Heute gehen junge Menschen in 220 Städten auf die Straße. Das möglich zu machen, braucht unheimlich viel Energie und Engagement. Die Klimaaktivistin Pauline Brünger nimmt uns mit in die intensive Zeit der Planung in den Wochen vor dem Streik in Köln – und öffnet ihr Streiktagebuch.
22. Februar: Ein Streik in Kinderschuhen
Heute ist es noch genau ein Monat bis zum globalen Klimastreik am 19. März. Wir haben uns jetzt endlich entschieden, was wir machen: Wir werden sechs Kundgebungen an verschiedenen Plätzen in Köln veranstalten. So wollen wir ein potenzielles Infektionsgeschehen entzerren. Das bedeutet aber auch einen logistischen Aufwand wie noch nie: Sechs Kundgebungen, sechs Bühnen, sechs Konzepte, sechs Anmeldungen – kurz gesagt: sechsmal so viel Aufwand. Aber wir sind motiviert und das ist die Hauptsache!
5. März: Der Hype beginnt
Unsere digitalen Planungstreffen für die Kundgebungen in Köln finden mittlerweile alle vier Tage statt – es gibt einfach so viel zu tun. Oft müssen wir unsere Videos in den Konferenzen ausschalten, weil die Server sonst überlastet sind. Alleine in Köln sind über 40 Leute an der Organisation beteiligt. Trotz der starken Belastung momentan, habe ich das Gefühl, dass wir wirklich etwas bewirken können. Immer mehr Menschen sprechen mich auf den 19. März an. Es bewegt sich etwas!
12. März: Ich bin erschöpft
Der andauernde Lockdown verlangt mir viel ab und das macht es nicht leichter, jeden Tag zusätzliche Energie aufzubringen, um für eine bessere Welt zu kämpfen. Gleichzeitig steigt mein Enthusiasmus mit jedem Tag, wenn ich an den Klimastreik in einer Woche denke. In Köln wollen wir nun zusätzlich noch eine große Kunstaktion veranstalten. Der Plan ist, mit allen Demoteilnehmenden ein riesiges Kreidebild zu malen. Ich hoffe sehr, dass das klappt – es wäre wirklich der kreativste Streik den wir je hatten! Nur unsere Finanzierung macht mir momentan zu schaffen. Der Streik ist dieses Mal viel teurer als sonst, zum Beispiel müssen wir sechs Bühnen statt einer bezahlen. Aber ich hoffe, dass wir das Geld durch Spenden zusammenbekommen.
16. März: Der Countdown läuft
Der Klimastreik ist in drei Tagen und mein Leben ist mittlerweile nur noch stressig! Von morgens früh bis spät abends planen wir noch letzte Details und versuchen kurzfristig auftretende Probleme zu klären. Heute Morgen hat unsere Bundesumweltministerin Svenja Schulze die deutsche Klimabilanz vorgestellt. Es ist krass, wie sich die Bundesregierung gerade für das Einhalten ihrer lächerlich unzureichenden Klimaziele feiert. Erstens war das nur möglich, weil der Coronaeffekt im letzten Jahr so groß war – tatsächliche politische Maßnahmen, die langfristig Emissionen reduzieren, gab es nicht. Und zweitens sind die Ziele ohnehin nicht vereinbar mit dem 1,5-Grad-Limit. Die hat sich die Bundesregierung nämlich vor dem Pariser Klimaschutzabkommen selbst ausgedacht.
Genau deshalb veranstalten wir diesen Streik! Später treffen wir uns noch auf dem Kölner Heumarkt, um letzte Abstände für unser Kreidebild auszumessen. Danach schreiben wir bis spät in der Nacht an unserer letzten Pressemitteilung.
18. März: Der Abend vor dem Streik
Gestern Abend war unser letztes Planungstreffen. Aber auch heute ist noch viel zu tun: Es ist immer noch nicht ganz klar, wie wir es am Ende schaffen sollen, die Skizzen unseres Kreidebildes detailgetreu auf den riesigen Platz zu übertragen. Am Abend male ich noch mein Demoschild und schreibe auf den letzten Drücker die Rede, die ich morgen halten werde. Mein Magen ist ganz flau vor Anspannung. An dem Streik morgen hängt so viel.
19. März: Klimastreik!
Heute ist es endlich soweit – der globale Klimastreik steht an. Ich mache mich auf den Weg zur Demo. Jetzt, wo du das alles gelesen hast, fragst du dich vielleicht: Und ich, was kann ich dazu beitragen? Du kannst digital streiken! Fotografiere dich einfach mit deinem Demoschild und lade es auf unserer Website hoch. So trägst auch du deinen Teil dazu bei, dass der Klimastreik überall ist.
Wir sehen uns im Netz, deine Pauline.