Dass Donald Trump kein großer Verfechter von umfangreichen Klimaschutzmaßnahmen und dem Ausbau Erneuerbarer Energien ist, dürfte allseits bekannt sein. Statt auf Sonne, Wind und Wasser setzt er vor allem auf Kohle, Gas und Erdöl. Sein Motto: "Drill, baby, drill".
Trump ist zudem kein Fan der Environmental Protection Agency (EPA) – zumindest so, wie sie unter seinem Vorgänger Joe Biden gearbeitet hat. Die US-Umweltschutzbehörde gibt unter anderem Vorschriften zum Schutz der Luft- und Wasserqualität in den USA aus. Genau die sollen nun aber zum Teil gelockert werden.
Gemäß einer Ankündigung der US-Regierung vom 12. März heißt das: Bald könnten wieder höhere Treibhausgasemissionen in der Industrie, höhere Abgaswerte im Verkehr und größere Fördermengen bei fossilen Brennstoffen zulässig sein. Umweltschützer:innen sind davon natürlich nicht begeistert.
Und ein renommierter Wissenschaftler warnt nun, dass durch Trumps Angriff auf die EPA ein altbekanntes Umweltproblem zurückkehren könnte, das in den USA eigentlich schon längst als gelöst galt: der saure Regen.
"Ich bin sehr besorgt, dass das passieren könnte", erklärt Gene Likens gegenüber dem "Guardian". Er war einer der Wissenschaftler, die das Phänomen des sauren Regens in den 1960er-Jahren erstmalig nachwiesen.
Nachfolgende Studien zeigten auf, dass die Schadstoffe aus den Kohlekraftwerken im Mittleren Westen der USA durch den Wind teils bis nach Kanada getragen wurden. Und das hatte verheerende Folgen.
Die Schadstoffe, etwa Schwefeldioxid und Stickoxide, reagierten mit Wasser und Sauerstoff, sodass Schwefel- und Salpetersäure entstand. Und die fiel in Verbindung mit Wasser als saurer Regen auf die Erde.
Durch den Regen sank der pH-Wert vieler Gewässer, was das Überleben von Fischen und Amphibien gefährdete; und auch vielen Böden wurden wichtige Nährstoffe entzogen. Noch bis 1980 soll der durchschnittliche Niederschlag in den USA laut "Guardian" zehnmal säurehaltiger als normal gewesen sein.
Aufgrund großen öffentlichen Drucks leiteten US-Politiker:innen aber bald Maßnahmen ein, um das Umweltproblem in den Griff zu bekommen. Im Jahr 1990 wurde etwa der "Clean Air Act" mit Unterstützung des republikanischen Präsidenten George H. W. Bush aktualisiert. Und die verschärften Maßnahmen zeigten Wirkung, heute bleibt saurer Regen in den USA weitgehend aus.
"Saurer Regen ist ein Beispiel für einen großen Erfolg im Umweltschutz – die Öffentlichkeit hat ihre Stimme erhoben, und die Politiker haben zugehört", meint Gene Likens. Genau diese Erfolgsgeschichte könnte Trump mit seiner "Deregulierungskampagne" in der Umweltbehörde EPA aber gefährden.
Wie Likens in dem Bericht betont, hätten sich die Böden noch nicht vollständig erholt, weshalb eine Rückkehr von saurem Regen in Ökosystemen in diesem fragilen Zustand verheerende Folgen hätte.
Der ehemalige EPA-Administrator William Reilly glaubt zwar nicht an eine Rückkehr des sauren Regens. Aber: "Ich glaube, diese Regierung wird uns in eine Zeit vor der EPA zurückversetzen."
Das bedeutet aus seiner Sicht: "Luft, die man nicht mehr einatmen kann, sichtbare Verschmutzung, glühende Flüsse. So war es schon früher, und so könnte es wieder werden, wenn die Durchsetzung der Vorschriften zurückgefahren wird."
In welchem Ausmaß die EPA tatsächlich eine "Deregulierung" ihrer Vorschriften umsetzen wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Klagen von Umwelt- und Klimaschutzgruppen könnten Trump und seine Regierung in langwierige Gerichtsprozesse verwickeln und ihnen vorerst einen Strich durch die Rechnung machen.
Der 90-jährige Gene Likens hofft derweil, dass die USA nicht zu alten Zeiten zurückkehrt. "Die Gesundheit meiner Kinder und Enkelkinder liegt mir am Herzen. Ich möchte, dass sie saubere Luft zum Atmen haben. Sauberes Wasser und sauberer, gesunder Boden sind mir wichtig. Das möchte ich auch ihnen ermöglichen."