Ein Massensterben in einem brasilianischen Fluss sorgt bei Umweltschützer:innen für Entsetzen. Rund 20 Tonnen verendeter Fische könnten laut ersten Erkenntnissen die Folge illegaler Schmutzwasserentsorgung sein. Aktivisten fürchten, dass die Naturkatastrophe noch jahrelang zu spüren sei.
Dem Massensterben im Rio Piracicaba fielen neben Fischen auch Pflanzen und andere tierische Flussbewohner zum Opfer. Gegenüber dem US-amerikanischen "ABC news" malte Umweltschützer Adriano Queiroz ein düsteres Bild.
Der Lizenzdirektor der zuständigen Umweltagentur im Bundesstaat São Paulo wies auf die "signifikanten Auswirkungen auf die Biodiversität" hin. Weil so viele verschiedene Spezies in großer Zahl betroffen seien, werde das Biotop "Jahre brauchen, um sich davon zu erholen."
Bereits am 7. Juli waren Anwohner:innen der viel genutzten Wasserstraße zunächst auf Fischkadaver und Fäulnisgeruch aufmerksam geworden. Ein Massensterben schien zunächst verhindert werden zu können, in dem Wasserschranken für einen besseren Durchfluss geöffnet wurden. Untersuchungen zeigten zwei Tage später eine positive Sauerstoff-Entwicklung.
Am gestrigen Mittwoch stellten sich dann aber Bilder des Grauens ein. Noch im Laufe des Tages bildeten tonnenweise aufgeblähter Fische einen dichten Teppich auf der Wasseroberfläche.
Ursächlich für das Massensterben, so der Stand der Untersuchung, ist eine "irreguläre Entsorgung von Abwässern". Das teilte die zuständige Ermittlungsbehörde mit. Ins Visier der Ermittler:innen gerieten die Betreiber:innen einer Raffinerie im Bundesstaat São Paulo.
Der Zucker- und Ethanolproduzent Estiva steht demzufolge im Verdacht für die Naturkatastrophe verantwortlich zu sein. Die Ermittler:innen wiesen darauf hin, dass die Situation auch für Anwohner:innen und die Fischerei "sehr besorgniserregende" Folgen habe. "Diese traurige Umweltkatastrophe hat aufgrund der Schwere und Vielzahl an Konsequenzen alle bewegt".
Neben den Umweltschutzbehörden stellt auch die lokale Polizei Untersuchungen an. Diese sollen klären, ob es sich bei der mutmaßlich illegalen industriellen Abwasserentsorgung um ein strafrechtlich relevantes Vergehen handelt. Auf Estiva könnte in dem Falle nicht nur eine empfindliche Strafzahlung zukommen, Firmenverantwortlichen könnten zudem persönlich haftbar gemacht werden.