Mitte September waren wir, Fridays for Future, wieder weltweit auf den Straßen. Allein in Deutschland demonstrierten 240.000 Menschen für eine konsequente und sozial gerechte Klimapolitik.
Unter dem Motto #EndFossilFuels fordern wir politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger dazu auf, die fossile Industrie in ihrer ausbeuterischen Praxis einzuschränken und einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas zu fördern.
Denn während fossile Konzerne wie Shell, BP oder Exxon weiterhin stark von staatlichen Subventionen profitieren, stoßen sie enorm viel CO2 aus, beuten Ressourcen und Menschen aus und zerstören deren Lebensgrundlage. Besonders im Globalen Süden.
Beinahe täglich hören wir in diesem Sommer in den Nachrichten von schrecklichen Folgen der Klimakrise: Die Flut in Libyen, Brände in Griechenland, Erdbeben in Marokko. Zehntausende Menschen haben allein diesen Sommer ihr Leben aufgrund der Klimakatastrophe verloren. Zahlreiche davon können zumindest mithilfe von Klimaanpassung und entsprechender Infrastruktur gerettet werden.
Oft fehlt es den Betroffenen Regionen dafür allerdings an Mitteln. Geld, das Länder des Globalen Nordens, beispielsweise Deutschland, durch ihre global tätige Industrie und die koloniale Ausbeutung anderer Länder in der Vergangenheit massenhaft zur Verfügung steht.
Es ist das Mindeste, die Profite dieser Ausbeutung zur Minderung der Schäden einzusetzen und weltweit solidarisch zu teilen. Deshalb fordern wir eine höhere internationale Klimafinanzierung. Und eine Entschuldung ehemaliger Kolonien, die sich bis heute in finanzieller Abhängigkeit vom Globalen Norden befinden. All das ist möglich, aber es fehlt am politischen Willen, sich dem ständigen Drang nach immer größerem Profit und dem Einfluss der Konzerne zu widersetzen.
Das sehen wir auch in der Klimapolitik der Ampel-Regierung: wichtige klimapolitische Ziele werden ausgebremst, wie zum Beispiel der Kohleausstieg. Zum Schein wird dabei mit dem Wohl der Bürgerinnen und Bürger argumentiert. Doch wenn es um die konkrete Umsetzung sozial gerechter Maßnahmen, zum Beispiel dem 9-Euro-Ticket oder dem Klimageld, geht, ist die Sorge um die soziale Sicherheit nicht mehr allzu stark.
Besonders die FDP betreibt Politik für wohlhabende Menschen und große Konzerne. Wachstum steht weiterhin an oberster Stelle, vor der Klimakrise, vor sozialer Gerechtigkeit und vor Menschenleben. Und auch die anderen Parteien verlieren sich in endlosen Debatten und sinnlosen Kompromissen.
Heraus kommen dabei etwa die Abschaffung der Sektorziele, etliche neue Autobahnprojekte und die Angst vieler Bürgerinnen und Bürger, selbst das 49-Euro-Ticket (das sich einige gar nicht leisten können) zu verlieren. Ein bedeutender Teil der Gesellschaft ist nach wie vor auf das Auto angewiesen, weil Bus und Bahn keine zuverlässige Alternative bieten.
Die Klimakrise und ihre Folgen können nicht weiter zum Verhandlungsgegenstand gemacht werden. Und ihre Bekämpfung darf nicht auf Kosten derjenigen passieren, die sowieso am wenigsten haben. Für all das ist Geld da. Aber auch hier fehlt es am politischen Willen, es für das Wohlbefinden aller Menschen einzusetzen.
Deshalb sind wir mit vielfältigen Aktionen auf die Straßen gegangen. Wir haben gezeigt, dass ein großer Teil der Bevölkerung sich gerechte Klimapolitik für alle wünscht. Die Kämpfe der Klimagerechtigkeitsbewegung reichen international Jahrzehnte zurück.
Vor fünf Jahren begannen die ersten großen Demonstrationen von Fridays for Future. Seitdem gehen wir regelmäßig mit zahlreichen Menschen auf die Straßen, üben Druck auf die Politik weltweit aus und zeigen, dass wir immer wiederkommen werden, wenn nicht endlich gehandelt, die 1,5° C angestrebt und eine klimagerechte Gesellschaft ermöglicht wird.
Einer der beliebtesten Demosprüche ist "We are unstoppable, another world is possible". Dieser Satz ist bezeichnend.
Was uns antreibt, ist nicht nur die Wut über politische Trägheit, sondern die Hoffnung an eine bessere Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der nicht alles durch ständigen Wachstumsdrang gesteuert wird. In der Menschenleben nicht gegen Profite abgewogen werden. In der niemand Angst haben muss, das Zuhause zu verlieren und trotzdem nirgends Zuflucht zu bekommen. Wir glauben an eine sozial und klimagerechte Welt.
Dafür werden wir in den nächsten Monaten weiter kämpfen. Auf der Weltklimakonferenz in Dubai werden Klimaaktivistinnen und -aktivisten aus aller Welt anwesend sein und eine effektive und solidarische internationale Klimapolitik von den Regierungen fordern.
Wir werden weitere Bündnisse schließen und uns gegenseitig unterstützen, zum Beispiel mit Gewerkschaften im Rahmen der TVN-Kampagne 2024. Und wir werden weiterhin mehrmals im Jahr weltweit gemeinsam auf die Straße gehen und Klimagerechtigkeit einfordern.