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Bauern-Proteste: Özdemir will Landwirte besänftigen – und Fleisch verteuern

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Der Ärger vieler Landwirt:innen gegenüber der Ampel-Regierung ist groß. Mit der Großdemo in Berlin wollen sie ihren Unmut zeigen und eine Kürzung der Subventionen verhindern.Bild: X90145 / FABRIZIO BENSCH
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Bauern-Proteste: Politik will Landwirte besänftigen – und Fleisch verteuern

15.01.2024, 10:5515.01.2024, 10:58
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Seit über einer Woche protestieren Landwirt:innen bundesweit mit ihren Traktoren, blockieren Straßen und Städte. An diesem Montag gipfelt die Aktionswoche in einer Groß-Demo in Berlin – rund 10.000 Bauern und Bäuerinnen erwartet die Polizei rund um das Brandenburger Tor. Das Ziel der Landwirt:innen: Die Politik dazu zu bewegen, die geplante schrittweise Kürzung der Subventionen auf Agrardiesel gänzlich zurückzunehmen.

Derzeit sieht es zwar nicht danach aus, als würde die Ampel-Regierung diesem Wunsch der Landwirt:innen nachkommen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kommt nun aber mit einem anderen Vorschlag um die Ecke – und an dem könnten nicht nur die Landwirt:innen selbst Gefallen finden.

14.01.2024, Berlin: Traktoren stehen vor der angekündigten Großdemonstration des Deutschen Bauernverbandes am Brandenburger Tor auf der Straße des 17. Juni. Vor der geplanten Großkundgebung der Landwi ...
Rund 10.000 Landwirt:innen werden zur Großdemo an diesem Montag in Berlin erwartet. Bild: dpa / Sebastian Gollnow

Höhere Preise für Fleisch und tierische Produkte statt höherer Subventionen

"Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, vielmehr müssen wir es jetzt endlich mal einbauen", sagte Özdemir im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Dabei will er auf die sogenannte Tierwohlabgabe hinaus. Statt sich dem Willen der Landwirt:innen zu beugen und die Abschmelzung der Agrardieselförderung zurückzunehmen, will der Grünen-Politiker eine neue Steuer erheben – die Fleisch und tierische Produkte teurer macht und somit auch Supermarkt-Kund:innen belasten würde.

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Fleisch könnte dann pro Kilogramm 40 Cent teurer werden, Eier und Milch etwa zwei Cent und Butter und Käse 15 Cent pro Kilogramm. 3,6 Milliarden Euro könnten so im Jahr zusammenkommen. Özdemir spricht hierbei vom "Tierwohlcent", der denjenigen Landwirt:innen zugutekommen würde, die ihre Ställe tierfreundlicher gestalten. Denkbar wäre auch eine niedrigere Abgabe.

Billigfleisch würde dadurch deutlich teurer werden. Hochwertigere Fleischprodukte hingegen würden mit Blick auf den Endpreis nur unwesentlich teurer werden. Und dennoch: Die Steuer scheint auch aus der Mitte der Gesellschaft Unterstützung zu finden.

Erst am Sonntag veröffentlichte der Bürgerrat für Ernährung im Wandel einen Maßnahmenkatalog dazu, was die Politik tun könnte, um einen Wandel in puncto Ernährung anzustoßen. Mit darunter auch der Vorschlag der Abgabe zur Förderung des Tierwohls. Der Vorschlag also, den auch Cem Özdemir gemacht hat.

Druck auf Politik ist groß: Wird Fleisch bald teurer?

Gänzlich neu ist die Idee für den "Tierwohlcent" allerdings nicht. Die Idee entsprang ursprünglich einer Kommission, die im Jahr 2020 vom CDU-Agrarpolitiker und früheren Landwirtschaftsminister Jochen Borchert erarbeitet wurde. Doch ohne Erfolg.

Und auch im vergangenen Jahr unternahm die Ampel-Regierung einen Anlauf – und diskutierte die Einführung einer solchen Steuer. Abermals ohne Erfolg, denn das umstrittene Heizungsgesetz beschlagnahmte die Aufmerksamkeit der Regierung. Ob Özdemir mit seinem erneuten Versuch Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Aber der Druck auf die Regierung ist groß – und die Aufmerksamkeit auf die Proteste ebenfalls.

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