
Die Westantarktis ist noch zu einem großen Teil mit Eis bedeckt, doch die Eisfläche wird kleiner.Bild: www.imago-images.de / Rights Managed
Klima & Umwelt
10.09.2020, 12:1028.09.2020, 11:41
Der Thwaites-Gletscher in der westlichen Antarktis gilt als einer der größten Gletscher weltweit. Außerdem ist er ein wichtiger Indikator für den Klimawandel. Der Eis-Gigant bedeckt über 190.000 Quadratkilometer – eine Fläche so groß wie Großbritannien oder Florida.
Doch der Koloss verliert stetig Volumen. In den letzten 30 Jahren hat sich das Schmelzwasser, das aus dem Thwaites fließt, fast verdoppelt – und ist somit für 4 Prozent des Anstiegs des Meeresspiegels verantwortlich.
Bereits Anfang des Jahres warnten Forscher, dass sich bei einem vollständigen Verschwinden des Gletschers der Meeresspiegel um etwa 65 Zentimeter anheben wird. Für zahlreiche Städte weltweit würde das Überflutungen bedeuten, vor allem in Ländern des globalen Südens.
Klimaforscher Mojib Latif sagte etwa der "taz" vergangenes Jahr zum Thema Meeresspiegelanstieg: "Viele Länder in Asien oder Afrika haben, anders als die Industrieländer, oft nicht die Mittel, sich anzupassen. Da ist die Verletzlichkeit der Bevölkerung größer, da entscheidet ein halber Meter mehr oder weniger dann tatsächlich über Sein oder Nicht-Sein."
Ursache liegt unter dem Gletscher
Nun haben Forscher eine mögliche Ursache für das rapide Schmelzes der Eismasse des gigantischen Gletschers gefunden. Demnach entdeckten sie Unterwasserströme, die mit warmen Wasser für ein allmähliches Auftauen des Gletschers an der Unterseite sorgen könnten. Die Wissenschaftler der International Thwaites Glacier Collaboration (ITGC) fanden heraus, dass unter dem Schelfeis verborgenen Hohlräume wahrscheinlich dafür sorgen, dass warmes Meerwasser unter dem Schelfeis nach oben fließt. Die dadurch entstehenden Ströme lassen den Gletscher dann von unten schmelzen.

Am linken Bildrand ragt eine Eiszunge ins Wasser. Das ist der Thwaites-Gletscher. Bild: imago stock&people / StockTrek Images
Mit den gesammelten Daten wollen die Wissenschaftler nun Simulieren, welchen Einfluss die Warmwasserströme, die zum Teil bis 800 Meter in die Tiefe reichen, auf den Gletscher haben. Bisher sei es dem ITGC nicht gelungen, den Anstieg des Meeresspiegels in der Westantarktis genau zu quantifizieren, "weil es so viele unbekannte Faktoren hinsichtlich des Verständnisses der Eisschildprozesse und der Reaktion der Gletscher im Laufe der Zeit gab", erklärt der Aerogeophysiker Tom Jordan gegenüber CNN.
Wichtige Erkenntnis im Kampf gegen Klimawandel
Für ihn sind die neuen Erkenntnisse ein wichtiger Schritt, die Prozesse in der Antarktis besser zu verstehen, auch wenn es nicht möglich sei, die Kanäle "an einem so entfernten Ort" zu blockieren, betont er.
Die einfachste Lösung wäre es, "den Klimawandel aufzuhalten", so Jordan. Die Forscher erhoffen sich aber auch eine "angemessene Einschätzung, was mit dem Thwaites-Gletscher passieren wird".
Das würde helfen, den Regierungen und politischen Entscheidungsträgern zu erklären, was passieren wird, wenn die Entwicklung so weitergeht.
(lau)
Klimaschutz ist eine Notwendigkeit. Deshalb schreiben hier junge Aktivist:innen von Fridays for Future regelmäßig für watson über das, was sie bewegt – und was sich politisch bewegen muss. Es geht um Gerechtigkeit und die Zukunft. In dieser Woche schreibt Franziska Liess über Gasbohrungen in Reichling.
Reichling, ein idyllischer kleiner Ort im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech, mit Ausblick auf Seen und Wälder, in der Ferne die Alpen – sogar die Zugspitze kann man sehen – und bald, inmitten dieser wunderschönen Landschaft, auch einen etwa 40 Meter hohen Gasbohrturm.