Im Meer treibende Fischernetze, sogenannte Geisternetze, sind eine Katastrophe für Umwelt und Fische. Nicht nur verunreinigen die aus Plastik hergestellten Netze hunderte Jahre lang die Meere, da sie sich nur sehr langsam zersetzen. Sie sondern dabei auch gefährliches Mikroplastik ab, das die Fische und durch den Verzehr auch Menschen aufnehmen.
Die fast durchsichtigen Fischernetze werden darüber hinaus schnell zur Todesfalle für Meereslebewesen wie kleine Fische und, durch sie angelockt, auch für Schildkröten, Robben, Seehunde oder Schweinswale.
Die Entsorgung von Fischernetzen im Meer ist in Europa eigentlich verboten. Geht ein Netz verloren, ist man verpflichtet, es zu bergen. Doch manchmal reißen die Fischernetze einfach ab und sind unauffindbar. Oft werden sie aber auch einfach heimlich zurückgelassen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.
"Plastik ist ein Teil unserer Gesellschaft; wir verwenden so viel davon", sagt Professor Tobin Marks der Universitätszeitung der Northwestern. "Aber das Problem ist: Was machen wir, wenn wir damit fertig sind? Idealerweise würden wir es nicht verbrennen oder auf Mülldeponien lagern. Wir würden es recyceln."
Bis zu 453.000 Kilo an Fischereigeräten werden jedes Jahr im Meer zurückgelassen. Fischernetze machen mindestens 46 Prozent des berüchtigten Meeres-Müllstrudels Great Pacific Garbage Patch aus, wie die Organisation The Ocean Cleanup angibt.
Tobin Marks ist Studienautor einer neuen Methode, die eine Lösung für die Beseitigung alter Fischernetze sein könnte. Ein Team von Chemikern der Northwestern University hat einen kostengünstigen, ungiftigen Katalysator entwickelt, mit dem sich die komplexen Kunststoffpolymere von Fischernetzen leicht abbauen lassen.
Das macht Hoffnung, dass eine Methode zur endgültigen Beseitigung dieser Meeresverschmutzer nur noch wenige Jahre entfernt sein könnte, wie das Good News Network berichtet.
Denn das Hauptproblem bei dem Kunststoff Nylon-6, der gerne in Fischernetzen, Industrieteppichen und Kleidung verwendet wird, ist, dass er zu stark und haltbar ist, um sich selbst abzubauen.
Doch das amerikanische Forscherteam hat eine bahnbrechende Erfindung gemacht: Der neue Katalysator baut Nylon-6 innerhalb weniger Minuten schnell, sauber und fast vollständig ab, ohne schädliche Nebenprodukte zu erzeugen.
Dafür braucht es nur das kostengünstige und weit verbreitete Metall Yttrium sowie Lanthanid-Ionen. Es werden keine giftigen Lösungsmittel, teuren Materialien oder extremen Bedingungen wie bei anderen Katalysatoren benötigt. Somit könnte diese Recycling-Möglichkeit auch im Alltag verwendet werden.
Diese Erfindung könnte ein echter Durchbruch für das Recycling sein. Denn auch teure Sortiermaschinen oder -personal sind bei diesem Katalysator nicht nötig: Er reagiert nur auf Nylon-6, selbst wenn diesen von anderen Polymeren, also anderen chemischen Molekülen wie Kunststoffen umgeben ist. Marks und sein Team haben bereits ein Patent auf ihre Erfindung angemeldet. Denn die Industrie hat bereits Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt.