Durch das Fliegen haben wir die Möglichkeit, die ganze Welt zu bereisen. Ferne Länder in Asien, Amerika, Afrika oder Australien – fast alles ist mit dem Flugzeug innerhalb von wenigen Stunden zu erreichen. Auf Kosten der Umwelt.
Jedes Jahr werden Hunderte Millionen Tonnen CO2 durch Flugreisen ausgestoßen, wie Statistiken immer wieder belegen. An Alternativen für Kerosin wird schon lange geforscht: So gilt insbesondere Wasserstoff als Hoffnungsträger für den Umweltschutz. Denn: Bei seiner Erzeugung und Nutzung entsteht kein CO2.
Auch Airbus sieht die Zukunft des Fliegens im Wasserstoff. Deshalb hat das Unternehmen 2022 angekündigt, ein wasserstoffbetriebenes Brennstoffzellentriebwerk für Flugzeuge zu entwickeln. Noch ist das Fliegen mit Wasserstoff-Antrieb aber Zukunftsmusik.
Das könnte sich bald ändern. Der Schweizer Abenteurer Bertrand Piccard hat eine neue Mission angekündigt: Mit einem Wasserstoffflugzeug will er innerhalb von neun Tagen nonstop die Welt umrunden.
Bereits seit drei Jahren arbeite und baue Piccard an dem Flugzeug "Climate Impulse", wie er jetzt im Interview mit der Schweizer Tamedia-Mediengruppe sagte. Mit an Bord ist der französische Ingenieur und Nautiker Raphaël Dinelli.
Skizzen zeigen, dass das Flugzeug zwei Rümpfe haben soll und damit optisch an einen Katamaran erinnert. Der Strom soll aus Brennstoffzellen stammen, in denen Wasserstoff und Sauerstoff miteinander reagieren. Dadurch entsteht Strom, jedoch keine umweltschädlichen CO2-Emissionen.
Etwa 45 Millionen Schweizer Franken (rund 47 Millionen Euro) werde der Bau des Flugzeugs kosten, sagt Piccard. Der Betrieb koste weitere 15 Millionen Euro.
Hinter dem Projekt stehen neben Piccards Stiftung "The Solar Impulse Foundation" auch die belgische Chemie-Firma Syensqo als Unterstützerin des Projekts, außerdem zahlreiche weitere Partner wie die Deutsche Telekom. Auch Airbus sei interessiert, die Mission zu unterstützen, sagt Piccard – "weil wir ein bisschen wie ihr Prüfstand sind."
Mit seiner Mission will Piccard vor allem inspirieren: "Es gibt heute immer noch eine große Abneigung gegen Technologie, gegen Wissenschaft, gegen Lösungen", sagte er im Interview. "Ich möchte zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist. Ich möchte zeigen, dass wir jetzt alles in der Hand haben, um von den fossilen Energien wegzukommen."
Dass ausgerechnet der Schweizer Psychiater Bertrand Piccard eine solche Reise plant, überrascht nicht: Piccard stammt aus einer bekannten Abenteurerfamilie. Sein Großvater, der Wissenschaftler Auguste Piccard, stieg 1931 in einer Kapsel an einem Ballon in die Stratosphäre auf und stellte mit knapp 16.000 Metern einen Höhenrekord auf. Sein Vater Jacques erreichte 1960 mit einem Tauchboot im Marianengraben die damalige Rekordtiefe von fast 11.000 Metern.
Piccard selbst umrundete bereits zweimal die Erde: 1999 nonstop mit einem Ballon und 2016 mit einem solarbetriebenen Flugzeug. "Ich möchte allen Leuten, die keine Zukunft sehen, zeigen, dass es Hoffnung gibt und dass wir handeln können. Der beste Weg dafür ist ein spektakuläres Projekt", sagte er über seine neue Mission.
Der Nonstop-Flug von Piccard und Dinelli soll 2028 starten. Dann wird Piccard 70 Jahre alt sein. 2026 wollen die beiden Abenteuerer-Piloten bereits erste Testflüge unternehmen.