Watson: Du lebst bereits seit 2018 vegan und vertrittst diese Entscheidung auch nach außen hin. Sollten sich Promis für Nachhaltigkeit und Umweltschutz einsetzen, weil sie in der Öffentlichkeit stehen?
Oli Petszokat: Natürlich haben Prominente die größere Reichweite. Aber das gilt für jeden, der sich für seine Werte einsetzen will. Jeder kann im Kleinen etwas bewirken und sollte sich nicht nur auf andere, zum Beispiel Aktivist*innen, verlassen. Sondern jeder Mensch kann von der Entscheidung über die nächste Flugreise bis zum normalen Einkauf von Nahrungsmitteln darüber mitbestimmen, wie die Zukunft der Tiere, unserer Erde und von anderen Lebewesen aussieht.
Mitte Januar warst du mit anderen Promis auf der legendären Weißwurst-Party in Kitzbühel. Wie war das denn da – sind viele auf die vegane Weißwurst umgestiegen oder ging es deftig zur Sache?
Eigentlich ganz einfach. Zum Anfang hatten meine Frau und ich erstmal einen ganzen Tisch voll mit den veganen Weißwürsten nur für uns. Die sind aber nach und nach irgendwie doch noch von anderen mitgegessen worden, sodass am Ende keine mehr übrig war. Ich fand das echt schön, denn bei mir steht der Wert von Leben über dem Genuss. Und nur weil ich Bock auf einen Geschmack habe, muss kein Tier dafür sterben. Am Ende des Tages gibt es wichtigere Dinge auf der Erde als dieses verbissene "Das haben wir schon immer so gemacht." Und offensichtlich hat es ja auch anderen vegan geschmeckt.
Das ist besonders in so einem traditionellen Umfeld cool, weil es hoffentlich mal ein paar hartnäckige Vorurteile gegenüber Veganismus abbaut.
Es wird immer die geben, die sagen: "Ich lasse mir doch mein Essen nicht vorschreiben." Aber probiert es doch mal aus und überlegt mal, wie die Tiere überhaupt gezüchtet werden, umgebracht werden, was das der Natur, dem Ökosystem antut. Und es ist auch einfach Fakt, dass Menschen kein Fleisch zum Überleben brauchen. Es ist nicht essenziell, dass wir Fleisch in uns reinschaufeln.
Woran liegt dieses Festhalten am Fleisch?
Vor allem in den heutigen Städten sind wir weit davon entfernt, zu verstehen, wo das Fleisch überhaupt herkommt, das wir essen. Die Art und Weise wie Fleisch und Tierisches produziert wird, hat sich stark verändert und ist damit nicht mehr so gesund, wie wir uns das vielleicht noch vorstellen wollen. Aber die meisten müssen es einfach nur mal ausprobieren: Wenn bei mir Freunde zu Besuch sind, koche ich oft für alle. Und bekomme dann oft erstaunte Kommentare wie: "Ach hätte ich gar nicht gedacht, dass das in vegan so lecker schmeckt!"
Was ist dir beim Kochen wichtig?
Für mich gehört auch dazu, dass man nicht jedes Fleischgericht in vegan nachkochen muss. Aber ich finde, inzwischen gibt es echt tolle pflanzliche Produkte, sodass du viele unterschiedliche Geschmäcker auf dem Teller haben kannst.
Du kochst Zuhause rein vegan. Hat das auf deinen Sohn Ilias abgefärbt? Wie isst der jetzt?
Haha, also der kocht inzwischen für sich selbst, er wohnt auch seit zwei Jahren in einer anderen Stadt. Aber generell mache ich mir um die junge Generation keine Sorgen. Das ist die Generation, die sich auch mit Fridays for Future auf die Straße stellt, die viel mehr Haltung hat, die viel offener ist, egal ob es um Themen wie Gendern, Sexismus oder um Umweltschutz geht. Da hatte das Internet einen ziemlich starken Einfluss. Da sind zwar viele dumme, empathielose Menschen. Aber es tun sich auch viele mit guten Werten zusammen, wie zum Beispiel die Aktivist*innen aus Lützerath.
War das anders, als du 23 Jahre alt warst, so wie Ilias jetzt?
In den 80ern und 90ern waren Leute, die sich vegetarisch ernährten, noch "Jutebeutelträger" und "Körnerfresser". Das ist meilenweit entfernt von heute, wo vegetarisch und vegan sein einfach dazugehört.
Sehen das Menschen in deinem Alter jetzt genauso? Oder ist das eher auf die GenZ bezogen?
Das kommt auf die Bubble an. Auf der Weißwurst-Party habe ich auch einige Kommentare gehört wie: "Wir müssen das Brauchtum schützen." Aber stattdessen sollten wir lieber mal unseren Planeten schützen und was fürs Tierwohl, Umwelt und auch für die eigene Gesundheit tun. Das hat oftmals mit sozialem Verständnis zu tun. Und ich denke bei Älteren ist eine Umstellung schwieriger, weil sie das schon lang so machen. Ich nehme das als Anlass, mich selbst zu durchleuchten und mich auf Neuerungen einzustellen, um ein bestmöglicher Mitbürger zu sein. Denn schließlich leben wir ja nicht allein, sondern in einer Gesellschaft.
Oli, du rauchst nicht, trinkst nicht, nimmst keine Drogen, ernährst dich vegan: alles ziemlich gesund. Jetzt war deine Frau Pauline schwer krank in den letzten drei Jahren. Ist diese Lebensweise eine Reaktion darauf?
Nein, das ist grundsätzlich schon unsere Einstellung davor gewesen. Ich will auch gar nicht den Zeigefinger heben. Aber für meine Frau und mich ist es wichtig, unsere bestmögliche Variante zu sein und zu leben. Einfach alles so gut machen, wie wir denken, dass es richtig ist. Wir wollen niemanden zwingen, das mitzumachen. Aber klar weiß ich, dass sich davon auch andere beeinflussen lassen und das als Anlass nehmen, die vegane Ernährung auszuprobieren. Zum Beispiel jetzt durch den Veganuary, aber eben auch danach. Probier es aus und zieh die Challenge mal ein, zwei Wochen durch und du merkst, wie positiv sich das auf das eigene Wohlbefinden auswirkt. Für jeden, der gesund und lange leben will, geht das über eine gesunde Ernährung eh sehr einfach. Und das ist super cool!