Die Weltgemeinschaft hat es in den vergangenen Jahren schwerer als zuvor. Einige Regionen sind bereits seit Jahren oder gar Jahrzehnten von Krieg und Hunger betroffen, in anderen wiederum entwickelten Menschen durch den Klimawandel, die Corona-Pandemie oder Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ein neues Krisenbewusstsein.
Die Gleichzeitigkeit all dieser Brandherde überfordert viele – dabei braucht es eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Problemen der Welt mehr denn je. Unter anderem, weil sich die Krisen gegenseitig bedingen. Darauf macht nun auch eine Klimaexpertin aufmerksam, die vor weiteren Kriegen in der Zukunft warnt.
Die Klimakrise gilt für viele Expert:innen als das übergeordnete Problem unserer Zeit. Natürlich bedingen sich verschiedene Ereignisse in der Welt gegenseitig, doch die immer weiter ansteigenden Temperaturen lösen eine Reihe von Folgen aus.
Ganze Regionen werden aufgrund zu hoher Temperaturen nicht mehr bewohnbar sein, Inseln durch steigende Meeresspiegel untergehen, Ernteausfälle zu mehr Armut, Hunger und wirtschaftliche Krisen führen – und all dieses Elend Millionen von Menschen zum Flüchten bewegen. Letzteres ist per se nicht unbedingt ein Problem, könnte jedoch weitere Unruhen in sich abschottenden Ländern auslösen.
Dabei bleibt es nicht: All das kann im schlimmsten Fall sogar zu Kriegen führen, wie Ökonomin Ana Toni nun warnt. Sie ist Klimawandelbeauftragte der brasilianischen Regierung und leitet die jährliche UN-Klimakonferenz COP30 im November in ihrem Heimatland geschäftsführend. Laut dem "Guardian" erklärte Toni:
Der Kampf gegen den Klimawandel dürfe daher nicht losgelöst von der großen Sicherheitsfrage der Menschheit gesehen werden.
Dementsprechend kritisierte Toni etwa das Vorgehen Großbritanniens, das derzeit Auslandshilfen für den Klimaschutz und humanitäre Hilfe kürzte und vorhat, Investitionen in die britische Energiewirtschaft zu kürzen, um massive Verteidigungsausgaben gegenzufinanzieren.
Der "Guardian" nennt als Gegenbeispiel dazu Deutschland. Hierzulande haben Union, SPD und Grüne im Bundestag ein hunderte Milliarden schweres Schuldenpaket für Investitionen in Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz verabschiedet. Es muss nur noch durch den Bundesrat bestätigt werden.
Toni mahnte weiter, dass Kriege zwar "kommen und gehen", die Klimakrise jedoch "schon lange" da sei und daher ernst genommen werden müsse. "Sonst werden wir in Zukunft noch mehr Kriege haben." Kompromisse zwischen "kurzfristigen Verteidigungserfordernissen jetzt und der langfristigen Notwendigkeit, diesen größeren Kampf gegen den Klimawandel zu verhindern" seien "absolut notwendig".
Die Klimakrise führt schon länger zu dem Phänomen, das Toni besorgt. In Syrien demonstrierten nach einer jahrelangen Dürre massenweise Menschen gegen das Assad-Regime, das wiederum mit Gewalt antwortete und 2011 den Bürgerkrieg entfachte.
Das erklärte Florian Krampe, Direktor des Programms "Klimawandel und Risiken" am renommierten schwedischen Friedensforschungsinstitut Sipri 2023 gegenüber dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Toni und auch andere Expert:innen fürchten, dass derlei Reaktionen sich durch die Klimakrise häufen können.