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Unwetter: KI-Modell Aurora erkennt Klimarisiken schneller und besser

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Da hilft auch der Schirm kaum: Junge Frau in einem Sturm.Bild: pexels / dziana hasanbekava
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Mit KI-Modell Aurora sind wir auf Naturkatastrophen besser vorbereitet

Eine neue Version des KI-Modells Aurora wurde 2025 veröffentlicht – und übertrifft klassische Wettermodelle. Warum dieser Fortschritt so wichtig für unsere Zukunft ist.
07.06.2025, 16:0007.06.2025, 16:00
Julinka Altenburg
Julinka Altenburg
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Die Welt steckt mitten in einer Klimakrise, in der es immer häufiger zu Stürmen und Hitzewellen kommt. Umso wichtiger ist es, diese Ereignisse frühzeitig und zuverlässig vorhersagen zu können. Ein internationales Forschungsteam hat jetzt ein Modell vorgestellt, mit dem wir Wetter und Klima grundlegender verstehen können als es aktuell der Fall ist: Es handelt sich um die neue Version des KI-Modells Aurora.

Zwar existiert Aurora bereits seit ein paar Jahren, doch erst 2025 wurde die Technologie zu einem echten Durchbruch weiterentwickelt. Das Klimamodell wurde in erster Linie von Microsoft Research AI for Science entwickelt, zusammen mit Partnern an unterschiedlichen Universitäten, unter anderem in Amsterdam und Cambridge. Die neue Version von Aurora wurde gerade im Fachjournal "Nature" vorgestellt.

Aurora ist schneller, effizienter und in vielen Fällen sogar genauer als heutige Wetterdienste. Sie kann Luftqualität, Ozeanwellen und Stürme vorhersagen – in Sekundenschnelle und mit minimalem Rechenaufwand. Es ist ein Beispiel dafür, wie weit die KI bei Klimaforschung und -vorhersage gekommen ist.

Aurora kann Umweltprozesse im gesamten Erdsystem erfassen

Anders als frühere Versionen ist Aurora nicht mehr nur ein spezialisiertes Modell für Wetterprognosen. Seit 2025 gilt es offiziell als sogenanntes "Foundation Model" – das bedeutet: Aurora wurde mit über einer Million Stunden an Klimadaten trainiert und kann dadurch verschiedenste Umweltphänomene vorhersagen, ohne jedes Mal komplett neu angepasst werden zu müssen.

Die Aurora-KI hat gelernt, Muster und Zusammenhänge in riesigen Mengen von Wetter-, Ozean- und Umweltdaten zu erkennen. Das heißt, Aurora kann jetzt auch komplexe Umweltprozesse im gesamten Erdsystem erfassen: vom Meer bis zur Atmosphäre.

Das Modell arbeitet mit einer noch nie erreichten Geschwindigkeit. Während traditionelle Klimamodelle stundenlang auf teuren Hochleistungsrechnern laufen, liefert Aurora innerhalb von Sekunden präzise Prognosen. Laut den Entwickler:innen ist das Modell bis zu 5000-mal schneller als bisherige Systeme und trotzdem genauer.

Bei der Vorhersage von Luftqualität übertrifft es in 74 Prozent der Fälle klassische Vorhersagen, bei Wellen auf dem Meer sogar in 86 Prozent. Bei Tropenstürmen war Aurora in allen Tests besser als die sieben führenden Wetterdienste weltweit. Und bei hochauflösenden Wettervorhersagen, zum Beispiel bei schweren Unwettern, war es in 92 Prozent der Fälle genauer als andere Modelle.

Das Modell könnte in Zukunft Menschenleben retten

Noch ist Aurora kein vollständiger Ersatz für die bisherigen Wettermodelle. Stattdessen wird es aktuell parallel zu klassischen Systemen betrieben, um Vorhersagen zu vergleichen. In einigen Fällen arbeitet Aurora mit den bisherigen Wettermodellen zusammen, indem es hilft, deren Vorhersagen zu verbessern oder schneller zu machen.

Auch bei sogenannten "Was-wäre-wenn"-Simulationen kommt Aurora zum Einsatz, etwa um Szenarien durchzuspielen, wie sich ein Sturm bei anderen Bedingungen entwickelt hätte. Solche Berechnungen sind jetzt viel schneller möglich als davor.

Ein eindrucksvolles Beispiel, wo Aurora in einem echten Szenario sich bewiesen hat, ist Taifun Doksuri, der im Juli 2023 über die Philippinen zog. Während offizielle Wetterdienste den Sturm über Taiwan erwarteten, sagte Aurora den tatsächlichen Verlauf, Landfall in Nord-Philippinen, vier Tage davor korrekt voraus. Das war entscheidend, denn jede Stunde Vorwarnung kann Leben retten.

Aurora könnte auch bei Ernteerträgen oder Energieproduktion helfen

Je früher wir wissen, was auf uns zukommt, desto besser können wir Menschen schützen, Schäden verhindern und Leben retten.

Doch das ist erst der Anfang. Die Forschenden sehen Aurora als Grundlage für viele weitere Anwendungen. Künftig könnte Aurora auch bei der Vorhersage von Überschwemmungen, Waldbränden, Ernteerträgen oder Energieproduktion helfen. Das flexible Design vom Modell erlaubt es schnell für neue Aufgaben angepasst zu werden – ohne jahrelange Entwicklungszeit.

"Man kann es auf alles feinjustieren, was für einen wichtig ist", sagt Microsoft-Forscherin Megan Stanley. "Ob lokales Hochwasser oder präzise Regenvorhersage." In einer Welt, in der die durch den Klimawandel verursachten Katastrophen nur noch zunehmen, wird Aurora eine zentrale Rolle bei der Unterstützung spielen.

Baumsterben: Labrador hilft bei Suche nach Schädlingen
Dass Hunde eine feine Spürnase haben, dürfte allseits bekannt sein. Die Vierbeiner helfen beispielsweise bei der Suche nach Vermissten oder beim Aufspüren von Drogen und Sprengstoffen. Ein Baumpflegebetrieb in Nordrhein-Westfalen macht sich die feine Nase eines Labradors für andere Zwecke zunutze.

Die Folgen der Klimakrise zeigen sich nicht nur in deutschen Wäldern. Auch in Dörfern und Städten setzen lange Trockenperioden in Kombination mit Hitzewellen den Bäumen zu. Geschwächt durch den Klimastress werden sie anfälliger für Insektenbefall und andere Schädlinge, etwa Pilze, die sich durch die milderen Winter schneller ausbreiten können.

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