In Schleswig-Holstein hat ein Insektenexperte eine bislang unbekannte Schlupfwespen-Art entdeckt. Der Insektenkundler Lennart Bendixen war in seinem naturbelassenen Garten in Mohrkirch bereits im Mai 2020 auf diese neue Art aufmerksam geworden, wie die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein berichtete.
Gut zweieinhalb Jahre habe der umfangreiche Prüfprozess gedauert, der nun abgeschlossen ist. Die neue Art wurde nach der Straße benannt, in der Bendixen die Insektenart entdeckte. Der Name lautet Campodorus paradiesensis.
Bendixen ist Partner im Projekt "Blütenbunt-Insektenreich" der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. "Es grenzt fast an ein Wunder, dass diese auffällig gefärbte Art nicht schon viel früher entdeckt wurde", sagte Bendixen. Er vermutet, "dass sie stark spezialisiert ist, und einfach noch kein Schlupfwespenspezialist zur richtigen Zeit am richtigen Ort war".
Nach Angaben der Stiftung ernähren sich Schlupfwespen parasitisch von anderen Insekten. Sie seien wichtige Gegenspieler von Raupen, Käfern und anderen pflanzenfressenden Sechsbeinern. Im Gegensatz zu den meisten anderen, überwiegend schwarz und rot gefärbten Schlupfwespenarten sei die neu entdeckte Art gelb-orange und ungewöhnlich hell.
Wie die allermeisten Wespenarten sei das Insekt für Menschen vollkommen harmlos. Die Weibchen besäßen zwar einen Legestachel, könnten mit diesem aber selbst bei ernsthafter Bedrohung nicht die menschliche Haut durchdringen.
Schlupfwespen sind ein beliebter Schädlingsbekämpfer. Sie werden bei Befall von Kleider- oder Lebensmittelmotten eingesetzt. Zu kaufen gibt es die Insekten inzwischen schon in der Drogerie. Schlupfwespen sind die natürlichen Fressfeinde von beispielsweise Motten und zudem sehr klein. Sie sind etwa 0,4 Millimeter groß, stechen und beißen nicht und sie interessieren sich nicht für die Lebensmittel und die Kleidung, die sie von Schädlingsbefall befreien sollen.
Weibliche Schlupfwespen legen ihre Eier in die Eier der Motten, sodass die Larve der Schlupfwespe – sobald sie geschlüpft ist – das fremde Ei der Motte frisst. Die ausgewachsene Schlupfwespe hilft dann bei der Schädlingsbekämpfung. Diese natürliche Art der Schädlingsbekämpfung hat den Vorteil, dass das Mottenproblem direkt an der Wurzel bekämpft wird.
Wenn die Schlupfwespen keine Mottennester mehr finden, haben sie keine Lebensgrundlage mehr und sterben. Übrig bleiben also weder Motten noch Schlupfwespen. Durch ihre geringe Größe zerfallen Schlupfwespen quasi zu Staub.
(sp/dpa)