Es ist nicht das erste Mal, dass Fridays for Future mit israelfeindlichen Wortmeldungen auffällt. Schon vor und nach der UN-Klimakonferenz 2022 teilten FFF-Aktivist:innen über den internationalen Twitter-Account der Bewegung israelfeindliche Beiträge. So wurden palästinensische Terroristen im Mai 2021 als "Märtyrer" verklärt, Israel wiederum wurde "Siedlerkolonialismus" und "Imperialismus" vorgeworfen.
Damals distanzierte FFF-Deutschland sich von den Aussagen und sprach von "antisemitischen Inhalten". Als im Januar dieses Jahres erneut ein Tweet von Fridays for Future International viral ging, in dem die Bewegung Israel "Neokolonialismus und Apartheid" vorwarf, sah sich der deutsche Ableger von FFF erneut genötigt, zu reagieren: "Der Account spricht nicht für FFF-Deutschland", erklärte eine Sprecherin der Gruppe damals.
Jetzt, kurz nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel, wird die Klimabewegung erneut mit antisemitischen Parolen in Verbindung gebracht. Mehrere Medien hatten berichtet, ein prominentes Mitglied der Organisation habe am Sonntag in Berlin an der antiisraelischen Demonstration auf dem Potsdamer Platz teilgenommen.
Die Rede ist von Elisa Bas, einer ehemaligen prominenten Sprecherin von Fridays for Future. Laut Informationen von "Focus" teilte die Aktivistin erst ein Video der Demo selbst, auf dem es teilweise zu gewaltvollen Auseinandersetzungen zwischen Demonstrierenden mit der Polizei kam.
Zudem kommentierte sie ein Zitat von Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Dieser hatte zuvor einen Beitrag zur antisemitischen Stimmung in Deutschland geteilt: "Es muss sich etwas tun. Die Barbaren sind unter uns."
Bas kritisierte diese Äußerung Schusters und verglich die Situation der Palästinenser:innen in Deutschland mit dem Genozid an Juden und Jüdinnen im Zweiten Weltkrieg. Wörtlich sagte die 22-jährige: "In Deutschland herrscht eine Pogrom-Stimmung gegen Palästinenser:innen und Schuster heizt sie an." Nun wird ihr vorgeworfen, antisemitische Sichtweisen zu publizieren. Ihr Account ist nach vielfacher Kritik gelöscht worden.
Bei den Grünen herrscht über diese Aussagen Fassungslosigkeit. Denn anstatt den brutalen Angriff der Hamas zu verurteilen, bei dem mehr als 1300 Israelis ermordet wurden, warf sie Israel einen "Genozid" vor – und rückte den jüdischen Staat damit in die Nähe der Nazis.
Gegenüber "Bild" erklärte der Grünen-Abgeordnete Marcel Emmerich: "Solche Vergleiche verbieten sich und sind an Bösartigkeit kaum zu übertreffen." Er habe "von keiner Anti-Palästina-Demo gehört, aber auf zahlreichen Anti-Israel-Demos wird der blutige Terror der Hamas auf widerliche Weise gefeiert".
Marlene Schönberger, Berichterstatterin der Grünen Fraktion und für den Kampf gegen Antisemitismus zuständig, sieht das ähnlich. Die Hamas hätten deutlich gemacht, dass sie Juden "weltweit vernichten will". Gegenüber "Bild" ergänzte sie:
Aus diesem Grund müsse sich die ehemalige FFF-Sprecherin Elisa Bas von den antisemitischen Aussagen distanzieren, fordert sie.
Auf eine Anfrage von watson erklärte eine FFF-Sprecherin, dass Elisa Bas derzeit keine bundesweite Sprecherin sei. "Die auf ihren privaten Accounts geteilten Aussagen stehen nicht für die Organisation." Sie ergänzt:
Ferner erklärt sie, dass FFF als größte Klimabewegung des Landes kontinuierlich daran arbeite, für diese Thematik zu sensibilisieren. "Wir leisten daher Bildungsarbeit gegen Antisemitismus in unseren Ortsgruppen und Arbeitsgruppen."