Haferdrink im Kaffee statt herkömmlicher Kuhmilch, Sojahack anstelle von Rindfleisch für die Bolognese, oder der vegane Burger beim Essengehen statt des "normalen" mit Fleisch – viele stellen ihre Ernährung um. Während es für die einen noch ein zeitlich begrenztes Experiment zum Veganuary sein mag, ist es für andere eine klare Lebensentscheidung.
Dass immer mehr Menschen Lust auf vegane Ernährung haben, wirkt sich nicht nur auf das Sortiment in den Supermärkten oder Speisekarten in Restaurants aus. Auch in der Landwirtschaft könnte die Lust auf pflanzliche Proteine zu nachhaltigen Veränderungen führen. Eine neue Studie zeigt das Potenzial der Ernährungsumstellung für die Landwirtschaft.
Es gibt viele Vorteile, die pflanzliche Lebensmittel mit sich bringen. Ob Ethik und Gewissen oder der immense Wasserverbrauch in der Produktion – häufig schneiden pflanzliche Produkte in der Bilanz besser ab als tierische. Eine Studie vom Think Tank Green Alliance zeigt nun: Auch in Sachen Flächenbilanz überzeugen die pflanzlichen Proteinquellen.
Die Untersuchung mit dem Titel "Eine neue Flächendividende" legt offen, wie viel effizienter Land genutzt werden könnte. Dafür wurden zehn europäische Länder genauer unter die Lupe genommen.
Konkret untersucht wurde, wie sich eine Anbausteigerung von pflanzlichen Proteinquellen auf die Flächennutzung auswirken könnte. Die Ergebnisse sind beeindruckend.
Selbst wenn der Anteil an pflanzlichen Produkten am gesamten sonst tierischen Sortiment bis 2050 nur auf ein Sechstel steigen würde, versprechen sich die Forscher:innen bereits einen großen Effekt. Dann würden nämlich ganze 22 Prozent der Landwirtschaftsflächen frei werden. In einem optimistischeren Szenario könnten es sogar 43 Prozent werden.
Dahinter steckt eine einleuchtende Rechnung: Für die Tierhaltung werden nicht nur Flächen benötigt, auf denen die Tiere selbst stehen. Auch deren Futter muss angebaut werden und beansprucht zusätzliches Land.
In Deutschland werden derzeit 47 Prozent der Bodenfläche für die Landwirtschaft genutzt – davon ein Großteil für Tiere und deren Futter. 20 Prozent dieser Fläche geht allein für das Futter der Tiere drauf. Das könnte sich zukünftig ändern, denn pflanzliche Proteinquellen brauchen deutlich weniger Land.
Was aber soll mit der gewonnenen Fläche passieren? Immerhin könnte der Studie zufolge Land von der Fläche Baden-Württembergs frei werden, wenn statt tierischer mehr pflanzliche Proteine angepflanzt würden. Eine besonders umweltfreundliche und klimatisch sinnvolle Umwandlung der Fläche wäre auch die Renaturierung und Wiederaufforstung von Mooren und Wäldern.
Auch um die ökologische Landwirtschaft steht es zahlenmäßig aktuell noch nicht besonders gut. Nur zehn Prozent der genutzten Flächen in Deutschland dienen dem ökologischen Anbau. Mehr pflanzliche Erzeugnisse könnten auch diesen Anteil steigern. Die Studie geht von einem erhöhten Anteil von bis zu 32 Prozent aus.
Auch andere Länder könnten von der Entwicklung profitieren. Denn deutsche Landwirt:innen nutzen nicht nur ihren eigenen Boden, um Futter für Nutztiere anzubauen. Auch im Ausland gehen riesige Flächen für die Futterproduktion drauf, allem voran wird der Regenwald in Brasilien abgeholzt.
Denn hierzulande ist man auch auf Futterimporte angewiesen. Laut der Studie könnte außerhalb von Deutschland eine Fläche in der Größe Boliviens frei werden.
Doch auch wenn die Studie viele Möglichkeiten aufzeigt, bleibt es an der Politik, den Weg dafür zu ebnen. Insbesondere im Bereich der pflanzlichen Alternativen sind auch Investitionen nötig, damit sie überhaupt konkurrenzfähig werden können.