Die Nashörner Afrikas sind durch illegale Wilderei stark gefährdet. Allein in Südafrika wurden im vergangenen Jahr Regierungsangaben zufolge 420 Breitmaul- und Spitzmaulnashörner illegal getötet. Obwohl der internationale Handel mit Nashorn-Hörnern verboten ist, findet der Schmuggel nach Asien, vor allem nach Vietnam und China, weiter statt.
Das Horn ist in Südostasien aus kulturellen und vermeintlich medizinischen Gründen gefragt: Es soll angeblich gegen Fieber, Entzündungen und Krämpfe helfen. Manche glauben sogar, es steigere die Potenz. Medizinische Beweise gibt es dafür aber keine. Der Wert eines Nashorn-Horns kann zehntausende US-Dollar pro Kilogramm betragen.
Deshalb sehen gerade Menschen, die in ärmlichen Verhältnissen leben, in der Wilderei eine Möglichkeit, den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren. Das passiert allerdings zum Leidwesen der Nashörner.
Denn die Wilderer gehen oft brutal vor: Sie spüren die Tiere mithilfe von GPS oder Spurenlesern auf und töten sie mit Schusswaffen. Anschließend schneiden sie das Horn mit Macheten oder Kettensägen ab.
Um das zu verhindern, greifen Tierschützer:innen zu verschiedenen Maßnahmen. Dazu gehört vor allem der Einsatz von bewaffneten Rangern, die in Schutzgebieten patrouillieren und Wilderer aufspüren oder abschrecken. Viele Reservate nutzen zudem moderne Technik wie Drohnen, Kameras, GPS-Sendern und sogar Wärmebildgeräten, um Nashörner rund um die Uhr zu überwachen.
Das ist allerdings sehr aufwändig und kostenintensiv. Deshalb arbeiten einige Tierschutz-Organisationen zusätzlich eng mit der örtlichen Bevölkerung zusammen, um durch Aufklärung und alternative Einkommensmöglichkeiten den Anreiz zur Wilderei zu verringern. Doch auch das ist nicht immer von Erfolg gekrönt.
Deswegen gibt es noch eine dritte Option, die zunächst brutal erscheinen mag: das Entfernen der Hörner. Diese Methode ist nicht ganz neu. In einigen afrikanischen Ländern werden schon seit Jahren Nashörner eingefangen, um den Tieren unter Vollnarkose das Horn zu entfernen. Tierschützer:innen versuchen Wilderern damit also zuvorzukommen.
Eine neue Analyse zeigt nun, dass sie damit äußerst erfolgreich sind. Ein Forschungsteam der Nelson-Mandela-Universität in George hatte Daten aus elf Reservaten in der Region des berühmten Krüger-Nationalparks analysiert. In dem Gebiet leben viele der geschätzt rund 24.000 afrikanischen Nashörner. Verglichen wurden Standorte mit und ohne Enthornung.
Insgesamt wurden demnach 1985 Spitzmaulnashörner (Diceros bicornis) und Breitmaulnashörner (Ceratotherium simum) getötet, jährlich knapp sieben Prozent der Nashorn-Population im berücksichtigten Gebiet. Im Durchschnitt reduzierte das Absägen der Hörner bei allen in einem Reservat vorkommenden Nashörner die Wilderei um etwa drei Viertel gegenüber dem Niveau vor der Entfernung.
"Anhand von Daten aus allen Reservaten und Jahren schätzten wir das Wilderei-Risiko für ein einzelnes Nashorn mit Horn in einem bestimmten Jahr auf 13 Prozent, verglichen mit einem Wilderei-Risiko für ein enthorntes Nashorn von 0,6 Prozent", teilten die Wissenschaftler:innen mit.
Auch der Kostenpunkt der Schutzmaßnahme überzeugt: Für das Entfernen der Hörner bei 2284 Tieren seien nur 1,2 Prozent des Gesamtbudgets aufgewendet worden.
Allerdings verweisen die Forschenden auch darauf, dass die Schutzmaßnahme Wilderei nicht vollständig verhindert. Aus medizinischen Gründen behalten die Nashörner auch nach der Enthornung einen Stumpf – und der wächst nach einer gewissen Zeit wieder nach. Das Horn eines Nashorns besteht nämlich aus Kreatin, also dem gleichen Protein, das sich auch in unseren Haaren oder Fingernägeln findet.
Enthornte Nashörner können nach einer gewissen Zeit also wieder attraktiv für Wilderer werden.
Im berücksichtigten Zeitraum sind mehr als 700 Wilderer verhaftet worden. Die Statistik weise aber nicht darauf hin, dass diese Verhaftungen zu einem merklichen Rückgang der Wilderei führten. Einen Grund sieht das Team unter anderem darin, dass ineffektive Strafjustizsysteme dazu führen, dass Täter:innen einer Strafe häufig entgehen.
"Obwohl die Erkennung und Festnahme von Wilderern unerlässlich ist, könnten Strategien, die sich auf die Reduzierung von Möglichkeiten und Erträgen aus Wilderei konzentrieren, effektiver sein", nehmen die Forschenden an.
(mit Material von dpa)