
Dürren sorgten in Deutschland für starke Waldschäden.Bild: dpa
Klima & Umwelt
Die Klimakonferenz sorgte bereits für einigen Aufwand. Musste sie doch kurzfristig von Chile nach Madrid verlegt werden. Das Treffen sei enorm wichtig, mahnen Klimaschützer. Aber worum geht es eigentlich genau?
Teresa Dapp, dpa
Nächstes Jahr muss die Weltgemeinschaft die Kurve kriegen, um das Schlimmste zu
verhindern, sagen Klimaforscher. Bevor am Montag die
UN-Klimakonferenz beginnt, betonen sie daher: Der
entscheidende Sprung 2020 kann nur klappen, wenn die Staaten in
Madrid ordentlich Anlauf nehmen.
Ein Alleinstellungsmerkmal hat die zweiwöchige Konferenz in
Spaniens Hauptstadt mit rund 25.000 erwarteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern bereits. Sie
wurde in nur einem Monat organisiert, nachdem die chilenische
Regierung Ende Oktober wegen der sozialen Proteste im Land abgesagt
hatte. Dafür hat die Bundesregierung Spanien gelobt. Trotzdem bleibt Chiles Umweltministerin Carolina Schmidt weiterhin Präsidentin der Klimakonferenz.
Geht es um Klimaschutz, äußern sich Wissenschaftler kritisch: Die knapp 200 Mitgliedsstaaten des
Pariser Klimaabkommens planten schlicht zu wenig, um den Temperaturanstieg auf deutlich
unter zwei Grad zu begrenzen.
Ein Grad wärmer als zur vorindustriellen Zeit ist es im Mittel bereits – in Deutschland sind es sogar 1,5 Grad. Das verändert
das Wetter: Hitzewellen und Dürren nehmen zu, Starkregen aber auch.
Für Land- und Forstwirtschaft sowie für die Gesundheit steigen die
Risiken. Außerdem geraten heimische Tier- und Pflanzenarten unter Druck.
2015 ist das historische Klimaabkommen in Paris gelungen. 2018
beschlossen die Staaten im polnischen Kattowitz (Katowice) ein
Regelwerk, nach dem nun über Fortschritte im Klimaschutz berichtet
werden soll. Und diesmal geht es hauptsächlich um drei Themen.
Keine Treibhausgas-Emissionen bis 2050
Das Pariser Abkommen sieht
vor, dass die Staaten alle fünf Jahre ehrgeizigere nationale
Klimaschutz-Pläne vorlegen. 2020 ist es erstmals so weit. Einige
Staaten kündigten im September an, nachzulegen – 66, wie
Rixa Schwarz von Germanwatch erklärt. Zusammen seien diese aber für nur acht Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. G20-Staaten
sind noch nicht dabei.
Damit diese mitziehen, soll nun Druck aufgebaut werden. Ehrgeizigere Ziele für das
kommende Jahrzehnt, aber auch Langfriststrategien bis 2050 sind
gefragt. Für Deutschland gilt das EU-Klimaziel. Kommissionschefin
Ursula von der Leyen will es anheben, was unter anderem Außenminister Heiko Maas und Umweltministerin Svenja Schulze unterstützen. Laut WWF-Klimachef Michael Schäfer sollte die EU im Verlauf der Konferenz das
Ziel festschreiben, bis spätestens 2050 keine Treibhausgase mehr
auszustoßen.
Internationaler Handel mit Klimaschutz
Im Regelwerk für den
globalen Klimaschutz hat Kapitel sechs noch Lücken: Dort soll festgelegt
werden, wie mit Klimaschutz gehandelt werden kann. Wenn ein Staat
seine Ziele übererfüllt, kann er sozusagen ein CO2-Budget verkaufen. Andere Staaten, bei denen es langsamer geht, können es wiederum kaufen.
Außerdem können auch Unternehmen, etwa Fluggesellschaften, und andere
Akteure Klimaschutz finanzieren und damit ihre Klimabilanz
verbessern.
Umweltministerin Schulze betont, zentral sei Transparenz und dass
nichts doppelt angerechnet würde. Wenn eine Klimaschutz-Maßnahme in
mehreren Bilanzen auftaucht, stimme etwas nicht. Es geht also um die
Buchhaltung. Als problematisch gilt in den Verhandlungen vor allem
Brasilien – Staatschef Jair Bolsonaro ist für Klimaschützer ohnehin
ein rotes Tuch, auch wegen seines Umgangs mit den Amazonas-Bränden.
Geld für Klimaschäden
Bei jeder Klimakonferenz geht es auch um
Geld. Die Folgen der Erderhitzung treffen zunächst vor allem ärmere
Staaten – und nach Stürmen oder anderen Katastrophen erholen sie sich nur langsam. Meist wird über CO2-Sparen und
Anpassung an den Klimawandel geredet, aber auch der Umgang mit
Schäden und Verlusten ist für viele Länder wichtig.
Dafür wurde 2013 der sogenannte Warschau-Mechanismus
eingerichtet. Der soll dafür sorgen, dass Hilfsgelder in diese Länder
fließen. Nun wird offiziell überprüft, wie es läuft. Die armen
Staaten bekämen an den Finanzmärkten schlechter Kredite, weil sie
"klimaverletzlich" seien, kritisiert Sabine Minninger von Brot für
die Welt.
Über all das wird in einer komplizierten Lage verhandelt. In
Deutschland und anderswo organisieren sich zivilgesellschaftliche
Bewegungen wie "Fridays for Future" und fordern lautstark eine
Trendwende. Greta Thunberg will noch während des Klimagipfels in Madrid demonstrieren. Dafür muss sie es allerdings zeitig über den Atlantik schaffen – zur Zeit liegen noch hunderte Kilometer zwischen ihr und der portugiesischen Küste.
Viele Unternehmen sehen Klimaschutz inzwischen nicht mehr nur als
Bedrohung, sondern als Geschäftsmodell. Andererseits stellen
nationalistische Regierungen die internationale Zusammenarbeit in
Frage, ohne die Klimaschutz nicht funktioniert. Die USA reichten sogar eine Kündigung für das Pariser Klimaabkommen ein.
Klimaschützer hoffen, dass der erste Trend die Verhandlungen
in Madrid antreibt – und der zweite sie nicht bremst.
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