivist:innen von Fridays for Future in einem Gastbeitrag bei watson zu Wort.
Alle zwei Wochen melden sich Aktivist:innen von Fridays for Future in einem Gastbeitrag bei watson zu Wort.

Wie nun mit den Ergebnissen umgegangen wird, ist unglaublich wichtig, denn diese Bestandsaufnahme ist die erste seit der Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens. Sie wird Standards setzen für kommende Bestandsaufnahmen. Um so relevanter ist es, dass die Realitäten der Klimakrise, ihre möglichen Konsequenzen und ihre Verursacher hier klar benannt werden. Darauf aufbauend kann festgelegt werden, wer wie viel nachlegen muss beim Einsparen von Emissionen. Es ist also fundamental wichtig, dass bei der Bestandsaufnahme keine Zahlen beschönigt werden.

"Die Weltgemeinschaft ist so weit weg von der Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze wie noch nie."

Die Welt steuert auf eine 3-Grad-Erhitzung zu

Die Weltgemeinschaft ist so weit weg von der Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze wie noch nie. Stattdessen hat der diesjährige Emissions Gap Report des UN-Umweltprogramms UNEP belegt, dass wir aktuell auf dem Weg in eine drei Grad heißere Welt sind. Wie genau eine globale Erhitzung um drei Grad Celsius aussehen würde, ist nicht eindeutig prognostizierbar. Jedoch ist klar, dass die Auswirkungen katastrophal und menschenfeindlich sind.

Die Anpassung von Menschen, Tier- und Pflanzenarten wäre bei einem so dramatischen Temperaturanstieg in kurzer Zeit kaum möglich. Lange Dürreperioden, starke Überschwemmungen, unzählige Hitzetote pro Jahr wären die Folge. Es würden Todeszonen entstehen; Regionen auf der Welt, in denen keine Menschen mehr leben könnten, da die Bedingungen zu lebensfeindlich wären.

Die Grundversorgung der Menschen könnte in weiten Teilen der Erde nicht sichergestellt werden, da Ressourcen wie Wasser oder Lebensmittel immer knapper werden würden. Ressourcenkriege und viele weitere Konflikte würden die Folge sein. Millionen Menschen müssten ihre Heimat verlassen, da die Lebensbedingungen nicht mehr tragbar wären.

Bereits heute sind die Auswirkungen der Klimakrise spürbar, denn die Erhitzung beträgt inzwischen 1,1 Grad. Die Folgen sind dramatisch – und besonders hart trifft es diejenigen, die wenig zur Klimakrise beigetragen haben und nun am meisten unter ihr leiden. Menschen aus dem globalen Süden, die kaum oder keine historische Verantwortung für die Emissionen tragen, kämpfen gegen Dürre, Überflutung und Ernteausfälle. Länder wie Deutschland, die als alte Industrienation seit Jahrhunderten die Erderhitzung antreiben, müssen endlich Verantwortung für die historischen Emissionen übernehmen!

Die Klimaaktivistin und Pressesprecherin bei Fridays for Future Deutschland, Clara Duvigneau, ist in Dubai bei der Klimakonferenz vor Ort.
Die Klimaaktivistin und Pressesprecherin bei Fridays for Future Deutschland, Clara Duvigneau, ist in Dubai bei der Klimakonferenz vor Ort. bild: privat

Die Politik muss Versprechungen endlich umsetzen

Das Entscheidende an der COP 28 ist also, endlich die Vorhaben und Versprechen, die bereits auf vergangenen Klimakonferenzen gemacht wurden, umzusetzen. Olaf Scholz hat letztes Jahr auf der COP 27 davon gesprochen, dass es keine fossile Renaissance geben dürfe. Ob das gelingt, wenn die fossile Industrie massiven Einfluss auf den Ablauf der Konferenz hat, ist stark zu bezweifeln. Bei der letzten Klimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh befanden sich insgesamt über 600 fossile Lobbyist:innen auf dem Konferenzgelände.

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Seit den 1950er Jahren ist den großen Ölfirmen bekannt, was die Folgen der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas bedeuten. Mit unterschiedlichen Studien untersuchten sie die Auswirkungen des globalen Treibhausgas Effekts und kamen zu einem erschreckenden Ergebnis.

"Es braucht einen klaren Zeitplan für den Ausstieg aus fossilen Energien."

Die globale Temperatur steigt mit jeder weiteren verbrannten Tonne Kohle, Öl oder Gas an. Und das in einer dramatischen Geschwindigkeit. Den Ölkonzernen war damals klar, dass diese Ergebnisse katastrophal für ihre Branche und damit ihren Profit waren. Deswegen wurden die Ergebnisse vertuscht und stattdessen Milliarden US-Dollar investiert, um die globale Gemeinschaft daran zu hindern, den Ausstieg aus fossilen Energieträgern in die Wege zu leiten.

COP 28: Weltklimakonferenz der Gerechtigkeitsfragen

Wir haben in den letzten Jahren immer wieder erlebt, dass Entscheidungen, die eigentlich dringend notwendig sind, aufgeschoben, abgeschwächt oder entkernt werden, um weiterhin fossile Energien zu nutzen. Es darf also im Kampf gegen die Klimakrise kein Vertrauen in die fossile Lobby geben. Politische Entscheidungsträger:innen müssen, dringender denn je, ihre Versprechen einlösen und aufhören, mit der fossilen Industrie gemeinsame Sache zu machen. Eine Herausforderung, wenn die diesjährige Klimakonferenz in einem Staat stattfindet, der selbst massiv von der fossilen Industrie vor Ort profitiert.

Es braucht einen klaren Zeitplan für den Ausstieg aus fossilen Energien. Alle Staats- und Regierungschefs müssen sich auf der COP 28 dringend zu einem verbindlichen Datum bekennen, in dem das Ende der Nutzung fossiler Energien besiegelt wird. Auch die Europäische Union muss zeigen, dass sie den Ausstieg ernst meint, indem sie die Subventionierung aller fossilen Brennstoffe stoppt.

"In Dubai wird verhandelt, wie menschliches Leben in den nächsten Jahrzehnten auf der Erde aussehen wird."

Die COP 28 wird eine Konferenz der Gerechtigkeitsfragen: Ungeklärt ist bisher, wie die alten Industrienationen, die seit Jahrhunderten für viele Emissionen verantwortlich sind, ihrer Verantwortung gerecht werden wollen. Das Vertrauen vieler Staaten, die bereits heute massiv von der Klimakrise betroffen sind, ist erschüttert.

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Kein Wunder, wenn Versprechungen nicht eingehalten werden, wie zum Beispiel die 2009 versprochene Zusage des globalen Nordens, 100 Milliarden USD jährlich bereitzustellen, um ärmere Staaten im Kampf gegen die Klimakrise zu unterstützen. Auch muss in der Loss-and-Damage-Debatte endlich geklärt werden, welcher Staat wie viel Geld zahlen wird, um eine Entschädigung zu ermöglichen.

Bei der Klimakonferenz in Dubai geht es um alles. Um unsere Lebensgrundlagen, unsere Ressourcenverfügbarkeit, um unsere Sicherheit und die zukünftigen Generationen. In Dubai wird verhandelt, wie menschliches Leben in den nächsten Jahrzehnten auf der Erde aussehen wird. Die Zeit der leeren Worte muss vorbei sein. Es ist dringender denn je: die Zeit fossiler Brennstoffe muss enden.

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