Dass die Meere auf dieser Welt unter der Überfischung und der Klimakatastrophe leiden, ist nichts Neues. Klar ist: Die Fischbestände gehen weltweit drastisch zurück. Die dadurch entstehenden ökologischen Ungleichgewichte beeinträchtigen nicht nur die Biodiversität, sondern auch die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen, die auf Fisch als Hauptnahrungs- und Einkommensquelle angewiesen sind.
Nach drei Jahren ohne Fang bleibt offenbar auch die Lage der Ostseefischer:innen im kommenden Jahr angespannt. Schlecht steht es aktuell um gleich mehrere Fischarten.
Wie der Deutsche Fischereiverband in Hamburg mitteilt, zeigen vor allem die beiden Dorschbestände sowie der westliche Hering trotz Fischereieinschränkungen keine Erholung. Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat dies in seiner aktuellen Fangempfehlung bestätigt.
Besonders kritisch bleibt die Situation für den Dorsch in der östlichen Ostsee, wie unter anderem der NDR berichtet. Er ist nicht nur ein beliebter Speisefisch, sondern auch ein gern gesehener Fang bei Fischer:innen. Doch trotz einer leichten Erholung und einer nicht schlechten Nachwuchsproduktion liege die Masse der Tiere weiterhin unter dem empfohlenen Referenzwert.
Daher heißt es: Verzicht üben. Die Null-Fang-Quote bleibt bestehen. Für den Dorsch in der westlichen Ostsee gilt hingegen eine Fangempfehlung von 24 Tonnen.
Auch die Sprotte ist beliebt. Das Fleisch ist sehr zart, schmeckt geräuchert würzig-rauchig; gegrillt oder gebraten ist ihr Geschmack etwas milder. Doch diese Fischart hat seit mehreren Jahren ebenfalls Probleme. Die vergangenen drei Nachwuchsjahrgänge gehören laut dem Verband zu den vier schwächsten überhaupt. Daher empfiehlt der ICES, die Fangquoten im Jahr 2025 um 33 Prozent zu senken.
Trotz der allgemein düsteren Aussichten gibt es beim Hering in der zentralen Ostsee positive Nachrichten: Hier könne die Fangquote verdoppelt werden. Während im vergangenen Jahr eine Reduktion um 43 Prozent beschlossen wurde, sei für das kommende Jahr eine Anhebung der Quote um 139 Prozent möglich.
Ein Lichtblick sind die Plattfische in der Ostsee. Der ICES hat eine Erhöhung der Fangmenge bei Schollen um 178 Prozent empfohlen. Allerdings besteht in der Plattfischfischerei das Risiko, dass Dorsch mitgefangen wird, weshalb diese Erhöhung unwahrscheinlich ist.
Ein Sprecher des Deutschen Fischereiverbands erklärt, dass seit rund 20 Jahren ein Systemwechsel in der Ostsee beobachtet werde. Dieser habe die Produktivität und Ertragsfähigkeit des Ökosystems stark verändert.
"Offenbar läuft in der Ostsee seit circa 20 Jahren ein Systemwechsel, der die Produktivität und damit auch die Ertragsfähigkeit dieses Ökosystems stark verändert", sagte der Sprecher. Es wird jedoch auch die Rolle des Klimawandels betont, der die Bestandsentwicklung maßgeblich beeinflusst.
Der Landesfischereiverband Schleswig-Holstein teilt diese Einschätzung und sieht nicht die Fischerei als Hauptverursacher des Bestandsrückgangs. "Die aktuellen Empfehlungen empfinden wir als starke Bedrohung der Fischerei-Infrastruktur in Schleswig-Holstein", kritisiert Verbandsvorsitzender Lorenz Marckwardt.
Zudem führe die Unsicherheit über die Zukunftsperspektiven dazu, dass immer weniger junge Menschen den Beruf des Fischers ergreifen wollen.
Die angespannte Lage der Ostseefischer bleibt somit eine komplexe Herausforderung, die sowohl ökologische als auch ökonomische Faktoren umfasst.
(Mit Material von dpa)