Zurzeit stürzen wir von einem Wetter-Extrem ins nächste: Frühlingshafte Temperaturen mit viel Wind, Regen und Sturm wechseln sich nahtlos ab mit Blitzeis, Schneeverwehungen und Frost. Am Mittwoch und Donnerstag legte das Winterwetter halb Deutschland lahm – Flüge wurden gestrichen, die Bahn musste ihr Tempo drosseln, auf der Autobahn gab es kilometerlange Staus.
Bei vielen kommt da schnell die eine Frage auf: Schnee und Eis in Zeiten der Erderhitzung – kann das überhaupt sein?
Die Antwort darauf lautet: Ja.
Und dem liegt eine einfach physikalische Regelung zugrunde: Wärmere Luft kann mehr Wasser in Form von Wasserdampf aufnehmen – pro Grad Erwärmung sieben Prozent. Die Folge: Im Sommer kann es zu stärkeren Niederschlägen und damit auch Hochwasser und Überschwemmungen kommen, im Winter bei Minusgraden eben zu Schnee und Eis.
Aber ist die Klimakrise für das aktuelle Wetter- und Temperatur-Chaos verantwortlich? ARD-Wetterexperten Tim Staeger verneint das. Vielmehr sei die aktuelle Wetterlage dadurch entstanden, dass zwei Luftmassen aufeinander geprallt seien: polare Kaltluft aus dem Norden und warme, sehr feuchte Luft aus Richtung Mittelmeer.
Da die warme Luft leichter ist, legt sie sich auf die Kaltluft, was zu "meteorologisch spannenden Sachen führt, aber eben auch gefährlich ist", wie Staeger auf Tagesschau24 erläutert.
Die Folge: In der Kaltluft bildet sich Schnee, der in der wärmeren Luftschicht taut und anschließend wieder gefriert oder als unterkühlter Regen auf die Erde fällt. Der Regen hat dann Temperaturen von unter null Grad haben, ist aber noch flüssig. "Beim Auftreffen auf Straßenbeläge oder harte Oberflächen gefrieren sie [die Regentropfen] dann blitzartig", erläutert der Experte. So entsteht das sogenannte Blitzeis.
Die aufeinandertreffenden Luftmassen könnten sich über Stunden halten. So könnten große Mengen an Niederschlag entstehen und damit entsprechend dicke "Eispanzer" entstehen lassen. Und das nicht nur auf der Straße, die für Autofahrer:innen, Radfahrer:innen und Passant:innen zur Rutschpartie wird, sondern auch auf Bäumen, Latern und anderen kalten und glatten Oberflächen.
Weil die Eispanzer durch den vielen Niederschlag ständig wachsen und schwerer werden, warnen Expert:innen unter anderem vor Schnee- und Eisbruch an Bäumen. Waldspaziergänge solle man in den betroffenen Regionen vorerst besser unterlassen.
Dennoch bezeichnet Staeger die derzeitige Wetterlage als "ungewöhnlich" und "in der Ausprägung ziemlich extrem". Ähnliche Wetterlagen wie derzeit habe es ihm zufolge zuletzt 1987 gegeben. Er ergänzt:
Natürlich gibt die Erderhitzung eine gewisse Richtung vor, aber letzten Endes habe das Wetter große Schwankungen, die "immer wieder zu solchen Auswüchsen, solchen Kapriolen" führen könnten.