An der deutschen Ostseeküste bereiten sich die Einwohner:innen auf eine schwere Sturmflut vor. Am Freitagnachmittag und Freitagabend soll das Maximum erreicht werden. Dann ist in der Region mit Sturm- und Orkanböen mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde zu rechnen.
In Flensburg könnte es die höchste Sturmflut seit 100 Jahren werden. Am Freitagmorgen schon drückte das Wasser in die Schiffbrücke, eine Straße am Flensburger Hafen am Rande der Innenstadt. Und: "Das dicke Ende kommt noch", erklärte eine Polizeisprecherin.
Bilder und Videos zeigen das Ausmaß des Unwetters im Norden. Auf X (ehemals Twitter) wurden einige Aufnahmen geteilt. Zu sehen sind Wassermassen, die fast über die Ufer treten, bereits überschwemmte Straßen und eine reißende Ostsee.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) erwartete für die Kieler und Lübecker Bucht erst für den Freitagnachmittag und -abend den Höhepunkt des Unwetters. Schon vorher hatten Einsatzkräfte aber viel zu tun. In vielen Orten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, zum Beispiel in Flensburg, ist es zu Überschwemmungen gekommen. Teilweise gab es großräumige Sperrungen. An manchen Orten wurde das aufsteigende Wasser mit Sandsäcke abgehalten.
Auch in Lübeck wurden Uferbereiche vom Wasser überschwemmt. Nach Angaben einer Sprecherin der Polizei trat die Trave über die Ufer. Die dortige Polizei sei wegen des Sturms verstärkt im Einsatz. Straßen würden gesperrt. Schon im Vorfeld hatte es zwar Warnungen gegeben, aber in der Innenstadt waren offenbar nach wie vor Autos "in brenzligen Gebieten" abgestellt.
Die Polizei ist auch wegen durch Böen umgestürzte Bäume im Einsatz gewesen. Seit Freitagmorgen registrierte die Polizei in Kiel bereits 25 Sturmeinsätze. 80 Prozent betrafen umgestürzte Bäume, berichtete eine Sprecherin. Am Nachmittag sollte die Kiellinie für den Verkehr aus Sicherheitsgründen gesperrt werden.
Zahlreiche Straßen standen bereits unter Wasser. Auch im Stadtgebiet Schleswig stiegen die Pegelstände in Nähe der Schlei an und führten zu Überschwemmungen. Auf Fehmarn waren am Freitag die freiwilligen Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung von zehn Urlauber:innen und einem Hund zu Hilfe gekommen. Die Betroffenen waren auf ihren Hausbooten vom Sturm überrascht worden. Sie mussten die schwimmenden Unterkünfte verlassen und wurden an Land gebracht.
Noch hält der Sturm aus Richtung Osten an. Angesichts dessen warnte das BSH vor einer "Gefahrenlage für die gesamte Küste", die bis Samstagvormittag dauern sollte. Betroffen waren vor allem Schleswig-Holstein und das westliche Mecklenburg-Vorpommern.
In der Flensburger Förde könnte der höchste Wasserstand seit mehr als 100 Jahren erreicht werden. Die Wasserstände könnten bis zu zwei Metern über das mittlere Hochwasser steigen, teilte das BSH auf seiner Internetseite mit. In der Kieler und der Lübecker Bucht werden Wasserstände von etwa 1,80 Meter über dem üblichen Pegelstand erwartet. An der weiter östlich gelegenen Küste von Mecklenburg-Vorpommern sind es bis zu 1,30 Meter über dem Normalwert.
In Mecklenburg-Vorpommern soll die Flut allenfalls nahe der Lübecker Bucht das Niveau einer schweren Sturmflut erreichen. Die zuständigen Landesbehörden rechnen jedoch aufgrund des Küstenschutzes kaum mit Schäden durch das aktuelle Hochwasser. Lediglich an den Boddengewässern, also den mit der Ostsee verbundenen Buchten, könne es vereinzelt zu nennenswerten Überflutungen kommen.
(Mit Material von dpa und AFP)