Wer im Supermarkt vor dem Kühlregal steht, hat auch beim Fleisch die Qual der Wahl: Nicht nur findet man vom Schweinefilet über Steak und Hühnchen diverse Sorten vor, auch die Herkunft und Haltungsform der Nutztiere variiert stark – was sich auch im Preis bemerkbar macht. Während das Fleisch von Tieren aus Bio-Haltung teurer ist, ist jenes von Nutztieren aus engen Ställen deutlich preiswerter.
Mit der verpflichtenden Kennzeichnung auf dem Fleisch sollen Kund:innen mehr Klarheit darüber haben, wo ihr Fleisch herkommt und unter welchen Umständen das Tier zuvor gelebt hat. So sollen sie eine bewusstere Kaufentscheidung treffen können.
Um hier noch klarer zwischen besseren und schlechteren Lebens- und Produktionsbedingungen unterscheiden zu können, soll die Tierwohlkennzeichnung bald um eine zusätzliche Stufe erweitert werden. Das hat die Initiative Tierwohl (ITW) im Rahmen der an diesem Donnerstag startenden Grünen Woche in Berlin kommuniziert. Die Grüne Woche ist die international wichtigste Messe für Ernährungswissenschaft, Landwirtschaft und Gartenbau.
Zusätzlich zu der gesetzlich verpflichtenden Kennzeichnung der Tierhaltungsform werden die bisherigen vier Stufen um eine zusätzliche "Bio"-Stufe erweitert. Derzeit wird Bio-Fleisch mit der Haltungsform 4 "Premium" ausgezeichnet. Ab Juli 2024 soll dann eine ergänzende fünfte Stufe eingeführt werden, die den Kund:innen auf den ersten Blick zeigt, dass es sich um ein Bio-Produkt handelt.
Die Discounterkette Aldi geht diesen Schritt zum frühmöglichsten Zeitpunkt mit – und zeichnet sein Bio-Fleisch ab Juli mit dieser zusätzlichen Stufe aus.
Verpflichtend ist diese Kennzeichnung erst ab August 2025, außerdem gilt sie zunächst nur für frisches Schweinefleisch. Erst nach und nach sollen dann auch weitere Fleischsorten mit der fünften und damit besten Haltungsform gekennzeichnet werden müssen.
Diese Tierhaltungsformen gibt es bislang:
Die Discounterkette Aldi will im Rahmen des Haltungswechsels bis 2030 ihr gesamtes Frischfleisch-Sortiment sowie gekühlte Fleisch- und Wurstwaren auf die höheren Haltungsformen umstellen.
Noch in diesem Frühjahr will die Discounterkette eigenen Angaben zufolge das gesamte Trinkmilch-Sortiment auf die höheren Haltungsformen umstellen und zusätzlich auf eine möglichst deutsche Herstellung der Produkte achten.
Aldi ist Mitgründer der Initiative Tierwohl. Das branchenübergreifende Bündnis von Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel ist Träger des vierstufigen Siegels "Haltungsform".
Es gibt aber auch Kritik an der Initiative Tierwohl, die nicht zu verwechseln ist mit der Tierwohlinitiative des ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministers Christian Schmidt (CSU). Zwar sei die Initiative ein (kleiner) Schritt in die richtige Richtung, viele bemängeln aber dennoch, dass es sich um einen "Feigenblatt der Industrie" handele: Weder die Massentierhaltung, noch die Preispolitik der Supermarktketten ändere sich durch die Initiative.