Der Experte für Gemüsebau Wolfgang Palme experimentierte über mehrere Jahre mit Gemüsesorten, weil er nach Lösungen für einen "zukunftsfähigen Gemüseanbau" suchte. Durch einen Zufall entdeckte er schließlich, dass viele Gemüsesorten viel kältebeständiger sind, als es die Lehrbücher ihm vermittelten. Seitdem hat Palme immer mehr Pflanzenkulturen ausfindig gemacht, die auch Kälte überstehen.
"Es gibt Sommer- sowie Wintergemüse, und keines der beiden hat etwas in der jeweils anderen Jahreszeit verloren", findet Palme. Der Einsatz von Ressourcen, um im Winter beispielsweise leckere Tomaten ziehen zu können, ist laut ihm viel zu aufwändig. Das Sommergemüse benötigt Wärme durch eine Heizung und ausreichend Licht, um schmackhaft zu werden. Was die Energiekosten im Winter in die Höhe treibt.
Palme gärtnert in dem städtischen Erlebnisgarten "City Farm" in Wien. Hier werden vielfältige Gemüsesorten angebaut und gartenpädagogische Veranstaltungen für Kinder und Erwachsene organisiert. Es ist zudem auch der erste und größte "Garten der Kinder" in Wien.
Innerhalb von 15 Jahren hat Wolfgang Palme 77 Gemüsearten entdeckt, die "frosthart" sind, also tatsächlich niedrigere Temperaturen vertragen als allgemein bekannt war. Diese baut er jetzt an. Auf der City Farm Augarten hat der Gärtner in seinen Frühbeetkästen gerade Lollo-, Batavia- und Eichblattsalat. Diese gedeihen hier ohne Heizung, nur ein Dach haben die Kästen. Dadurch werden die Pflanzen nicht vor dem Frost geschützt, sondern vor Feuchtigkeit in Luft und Boden sowie Blattnässe. Die "wahren Winterhelden" sind, laut Palme, die Freilandgemüsesorten. Zierkohl, Zuckerhut und Raddicchio brauchen nicht mal einen Beetkasten.
Kritisch sieht er auch die einseitige Nutzung von Anbauflächen. Im Sommer nutze man vielerorts hektargroße Folientunnelflächen zum Beispiel für den Anbau von Tomaten, im Winter ständen diese dann jedoch leer. Wobei man sie sehr gut für den Anbau von Winterfrischgemüse nutzen könnte. "Wir bauen hektargroße Gewächshäuser, und daneben stehen die Folientunnel leer, das ist unser Verschwendungszugang", meint Palme. Der Gärtner findet, dieser Umgang sei kein Modell für die Zukunft:
Das Start-up "Greenwell" setzt wie Palme auf die Nutzung bestehender Ressourcen. Um Erdwärme zu fördern, wollen sie die Gewächshäuser mit erneuerbarer Energie beheizen und dafür alte Öl- und Gasbohrungen zu Geothermiesonden umrüsten. Das Nutzen alter Bohrungen sei gemeinsam mit den meist gratis zu erhaltenen stillgelegten Sonden im Vergleich zu Neubohrungen mit nur marginalen Kosten für die Erdwärme verbunden, sagt Robert Philipp, Umwelttechniker und Mitgründer von "Greenwell".