Kinder bekommen in städtischen Kitas und Grundschulen in Freiburg vom kommenden Schuljahr an nur noch vegetarisches Essen. Das beschloss der Gemeinderat am Dienstagabend. Zudem werden die Preise für Schulessen vom Schuljahr 2023/24 an schrittweise erhöht. Der Vorschlag hatte teils heftige Kritik geerntet.
Bisher gibt es zwei Essensvarianten, wobei auch Fleisch und Fisch auf die Teller kommen. Dass es fortan nur noch vegetarische Kost geben soll, hat die Stadt allem voran aus Kostengründen durchgesetzt. Auf längere Sicht sei es möglich, die Regelung mit dem Einheitsmenü auch auf weiterführende Schulen auszuweiten. Zudem soll der Anteil von Bio-Produkten bei der Schul- und Kita-Verpflegung von bislang 20 auf 30 Prozent steigen.
Der Freiburger Vorstoß hat im Südwesten Beispielcharakter: Das Stuttgarter Landwirtschafts- und Ernährungsministerium teilte auf Anfrage mit, es sei ihm keine andere Stadt oder Kommune bekannt, die eine komplett fleischlose Kost in Kitas und Schulen anbiete. An Freiburger Schulen werden jährlich mehr als 500.000 Mittagessen in den Mensen ausgegeben.
"Den Schülerinnen und Schülern wird vorgeschrieben, was sie zu essen haben", kritisierte Gerlinde Schrempp von den Freien Wählern (drei Sitze) bei der Debatte im Gemeinderat. Stadtrat Franco Orlando von der Fraktion der FDP und BFF (Bürger für Freiburg; vier von 48 Sitzen) hatte schon zuvor erklärt, der Stadtspitze unter dem parteilosen Oberbürgermeister Martin Horn sei "Fleischkonsum ein Dorn im Auge". Im Gemeinderat hat Grün-Rot eine Mehrheit.
Bildungsbürgermeisterin Christine Buchheit (Grüne) verteidigte den Vorschlag: "Wir wollen die Kostensteigerungen im Rahmen halten", sagte sie. Gutes Fleisch sei ein Preistreiber.
Der Vizevorsitzende des Freiburger Gesamtelternbeirats, Sebastian Kölsch, kritisierte, dass der Elternbeitrag für ein Schul-Mittagessen von derzeit 3,90 Euro bis September übernächsten Jahres auf 4,80 Euro steigen solle. "Freiburg liegt mit seinen Preisen bei Großstädten im Südwesten nach unseren Recherchen schon jetzt an der Spitze", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Kölsch bemängelte zudem, dass es künftig keine Wahlmöglichkeit mehr für die Kinder geben solle. Der Gesamtelternbeirat könne sich ein Streichen des Fleischs vorstellen – etwa durch zwei vegetarische Gerichte. "Die Wahl zwischen Gemüselasagne und Dampfnudeln ist auch eine Auswahl", sagte er. Auch eine optionale Fleischbeilage zum vegetarischen Gericht sei denkbar, zum Beispiel einmal wöchentlich.
Freiburg verfolgt eine ehrgeizige Nachhaltigkeitspolitik und findet dabei aus eigener Sicht weltweit Beachtung und Anerkennung. In den Kantinen der Stadtverwaltung geht es bereits "fleischsensibel" und regional zu. Geführt wird die Kommune von Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos).
(sb/dpa)