Während kleine und große Läden in den deutschen Einkaufspassagen immer häufiger gegen den finanziellen Ruin ankämpfen, boomt vor allem der Online-Handel seit der Corona-Pandemie wie nie zuvor. Auch Zalando konnte seinen operativen Gewinn im vergangenen Jahr trotz wirtschaftlicher Krisen in Deutschland erneut steigern.
Der Versandriese aus Berlin, der sich einst mit dem Verkauf von Schuhen einen Namen gemacht hatte, verkauft mittlerweile in 15 deutschen Städten auch aus Ladenlokalen heraus, der Versand läuft fast in der gesamten EU. In Bezug auf den entsprechenden Online-Auftritt muss das Unternehmen nun allerdings eine drastische Einschränkung vornehmen.
Bei der Überwachung durch die EU-Kommission war zuletzt offenbar irreführende Werbung ins Auge gefallen. Bis zum 15. April ist Zalando nun verpflichtet, den Fehler zu korrigieren.
Konkret geht es in der Mahnung um verschiedene Nachhaltigkeitssiegel im Online-Shop von Zalando. Über einen Filter können Kund:innen etwa explizit nach vermeintlich nachhaltigen Artikeln suchen, auch in den Produktansichten befinden sich zum Teil grüne Symbole oder ein Hinweis auf nachhaltige Herstellung.
Die EU-Kommission hatte in diesem Zusammenhang kritisiert, dass hinter den Kennzeichnungen keine klaren Nachhaltigkeitskriterien stünden. Der zuständige Justizkommissar Didier Reynders erklärte, dass das Unternehmen mit den Siegeln lediglich von den guten Absichten der Verbraucher:innen profitieren wolle.
Erst Anfang des Jahres hatte die Europäische Union ein Gesetz gegen sogenanntes Greenwashing beschlossen. Demnach dürfen Unternehmen in der EU nur noch Siegel verwenden, die einen offiziellen Zertifizierungsprozess durchlaufen sind oder von staatlicher Seite erlassen wurden.
Nationale Behörden achten in Zusammenarbeit mit der EU außerdem darauf, dass Verbraucher:innen durch Werbung nicht in die Irre geführt werden können. Unternehmen können in solchen Fällen zur Zahlung einer Strafe gezwungen werden.
Zalando zeigt auf die aktuelle Rüge indes eine positive Reaktion. Ein Unternehmenssprecher teilte mit, dass der Online-Shop künftig "noch spezifischere und klarere Informationen über Produktvorteile bereitstellen" wolle.
Die EU hatte in der Einigung angegeben, dass der Online-Händler in Zukunft detailliertere Informationen über nachhaltige Produktionsweisen angeben müsste. Häufig fehlte demnach in der Vergangenheit etwa eine konkrete Angabe, wie hoch der Anteil recycelter Materialien in einem nachhaltig ausgewiesenen Kleidungsstück ist.
Zalando wurde in Berlin einst als kleines Start-up gegründet, heute operiert das Unternehmen in mehreren europäischen Ländern. Bekanntheit in Deutschland erlangte der Versandhändler vor allem durch eine Werbekampagne mit dem Titel "Schrei vor Glück".
(mit Material von afp)