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Hochwasser in Deutschland: Bayern droht jetzt massive Mücken-Plage

Eine Mücke im Sommer: Mücken sind Insekten, die Menschen zum Beispiel im Garten und in der Natur stechen können. Gegen den Kontakt mit den Juckreiz auslösenden Stechmücken hilft zum Beispiel Schutzspr ...
Schon bald könnten in den Hochwasser-Regionen Scharen an Mücken schlüpfen.Bild: Getty Images/iStockphoto
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Nach Hochwasser in Deutschland: Bundesland droht massive Mücken-Plage

21.06.2024, 18:13
Mehr «Nachhaltigkeit»

Bayern und Baden-Württemberg kämpften Anfang des Monats gegen Hochwasser und teils verheerende Überflutungen. Auch die letzten Flüsse haben sich inzwischen wieder zurückgezogen, Pegelmeldestufen wurden nur noch vereinzelt erreicht.

Die Bilanz in Bayern: Mindestens vier Tote und Schäden in Milliardenhöhe. Jetzt geht es eigentlich ans Aufräumen. Doch Expert:innen warnen nun vor einer neuen Gefahr. Die betrifft ausgerechnet die Regionen, in denen vor wenigen Wochen noch das Wasser stand und Menschen um ihre Existenz fürchteten.

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Nach dem Hochwasser kommen die Mücken

Für Menschen am bayerischen Chiemsee oder Ammersee ist es nichts Neues, dass sie zum Sommeranfang von Scharen an Mücken heimgesucht werden. Doch auch vielen Gemeinden, die nicht direkt an einem See liegen, aber vom Hochwasser betroffen sind, droht offenbar eine baldige Mücken-Plage.

Noch ist es nicht so weit, heißt es in einem Bericht des "Bayerischen Rundfunks" (BR). Aber früher und später werden demnach die Mücken dort ein neues, zusätzliches Problem darstellen. Denn noch immer steht auf einigen Wiesen das Wasser, während im Süden Deutschlands warme, schwüle Temperaturen herrschen: ein Paradies für Mücken.

"Die Mücken freuen sich", sagte Insektenforscher Thomas Morwinsky von der Bundeswehr in München dem "BR". Auf überschwemmten Wiesen nimmt der Biologe Wasserproben und untersucht sie auf Mückenlarven. Was er findet, ist eine "anständige Anzahl", wie es heißt. Bei optimalen Bedingungen sollen die Mücken in etwa einer Woche schlüpfen.

Bayern: Aggressive Überflutungsmücke könnte zum Problem werden

In Bayern gibt es laut dem "BR" mehr als 50 Stechmücken-Arten. Bei der schlausten und gemeinsten von ihnen soll der Name Programm sein: Die einheimische Überflutungsmücke hat sich auf Überschwemmungslagen spezialisiert. Sie ist robust, anpassungsfähig und überlebt auch mehrere Jahre im Trockenen, um dann bei Überschwemmung zu schlüpfen.

Besonders schlimm für die Anwohner:innen in ihrem Verbreitungsgebiet: Die Überflutungsmücke ist zudem sehr aggressiv, tritt in großen Massen auf und sticht auch tagsüber, wie der Insektenforscher Martin Geier im "BR" erklärte. In betroffenen Gebieten könne ein Mensch bis zu hundert Stiche am Tag bekommen. Immerhin überträgt die Überflutungsmücke keine Krankheiten.

Hochwasser: Management der Flutfolgen hat Priorität

In den bayerischen Gemeinden hat man der drohenden Mückenplage wenig entgegenzusetzen. Und: "Die Mücken sind jetzt unser kleinstes Problem", erklärte der Bürgermeister der schwäbischen Gemeinde Nordendorf, wo besonders viele Überflutungsmücken erwartet werden, dem "BR". Außerdem hätte die drohende Mückenplage Dimensionen, die man gar nicht stemmen könne. Wie man die Plage großflächig bekämpfen kann, wisse man nicht.

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Noch immer laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren.Bild: dpa / Stefan Puchner

Der Bürgermeister setzt daher darauf, die Bürger:innen über die mögliche Mücken-Plage zu informieren, damit sie sich rechtzeitig mit Insektenspray versorgen können. Auch das bayerische Umweltministerium empfiehlt, im Kampf gegen die stechenden Insekten das Mückenbekämpfungsmittel BTI einzusetzen.

Mückenbekämpfungsmittel ist Mangelware

Doch genau hier liegt das nächste Problem: Durch das Hochwasser gibt es einen höheren Bedarf an BTI, die Firmen kommen mit der Produktion nicht hinterher, so der Insektenforscher Thomas Morwinsky gegenüber dem "BR".

Denn es werde bei BTI nicht auf Vorrat, sondern nur für einen gewissen Bedarf produziert. "Wenn jetzt auf einmal ein doppelt oder dreifach so hoher Bedarf da ist, dann heißt es: Wer zuerst kauft, kriegt was. Und die anderen kriegen eben nichts mehr", erklärte Morwinsky.

Auch der Insektenforscher Martin Geier ist besorgt über die immer wiederkehrenden Mückenplagen nach Hochwasser. Dem "BR" sagte er, dass es für die betroffenen Gemeinden schwierig sei, neben den Überschwemmungen auch noch die Koordination des BTI-Einsatzes zu organisieren.

In der Praxis komme gerade Letzteres meistens zu kurz. Er wünscht sich eine langfristige Strategie bei der Mücken-Bekämpfung. Das heißt: einen Vorrat an BTI anlegen, eine Logistik aufbauen und regelmäßig Übungen durchführen.

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