Müllsammeln kann eine unangenehme Angelegenheit sein. Je nach Sammelgebiet ist es viel Arbeit, stinkt doll und man macht sich auch mal die Hände schmutzig. Das macht doch niemand gern. Umso mehr hat es weltweit begeistert, als die japanischen Fans bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar nach jedem Spiel ihrer Mannschaft die Tribüne, auf der sie Minuten zuvor noch gefeiert oder gelitten hatten, säuberten, bevor sie das Stadion verließen.
Auch das Nationalteam selbst hinterließ seine Kabine stets blitzeblank. Japan galt als Vorbild des Recyclings, quasi als Umweltmeister. Da wundert es nicht, dass kürzlich nun die erste Weltmeisterschaft im Müllsammeln ausgerechnet in Japans Hauptstadt Tokio stattgefunden hat.
Der laut offizieller WM-Website "umweltfreundlichste Sport" wird auch Spogomi genannt, was ein Mix aus den Wörtern "Sport" und "Gomi" – zu Deutsch: Müll – ist. Erfunden hat ihn Kenichi Mamitsuka. Der Japaner erlangte in seiner Heimat und später auch weltweit Berühmtheit, weil er seit Jahren beim Joggen Müll einsammelt und daraus vor 15 Jahren einen sportlichen Wettbewerb machte – Spogomi.
Bei der daraus resultierenden ersten Weltmeisterschaft in Tokios Stadtteil Shibuya waren 21 Länderteams mit je drei Mitgliedern dabei, die insgesamt 550 Kilogramm Müll sammelten.
Dabei ging es nicht nur darum, wessen Müllberg am Ende der 45 Minuten am meisten wog, sondern auch um die verschiedenen Arten von Müll, die man anschließend sortieren musste. Besonders viele Punkte gab es für Zigarettenstummel.
Darauf basierend, wurden Punkte ermittelt und letztendlich der erste Weltmeister Großbritannien gekürt. Die Brit:innen hatten 83 Kilogramm Müll aufgehoben.
Obwohl die Veranstaltung durch seine Gründungsgeschichte einen sportlichen Charakter hat, bestand eine der Regeln darin, nicht rennen zu dürfen. Zudem durften die Gegner:innen sich nicht gegenseitig nachstellen oder Abfalleimer in ihre Tüten leeren. Jede Mannschaft wurde dabei von einem Schiedsrichter oder einer Schiedsrichterin begleitet, um das Einhalten der Regeln zu gewährleisten.
Auch ein deutsches Team namens "Dreckweg-Sammler on tour" war bei dem kuriosen Event dabei. Laut Spogomi-Website hatte sich die Delegation, bestehend aus Charlotte Schmitz, Meike Lukat und Finja Lukat, über eine Vorrunde in Düsseldorf für die Weltmeisterschaft in Tokio qualifiziert. Sie belegten am Ende den 16. von 21 Plätzen.
Dafür, dass er mit seiner Müllsammel-Bewegung schon so viele Meilensteine erreicht hat, ist Mamitsuka weiterhin sehr ambitioniert. Er äußerte den Wunsch, dass sich nun nach und nach weitere nationale Spogomi-Verbände gründen: "Unser Ziel ist es, bis 2030 Spogomi-Veranstaltungen in 50 Ländern abzuhalten."
Ein weiteres Ziel sei "eine Vorführ-Veranstaltung bei den Olympischen Spielen". Es bleibt abzuwarten, ob dieser Traum in Erfüllung geht. Vielleicht würde eine Spogomi-Veranstaltung am Rande eines Olympia-Turniers ja dazu führen, dass Zuschauer- und Sportler:innen auf den Rängen und in den Kabinen kollektiv zum Müllsammeln animiert werden.
(mit Material von dpa)