Lebensmittel, die biologisch hergestellt werden, schonen nicht nur Umwelt und Klima – sie bringen auch einen weiteren Vorteil mit sich: Sie dämpfen die Inflation. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) vorliegt.
Einen richtigen Boom hatten Nahrungsmittel aus ökologischem Landbau durch die Pandemie bekommen. 2022 gaben deutsche Privathaushalte demnach rund 15,3 Milliarden Euro für Bio-Lebensmittel aus. Das war zwar etwas weniger als im Vorjahr, aber immer noch ein Viertel mehr als vor Beginn der Pandemie im Jahr 2019.
Der Grund laut Studien und Befragungen: Während des Lockdowns und der steigenden Infektionszahlen machten sich die Verbraucher:innen verstärkt Gedanken über gesunde Ernährung, artgerechte Tierhaltung und faire Produktionsbedingungen.
Gewachsen ist der Markt für Öko-Lebensmittel in der jüngeren Vergangenheit dem "RND" zufolge allem voran dadurch, dass auch Discounter ihr Bio-Sortiment ausgebaut haben. Dadurch wurde eine breitere Käufer:innenschicht erschlossen.
Trotz allem stecken die Bio-Lebensmittel noch immer in einer Nische. Nach Angaben des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft machen sie lediglich einen Anteil von sieben Prozent am Gesamtmarkt aus.
Dabei würde der Kauf von Bio-Produkten nicht nur Umwelt und Klima was Gutes tun, sondern hat auch einen ökonomischen Wert: Ökologische Lebensmittel haben demnach eine höhere Preisstabilität. Das weisen Adriana Neligan und Armin Mertens vom IW mit der Auswertung von Daten der Preisvergleichs-App Smhaggle nach, die dem "RND" zuerst vorlagen.
Besonders krass fällt die Teuerung bei einem Produkt auf: konventionellem Weizenmehl. Während sich das Bio-Mehl um "nur" 27 Prozent verteuert hat, ist das konventionelle Mehl um 76 Prozent teurer geworden. Auch für Emmentaler ist die Preis-Differenz signifikant. Aus konventioneller Herstellung kostete der Käse dieses Jahr 42 Prozent mehr, der Preis für die Bio-Variante ist hingegen nur um die Hälfte dessen gestiegen.
Dass Bio-Lebensmittel weniger im Preis gestiegen sind, als Produkte aus der konventionellen Herstellung, erklären sich die Expert:innen wie folgt: Die Ressourcen für die Tierhaltung und den Anbau von Pflanzen bei der ökologischen Produktion beruhen auf möglichst geschlossenen Betriebskreislaufen. Damit würden Öko-Betriebe nicht nur das Klima schonen, sondern seien auch unabhängiger von aktuellen Krisen.
In der Studie heißt es dazu: "Regional ausgerichtete Wertschöpfungsketten sorgen nicht nur für kürzere Transportwege, sondern auch für stabilere Preise."
Diese Annahme wird von der Untersuchung indirekt bestärkt. Die Inflationsrate von knapp neun Prozent zu Jahresbeginn sei nicht nur maßgeblich auf gestiegene Energiepreise zurückzuführen, sondern auch auf extrem hohe Notierungen für Nahrungsmittel und deren Vorprodukte auf den internationalen Märkten.
Allerdings muss man dazu auch erwähnen, dass das Preisniveau bei Bio-Lebensmitteln größtenteils vielfach höher liegt als bei konventionellen Produkten. Laut einer Studie im zweiten Quartal 2023 war eine Geflügelsalami in der Bio-Variante 220 Prozent teurer als das konventionelle Pendant. Dementsprechend verständlich ist es, dass Bio-Produkte noch immer Nischen-Produkte sind.