Postfrau Andrea Bunar fährt los: Seit diesem Mittwoch liefert die 52-Jährige im Spreewald-Dorf Lehde wieder Briefe und Pakete auf dem Wasserweg aus. Mit ihrem Kahn liefert sie pro Woche mehr als 600 Briefe, Einschreiben und Postkarten sowie rund 70 Pakete und Päckchen an 65 Haushalte über die Spreewaldfließe, wie die Deutsche Post berichtete. Denn im brandenburgischen Lehde haben viele Haushalte keine direkte Anbindung an eine Straße.
Für Postzustellerin Bunar ist es bereits die zwölfte Saison auf dem Wasser. Vormittags liefert die 52-Jährige die Post in Lübbenau mit dem Postauto und nachmittags über die Fließe in Lehde aus.
Den neun Meter langen Kahn, mit dem sie im vergangenen Jahr sogar ein Fußballtor zum Empfänger gebracht hat, bewegt Bunar auf der rund acht Kilometer langen Tour mit reiner Muskelkraft. Traditionell nutzt sie dafür ein etwa vier Meter langes Rudel (Ruderstange). In einer Postkahnsaison können so etwa 1100 Kilometer zusammenkommen.
Die Zustellung ist klimaneutral und leise. Denn ein Motor ist im Unesco-Biosphärenreservat Spreewald nicht gestattet. Die Kahnsaison endet Mitte Oktober: Dann muss Bunar die Sendungen wieder mit dem Postauto liefern – und zu Fuß über Brücken und Treppen.
Die Postzustellung per Kahn hat eine 126-jährige Tradition. Damals geschah das auch noch in anderen Orten im Spreewald, da viele Dörfer lange Zeit nicht mit dem Straßennetz verbunden waren. Bis Ende der 1890er Jahre mussten die Bewohner Lehdes ihre Post sonntags beim Kirchgang abholen.
1897 richtete die Post wegen der zunehmenden Zahl von Briefen und anderen Sendungen die Zustellung per Spreewaldkahn ein, um Haushalte besser erreichen zu können. Heute hat sich diese Tradition nur noch im Spreewalddorf Lehde erhalten.
(sb/dpa)