Die letzten Kernkraftwerke Deutschlands sind 2023 vom Netz gegangen, das Zeitalter der Atomenergie endet. Den Ausstieg kritisierten viele, die Sorge vor Blackouts war groß. Allem voran in den Tagen kurz vor Weihnachten, als der Anteil von Kohlestrom im deutschen Stromnetz für kurze Zeit hoch war, wuchs die Kritik.
Mittlerweile ist der meteorologische Winter überstanden – und die Gesamtbilanz, auch des vergangenen Jahres, fällt deutlich positiver aus, als angenommen: Anstatt dass Deutschland in der "Kohlefalle" steckt, wie etwa CSU-Generealsekretär Martin Huber damals gegenüber der "Bild" kritisierte, hat Deutschland den Winter ohne Atomkraft gut überstanden.
Gegenüber BR24 erklärte Bruno Burger, verantwortlich für die Datenbank "Energy Charts" des Frauenhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE):
Entgegen der Sorge vieler Kritiker:innen mussten die Stromversorger nicht häufiger auf Strom aus Kohlekraftwerken zurückgreifen. Stattdessen verbrannte Deutschland 2023 – trotz des Atomausstiegs – so wenig Kohle wie zuletzt 1959. Ein großer Erfolg, der sich auch in den vergangenen beiden Monaten weiter fortsetzte: So wurde in diesem Winter insgesamt 29 Prozent weniger Kohle verbrannt als noch im Jahr zuvor.
Gleichzeitig stieg die Produktion von grüner Energie aus Wind und Sonne. 2023 war Expert:innen zufolge das erste Jahr, in dem in fast allen Monaten mehr Strom aus den erneuerbaren, als aus fossilen Energieträgern eingespeist wurde. Auch das ist ein neuer Rekord, der die Klimabilanz der deutschen Stromerzeugung merklich verbessert. Der wichtigste Energieträger war demnach die Windkraft (31 Prozent).
Hinzu kommt auch, dass Deutschland weniger Strom verbraucht hat. Das liegt zum einen an dem extrem milden Winter, der zu den wärmsten seit 100 Jahren zählt. Zum anderen stagnierte aber auch die Wirtschaftsleistung, was ebenfalls zu dem geringeren Stromverbrauch beitrug.
Allerdings: Nicht nur die Stromeinspeisung aus den erneuerbaren Energien legt zu, sondern auch die aus Erdgas. Nachdem der Stromanteil aus Gas 2022 aufgrund des Angriffskriegs auf die Ukraine auf einen Tiefstand von 11,5 Prozent gefallen war, stieg er 2023 um 3,9 Prozent.
Da beim Erdgas-Fracking allerdings viel Methan freigesetzt wird, ist der Stromanstieg alles andere als positiv und hat ähnlich klimaschädliche Folgen wie das Verbrennen von Kohle.