Nachhaltigkeit
Klima & Umwelt

Luisa Neubauer kritisiert Podcast-Szene: "Mehr Verantwortung übernehmen"

Luisa Neubauer Berlin, 31.03.2023 - Luisa Neubauer spricht waehrend einer Demonstration von Fridays for Future fuer die Einhaltung von Klimazielen. Berlin Berlin Deutschland *** Luisa Neubauer Berlin, ...
In Deutschland ist Luisa Naubauer eine der Hauptorganisatorinnen des von Greta Thunberg inspirierten Schulstreiks Fridays for Future.Bild: imago images / Jochen Eckel
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Luisa Neubauer kritisiert Podcast-Szene: "Mehr Verantwortung übernehmen"

20.04.2023, 17:0920.04.2023, 18:06
Mehr «Nachhaltigkeit»

Einen Podcast hat heute jeder Zweite. Doch was kann er eigentlich bewirken? Und wo sind die Grenzen zwischen Aktivismus und Journalismus? Auf dem Spotify Summit "All Ears" in Berlin sprachen bei einem Panel verschiedene Podcast-Hosts über das Thema "Aktivismus zum Hören – Podcast in Zeiten von Dauerkrisen".

Als Gäste waren Luisa Neubauer (sie hat den Spotify-Podcast "1,5 Grad"), die Aktivistin Düzen Tekkal ("German Dream"), Vassili Golod ("Machiavelli – Rap und Politik"), "Sham Jaff ("19022020 – ein Jahr nach Hanau") und Zuher Jazmati ("BBQ Podcast") anwesend. Moderiert wurde das ganze von der Journalistin Salwa Houmsi, die selbst mit Sebastian Hotz (bekannt geworden als Twitter-Satiriker El Hotzo) den Podcast "Hotz und Houmsi" hat.

"Man kann damit dem Thema Klimakrise die Schwere nehmen."
Luisa Neubauer über Podcasts zur Klimakrise

Während des Gesprächs verriet die Klimaaktivistin Luisa Neubauer, worin ihrer Meinung nach die Stärke von Podcasts liegt – gerade in Sachen Klimakrise: "Man kann damit dem Thema Klimakrise die Schwere nehmen." So könne man sich damit beschäftigen, "bestenfalls ohne am Ende des Tages weinend in die Ecke zu gehen".

Warum Podcasts die besseren Talkshows sind

Selbst wenn man bei Podcasts noch oft "gewohnt ist, zwei Männern beim Frühstücken zuzuhören", hätten sie viel Potenzial. Oft könnten Podcasts sogar mehr leisten als andere Formate.

"In Talkshows gibt es oft Psychokrieg und keinen Erkenntnisgewinn."
FFF-Aktivistin Luisa Neubauer

Denn Podcasts seien besser und weiter als Talkshows, ist sich Neubauer sicher: "In Talkshows gibt es oft Psychokrieg und keinen Erkenntnisgewinn", sagt sie auf der Bühne. "Ein Podcast dagegen bietet Orientierung, nimmt aber das eigenständige Denken nicht ab."

Wichtig sei es aber auch, im Podcast Handlungs- und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen. "Reden ist Macht", sagt die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal. "In der Klimakrise ist Wissen nicht immer Macht, sondern Ohnmacht", wendet Neubauer ein. Daher müsse es immer einen Teil für die Zuhörer geben mit Informationen zu der Frage: Was kann ich jetzt selber machen?

Auch Sachbücher über die Klimakrise seien oft zu wenig konstruktiv: "Es geht dann oft 316 Seiten des Buches über die Krise und nur die letzten fünf Seiten über Lösungen", kritisiert die Klimaaktivistin.

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Neubauer beschreibt, wie große Podcasts oft halbherzig versuchten, ein paar Klimafolgen zu drehen und sie dann wegen zu wenig Zuhörer:innen aufgäben. Wichtig sei es bei Podcasts aber immer, ein "guter Storyteller" zu sein. Daher sieht die Fridays-for-Future Sprecherin gerade auch bekannte Podcaster mit großer Reichweite in der Pflicht, sich ein wenig Zeit zu nehmen und ihrer Verantwortung bewusst zu werden.

"Im Jahr 2023 sollte es selbstverständlich sein, auch in Unterhaltungsshows ein bisschen Zeit abzuknappen, um sich mit dem Thema Klimakrise zu beschäftigen."

Ihr Appell an die Podcast-Szene: "Es sollte nicht zu viel verlangt sein, sich ab und zu zu fragen: Was kann ich machen? Im Jahr 2023 sollte es selbstverständlich sein, auch in Unterhaltungsshows ein bisschen Zeit abzuknappen, um sich mit dem Thema Klimakrise zu beschäftigen." Die Art und Weise, wie das Thema behandelt werde, könne dabei auch gern so kreativ und bunt wie möglich sein.

Podcast-Hosts sollen Vorbildfunktion ernst nehmen

Gerade Podcaster mit vielen Follower:innen hätten auch eine Vorbildfunktion. "Wenn du wegschaust, machst du auch schon was. Du bist ein Vorbild und machst es den Menschen, die dir folgen, damit leicht, zu sagen: Das machen andere oder Aktivisten, ich muss mich damit nicht beschäftigen."

Dem stimmt Düzen Tekkal, Gründerin der Menschenrechtsorganisation Hawar Help, zu: "Ein Podcast ist kein Selbstzweck. Es müssen Menschenleben gerettet werden. Man muss informieren und sensibilisieren."

Bei der Frage, ob und wie man Journalismus von Aktivismus trennen müsse, kontert Neubauer: "Journalismus ist per se eine Haltung." Auch die Journalistin Sham Jaff, die auch den Newsletter "What happened last week" über wichtige Themen des globalen Südens schreibt, empfindet ihre Arbeit nicht als Aktivismus.

Neubauer nimmt diesen Faden auf und folgert: "Wir brauchen dringend einen Journalismus, der den Schutz der Menschenrechte und des Lebensraumes beinhaltet." Sie fordert die Podcast-Branche auf, solche Angebote zu schaffen: "Wo ist die Kreativität und Bereitschaft, solche Angebote zu schaffen?"

Ihrer Meinung nach sei es auch eine Frage des Respekts, Menschen, die weniger privilegiert sind, den Zugang zu Infos zu verschaffen, die sich um die Frage drehen. Hier eigneten sich Podcasts, die oft gratis sind, besonders gut. "Jeder soll sich informieren können über die Klimakrise, die mich jedes Jahr meines Lebens begleiten wird."

Mehrwertsteuer-Erhöhung auf Fleisch: Darum ist das eine gute Idee

Über Wochen haben Landwirt:innen mit ihren Traktoren bundesweit Straßen blockiert und lautstark protestiert. Der Grund: Weil die Bundesregierung aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom November 2023 rund 17 Milliarden Euro einsparen muss, kündigte die Ampel an, Vergünstigungen beim Agrardiesel und die Kfz-Steuerbefreiung für Landwirtschaftsfahrzeuge zu streichen.

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