Aus dem All betrachtet erscheint die Erde als leuchtend blauer Planet – ein Anblick, der nicht nur beeindruckt, sondern auch eine tiefere Wahrheit offenbart: Wasser ist das prägende Element unseres Heimatplaneten. Rund 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Ozeanen bedeckt.
Ohne die Meere wäre der Mensch nicht lebensfähig. Sie regulieren das Klima, indem sie Kohlenstoffdioxid absorbieren. Außerdem produzieren ihre Mikroorganismen Sauerstoff.
Die Weltmeere leiden unter zahlreichen Problemen, wie etwa Erwärmung, Versauerung, Verschmutzung und Überfischung. Nun zeigt eine Studie, dass die Meere immer dunkler werden. Das könnte erhebliche Auswirkungen auf ihre Ökosysteme haben.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist ein großer Teil der Weltmeere dunkler geworden. Das zeigt eine Studie der Universität Plymouth, die im Fachjournal "Global Change Biology" veröffentlicht wurde.
Die Forscher:innen analysierten Satellitenbilder und kamen zu dem Schluss, dass zwischen 2003 und 2022 rund ein Fünftel der Ozeane dunkler geworden ist. Betroffen sind demnach rund 75 Millionen Quadratkilometer. Das entspricht zusammengenommen der Fläche von Europa, Afrika, China und Nordamerika.
Somit verkleinerte sich die sogenannte photische Zone, also die obere, lichtdurchflutete Schicht im Meer, in der Photosynthese möglich ist. Dort leben rund 90 Prozent der Lebewesen im Ozean. So etwa Phytoplankton, das am Beginn der Nahrungskette steht und für rund die Hälfte der Sauerstoffproduktion der Erde verantwortlich ist.
Laut den Autor:innen ist diese oberste Schicht des Meeres im Schnitt rund 200 Meter tief. Die Auswertung von Satellitenbildern zeigt, dass sich die lichtdurchfluteten Zonen im untersuchten Zeitraum in neun Prozent der Weltmeere um 50 Meter verflacht haben. In 2,6 Prozent der Ozeane waren es gar mehr als 100 Meter.
"Unsere Ergebnisse geben Anlass zur Sorge", wird Thomas Davies, Co-Autor der Studie, in einer Pressemitteilung der Universität Plymouth zitiert. Die Verdunkelung der Meere verkleinere die verfügbare Meeresfläche für Tiere, die für ihr Überleben und ihre Fortpflanzung auf Sonne und Mond angewiesen sind.
"Auch für die Luft, die wir atmen, den Fisch, den wir essen, unsere Fähigkeit, den Klimawandel zu bekämpfen, und für die allgemeine Gesundheit und das Wohlergehen unseres Planeten sind wir auf den Ozean und seine photischen Zonen angewiesen", wird der Meeresforscher weiter zitiert.
Laut den Forscher:innen tritt die Verdunkelung häufig in Küstenregionen auf, wo kaltes, nährstoffreiches Wasser aufsteigt und Sedimente vom Land ins Meer gespült werden. Auf dem offenen Meer vermuten sie Faktoren wie die Ausbreitung von Algen und den Anstieg der Meerestemperaturen hinter dem Phänomen.