Was nach ferner Zukunftsmusik klingt, soll schon ab 2030 Realität sein: Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) hat erstmals ein Konzept für eine nahezu autofreie Innenstadt vorgelegt. Demnach sollen Parkplätze an Straßen und Plätzen verschwinden – und das bereits in knapp sieben Jahren. "Autofrei heißt: Es ist kein Auto zu viel in der Stadt", sagte Onay.
Für Anwohner:innen bedeutet das, dass sie ihren privaten Stellplatz weiterhin mit dem eigenen Auto erreichen können, auch Taxis und der Lieferverkehr dürfen noch in der Innenstadt fahren. Menschen mit Behinderungen sollen sogar zusätzliche Parkplätze erhalten.
Ansonsten gilt: Alle anderen können lediglich über wenige verbleibende Stichstraßen in die Innenstadt fahren, wo Autos in Parkhäusern Platz finden. Insgesamt stehen dort 10.000 Parkplätze zur Verfügung. Bestenfalls sollten die Menschen aber gleich Bus und Bahn nutzen, Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen.
Das neue Mobilitätskonzept soll allem voran Fußgänger:innen zugutekommen, aber auch Vorteile und Lösungen für Geschäftsleute bieten. "Wir arbeiten intensiv an der Transformation der Stadt in Verbindung mit der erforderlichen Mobilitätswende", erklärte Onay. Damit werde in der Innenstadt begonnen. Er ergänzte: "Wir stärken das Zentrum als resilienten Einzelhandels- und Wirtschaftsstandort – attraktive Aufenthaltsräume bekommt man im Onlinehandel nicht."
Bereits vor rund vier Jahren, als der Grünen-Politiker und jetzige Oberbürgermeister Onay mitten im Wahlkampf um sein Amt steckte, war seine Vision einer autofreien Innenstadt ein wichtiges Thema. Noch ist das Konzept nach Angaben von Stadtbaurat Thomas Vielhaber allerdings nicht beschlossen.
Der Grundsatzbeschluss für das Konzept soll im Herbst oder Winter kommen. Der Beginn der Umbauarbeiten ist bereits für Mitte 2024 geplant, der Ausbau der Velorouten sei bereits in vollem Gange.
Die verbleibenden Autos in der Innenstadt sollen nach Stadtbaurat Vielhaber höchstens Tempo 30 fahren dürfen, um die Schwächsten – nämlich die Fußgänger:innen – zu schützen. Damit schlage Hannover "einen Weg ein, den auch andere europäische Städte und Metropolen derzeit gehen", sagte er.
Als besonderes Vorbild mit Blick auf die Verkehrswende gelten etwa Paris oder Kopenhagen. Vor einigen Jahren noch machte Paris vor allem mit verstopften Straßen und schlechter Luft von sich reden, mittlerweile wurden zahlreiche Straßen für Autofahrer:innen gesperrt – stattdessen gibt es breite Radwege. Außerdem gilt für Autos fast flächendeckend Tempo 30. Parkplätze mussten Grünflächen weichen.
Was zunächst für einen Aufschrei in der Bevölkerung sorgte, begeistert mittlerweile Millionen Menschen – über Ländergrenzen hinaus.
(Mit Material der dpa)