Immer wieder werden Aktivist:innen der Letzten Generation stark angefeindet. Klar, ihre Art zu protestieren stört – und das soll sie auch, wie sie bereits mehrfach betont haben. Die Klima-Aktivist:innen kleben sich mitten zur Hauptverkehrszeit auf viel befahrene Straßen, halten stundenlang den Verkehr auf. So auch am Mittwoch in Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern, als sie sich an einer Kreuzung auf die Straße geklebt hatten. Doch bei diesem Protest wurde es für die Aktivist:innen teilweise sogar lebensgefährlich.
In einem Video, das die Letzte Generation auf Twitter hochgeladen hat, sieht man, wie Aktivist:innen, bekleidet mit orangefarbenen Warnwesten und Bannern in der Hand, eine Fahrbahn blockieren. Als ein Mann aus seinem Lkw aussteigt, eskaliert die Situation.
Zu sehen ist dann, wie der Lkw-Fahrer zunächst Aktivist:innen von der Straße ziehen will. Eine Person stößt er um und droht ihr mit der Faust Schläge ins Gesicht an, während der junge Mann auf dem Boden liegt. "Weg hier" und "Verpiss dich", hört man den Lkw-Fahrer schreien.
Daraufhin steigt er wieder in den Lkw – und fährt an. Doch statt vor den Aktivist:innen zu stoppen, fährt er sogar weiter und schleift ein Mitglied der Letzten Generation vor sich her – ehe er erneut aussteigt, die Person von der Fahrbahn zieht und schließlich den Lkw zwischen den Aktivist:innen vorbei bugsiert.
Der Vorfall ereignete sich laut einem Polizeisprecher auf einer Hauptverkehrsstraße. Der Demonstrant wurde demnach von dem Lkw etwa einen Meter nach vorn geschoben. Dabei habe sich der junge Mann steif gemacht. Ein Mediziner habe den Aktivisten begutachtet, er sei glücklicherweise unverletzt.
Laut Polizeimitteilung sollen bei diesem Vorfall zwei Demonstrierende leicht verletzt worden sein.
Zunächst wurde nach dem Lkw-Fahrer gefahndet. Schließlich meldete sich der 41-Jährige selbst bei der Polizei in Grimmen. Die Polizei ermittelt nun gegen ihn wegen des Anfangsverdachts einer versuchten gefährlichen Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Zudem wurde sein Führerschein beschlagnahmt.
Doch es kommt für ihn noch dicker: Der Mann ist auch seinen Job für den Industriegas-Hersteller "Air Liquide" los. Ein Unternehmenssprecher teile kurze Zeit nach Auftauchen des Videos mit: "Wir sind schockiert und betroffen über das gezeigte Verhalten. Wir haben um 17 Uhr von dem Zwischenfall erfahren und dem Speditionsunternehmen sofort mitgeteilt, dass dieser Fahrer nicht mehr für uns fahren soll."
Zugleich wird gegen die Teilnehmenden an der Verkehrsblockade wegen des Anfangsverdachts einer Straftat nach dem Versammlungsgesetz, Nötigung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittelt. Laut Polizei sollen augenscheinlich sechs Personen an dem Protest beteiligt gewesen sein. Zwei von ihnen sollen sich festgeklebt haben.
(Mit Material von dpa)