Der Verband der deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) ist zufrieden mit der Bilanz des Neun-Euro-Tickets: "Das Ticket war sehr erfolgreich und es lohnt, sich über die Fortsetzung Gedanken zu machen", sagte VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff in Berlin. Er forderte ebenso wie mehrere Landesverkehrsminister zugleich mehr Investitionen, um das Angebot im ÖPNV zu verbessern.
Wolff präsentierte die Zwischenergebnisse einer Studie, bei der wöchentlich 6000 Menschen ab 14 Jahren zu dem Ticket befragt worden waren. Eine wesentliche Erkenntnis sei, "dass wir viele Umsteiger haben", sagte Wolff.
Dem VDV zufolge wurden zehn Prozent der Fahrten mit dem Neun-Euro-Ticket für eine Strecke genutzt, die sonst mit dem Auto gefahren worden wäre. Insgesamt liege der Anteil der aus anderen Verkehrsmitteln verlagerten Fahrten bei 17 Prozent. Die Menge an eingesparten Treibhausgasen schätzt der VDV auf 1,8 Millionen Tonnen.
Es seien insgesamt rund 52 Millionen Tickets verkauft worden. Weitere zehn Millionen seien an Menschen gegangen, die ohnehin schon ein Abonnement für ein Monatsticket hatten, führte Wolff aus.
Er wies zugleich darauf hin, dass Menschen auf dem Land das Ticket oft nicht verwenden konnten. Der Hauptgrund, der von Menschen auf dem Land für den Nicht-Kauf des Fahrscheins genannt wurde, war demnach mit 37 Prozent der "fehlende Nutzungsanlass".
Dies zeige, dass man Preis und Qualität des Öffentlichen Personennahverkehrs "dringend zusammen diskutieren" müsse, sagte Wolff. Es sei klar, "dass Kundschaft kommt, wenn das Produkt stimmt".
Die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz der Länder, die Bremer Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne), sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz ebenfalls, es müsse in die Qualität investiert werden. Viele Menschen hätten wegen des angebotenen Neun-Euro-Tickets erstmals den Nahverkehr genutzt. Letztlich sei das aber nur ein wirklicher Erfolg, "wenn es dann auch eine Nachfolgeregelung gibt".
Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) verlangte ebenfalls ein gemeinsames Engagement, um eine bessere ÖPNV-Qualität zu erreichen. Es sei klar, dass "ein billiges Ticket nichts taugt, wenn das Angebot schlecht ist", sagte er auf der Pressekonferenz.
Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) forderte Bund und Länder auf, für Ausbau und Betrieb von Bus und Bahn jährlich mindestens 15 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen. Damit solle eine Nachfolgeregelung für das Neun-Euro-Ticket finanziert werden, der Großteil solle aber in den Angebotsausbau fließen.
Auch die Ampel diskutiert über einen Nachfolger zum 9-Euro-Ticket. Klar ist: So billig wird es wohl nicht mehr für die Menschen in Deutschland werden. Aktuell ist ein Preis von 49 Euro im Gespräch, was auch schon eine Entlastung wäre, wenn man bedenkt, dass viele Verkehrsbetriebe für ein Monatsticket bis zu 90 Euro verlangen.
Am Mittwoch überraschte dann Finanzminister Christian Lindner mit einem Tweet: Sein Parteikollege Volker Wissing habe ihn überzeugt, schreibt er. Er könne mit einem Bruchteil der Finanzmittel des 9-Euro-Tickets ein bundesweit nutzbares, digital buchbares Ticket realisieren.
Jetzt seien laut Lindner die Länder dran. Doch ob und wie am Ende die Nachfolgeregelung aussehen könnte, bleibt abzuwarten.
(sp/jab/afp)