Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich war in den letzten Wochen und Monaten sehr oft frustriert, wütend oder einfach niedergeschlagen: Frustriert über die Bundesregierung, die weder das Heizungsgesetz noch das Klimaschutzgesetz vernünftig auf die Reihe bekommt. Niedergeschlagen von immer mehr Schreckensnachrichten über die Folgen der Klimakrise oder die Aussicht, dass die AfD Wahlen gewinnt. Es ist derzeit nicht leicht, einfach weiter zu machen.
Manchmal scheint es leichter, sich von den Menschen, die aufgegeben haben, mitreißen zu lassen. Es war nicht leicht, in der Klimabewegung aktiv zu sein in den letzten Monaten. Es fühlt sich – sorry für die harte Sprache – ehrlich gesagt ziemlich scheiße an, dass immer mehr Rückschritte gemacht werden. Es fühlt sich mies an, dass das, was wir hart erkämpft haben, Stück für Stück aufgeweicht wird. Wie etwa das Klimaschutzgesetz, bei dem die Sektorenziele – das Herzstück des Gesetzes – abgeschafft werden sollen. Damit fällt die Bundesregierung sogar hinter die GroKo zurück: Liebe Ampel, WTF?!
Es gab glanzvolle Zeiten, um sich eine Klimaaktivist:in zu nennen. Aber auch das Mantra "Wandel ist kein Sprint, Wandel ist ein Marathon" hilft irgendwann nicht mehr. Ich bin wütend, denn haben wir, "die Jugend", nicht etwas Besseres verdient?! Etwas Besseres als das aktuelle Klimaschutzgesetz? Etwas Besseres als die minimale Erhöhung des Mindestlohns? Etwas Besseres als Christian Lindners Sparkurs, wenn genau jetzt investiert werden müsste, um die Klimakrise und soziale Krisen nicht noch zu verstärken?
Wir haben eine ehrliche, mutige, zukunftsfähige Politik verdient, die Klima und soziale Gerechtigkeit zusammen denken und umsetzen kann – und nicht das eine als Ausrede benutzt, um das andere zu blockieren.
Frustriert, müde, und wütend, das kann man für sich alleine zu Hause sein – oder man macht etwas mit dieser Wut, mit diesem Frust. Als ich das erste Mal am Boden war angesichts der Klimakrise, bin ich zum Plenum der Fridays for Future Ortsgruppe Ulm gegangen – und habe da gelernt, wie ich zusammen mit anderen dieser Krise etwas entgegen setzen kann. Aktiv zu sein, hilft gegen das Frustriert und Verzweifelt sein, und Wut ist ein prima Motor.
Deshalb ist genau jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um aktiv zu werden. Wir erleben in den letzten Tage weltweite Hitzerekorde – Wissenschaftler:innen erklären, die extremsten seit 100.000 Jahren. Das Trinkwasser wird knapp und die Regierung verabschiedet sich mit der freundlichen Ankündigung, ein klimapolitisch katastrophales Heizungsgesetz umsetzen und das Klimaschutzgesetz komplett entkernen zu wollen, in die Sommerpause.
Genau wie meine Ortsgruppe 2019 macht Fridays for Future deshalb ein Angebot. So wie ich damals ins Plenum meiner Ortsgruppe gekommen bin, können alle, die schon gegen die Klimakrise aktiv sind oder ganz besonders auch die, die es werden wollen, diesen Sommer zu unserem Sommerkongress kommen. Der Kongress findet vom 8. bis 12. August in Lüneburg statt – und ihr seid herzlich eingeladen!
Aus ganz Deutschland kommen Hunderte junge Menschen zusammen nach Lüneburg, eine schöne Stadt mit guter Zuganbindung. Dort lernen wir gemeinsam von Wissenschaftler:innen, bringen uns gegenseitig die besten und wichtigsten Skills des Aktivismus bei – von der Demoplanung bis zur Presse- und Social-Media-Arbeit. Außerdem vernetzen wir uns mit all den Menschen, die für die gleiche Sache einstehen wollen.
Drumherum lernen wir uns kennen, haben Zeit für einen offenen Austausch und Freizeit miteinander. Und weil das noch nicht genug ist, haben wir ein paar sehr coole Special Guests, die uns auf der Bühne entweder noch mehr spannende Sachen erzählen, oder bei abendlichen Konzerten zum Tanzen bringen werden.
Es gibt natürlich auch leckeres Essen, bequeme Schlafplätze und Duschen. Jetzt fehlt nur noch, dass du dich anmeldest und all deine Freund:innen mitbringst. Es ist dabei völlig egal, ob du schon Profi in der Demo-Orga bist, das letzte Mal 2019 bei einem Streik warst oder gerade erst anfängst, dich fürs Klima zu interessieren. Alle jungen Menschen sind herzlich willkommen. Und alle werden das für sie Richtige auf dem Sommerkongress finden.
Der Zeitpunkt des Kongresses ist wichtig: Diesen Sommer hat die Ampelregierung ihre Halbzeit erreicht. Das Ergebnis ist mehr als ernüchternd und zumindest ich hatte mir sehr viel mehr erhofft. Umso mehr sind wir gefragt und gebraucht: Es ist zwar leider keine Überraschung mehr, aber ohne uns geht es klimapolitisch nicht voran. Aktuell ist Deutschland weit davon entfernt, internationale Verpflichtungen im Klimaschutz einzuhalten.
Statt mit großen Schritten voranzugehen, zerstreiten sich die Regierungsparteien im Klein-Klein und verunsichern die Menschen in diesem Land. Die Lage ist eindeutig: Die Ampel wird die Probleme unserer Generation nicht lösen – und wir machen das nicht mehr mit.
Am 15. September wird wieder global gestreikt und wir sind in Deutschland besonders gefragt, der Ampel zu zeigen, dass sie nicht so weitermachen kann, wie in den letzten zwei Jahren. In der gesamten Republik werden Massenproteste organisiert; dafür braucht es neue Menschen, die in bestehenden Ortsgruppen anfangen, mitzuarbeiten – oder ganz neue Ortsgruppen gründen.
Alles, was man dafür braucht, gibt es auf dem Sommerkongress zu lernen. Und du kannst sehen, wer alles mit dir kämpft. Denn manchmal reicht es nicht, sich vor Augen zu führen, wie viele Menschen das sind. Manchmal muss man die Menschen sehen, in echt, alle zusammen, alle auf einem Fleck, um neue Hoffnung und Kraft zu schöpfen. Genau das machen wir.
Also hier die herzliche Einladung an alle, bei Fridays for Future mitzumachen, sich ganz einfach über unsere Website zum Sommerkongress anzumelden und am 15. September klimastreiken zu gehen. Es braucht keine Voraussetzungen, einfach nur die Lust, dass sich etwas bewegt – also komm mit uns in Bewegung. Wir sehen uns in Lüneburg!