Immer wieder wird als Argument gegen den Bau von Windkraftanlagen die Gefahr, dass Vögel mit den Rotorblättern von Windkraftanlagen kollidieren, angeführt. Eine neue Studie des Energiebetreibers Vattenfall zeigt, dass Seevögel vor der britischen Küste den Rotorblättern von Windkraftanlagen besser ausweichen können als bisher angenommen.
Forscher:innen haben das Verhalten der Vögel in der Bucht von Aberdeen in der Nordsee an der schottischen Ostküste über einen Zeitraum von zwei Jahren mithilfe von Radaranlagen und Kameras beobachtet.
Während der Studie wurde kein einziger Zusammenstoß zwischen einem Vogel und einem Rotorblatt registriert. "Das ist die wichtigste Erkenntnis", sagt Henrik Skov, der Leiter des Projekts in einer Pressemitteilung von Vattenfall.
"Es wurde behauptet, dass sehr kostspielige Lösungen erforderlich wären, um sicherzustellen, dass die Vögel Kollisionen (mit den Rotorblättern von Windkraftanlagen) vermeiden, aber die Arten, die wir beobachtet haben, schaffen es sehr gut, ihnen auszuweichen. Sie scheinen sehr gut in der Lage zu sein, in einer Windkraftumgebung zu überleben", fügt Skov hinzu.
Dass die Forschungen auf hoher See und bei schwierigen Wetterbedingungen durchgeführt werden konnten, ist ein besonderer Erfolg. Dafür wurden Radardaten mit Kameras kombiniert, um die Seevogelarten zu identifizieren und ein dreidimensionales Bild von den Flugmustern der Vögel und der Art, wie sie den Rotorblättern ausweichen, erstellt.
Dank dieser Technik konnten die Wissenschaftler:innen immer sehen, wo sich die Vögel gerade aufhalten. "Im Abstand von zweieinhalb Sekunden wissen wir genau, wo sich die Vögel in einer dreidimensionalen Welt befinden, und wir können beschreiben, was sie in Bezug auf die Windkraftanlagen, die Entfernung zu ihnen und die aktuellen Wetterbedingungen tun", erklärt Skov.
Die Ergebnisse der Studie könnten möglicherweise den Weg für einfachere Genehmigungsverfahren für Offshore-Windkraftanlagen ebnen. Skov merkt an, dass bisher nur vier Vogelarten untersucht worden sind. Das Modell kann auch auf weitere Arten von Seevögeln oder auf Onshore-Windkraftanlagen angewendet werden.