Der Einfluss des Menschen auf den Wasserkreislauf ist gravierender als gedacht. Das hat ein internationales Forschungsteam des Stockholm Resilience Centre (SRC) unter Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) in einer Studie herausgefunden. Die planetare Grenze im Bereich Süßwasser ist der Studie zufolge bereits überschritten.
Bei der Bewertung des planetaren Wasserkreislaufs wurde bislang vor allem das sogenannte "blaue Wasser" berücksichtigt. So werden das Grund- sowie das Süßwasser in Flüssen und Seen bezeichnet. Eine wichtige Rolle in diesem Kreislauf spielt allerdings auch das "grüne Wasser". So wird das für Pflanzen verfügbare Wasser bezeichnet. Dieses Wasser kommt in Form von Niederschlag, Bodenfeuchte oder Verdunstung vor. Auch das Wasser, das in den Pflanzen selbst gespeichert ist, wird als "grünes Wasser" bezeichnet.
In Bezug auf die Wassernutzung kamen die Forschenden zu dem Ergebnis, dass die Süßwassernutzung bis jetzt noch im "sicheren Handlungsbereich" liegt. Die Verfügbarkeit des "grünen Wassers" hingegen ist bereits gefährdet.
"Wasser ist der Blutkreislauf der Biosphäre. Aber wir sind dabei, den Wasserkreislauf tiefgreifend zu verändern", warnt Hauptautorin Lan Wang-Erlandsson vom Stockholm Resilience Centre an der Universität Stockholm. Sie ergänzt: "Dies wirkt sich auf die Gesundheit des gesamten Planeten aus und macht ihn deutlich weniger widerstandsfähig gegen Schocks."
Das SRC entwickelte das Konzept der "planetaren Grenzen" bereits im Jahr 2009. Diese Grenzen markieren den sicheren Handlungsspielraum für menschliches Leben auf der Erde. Wasser ist einer der insgesamt neun Regulatoren, mit denen der Zustand des Erdsystems gemessen wird. Mit dem "grünen Wasser" ist mittlerweile die sechste Grenze überschritten.
Die sechs überschrittenen Grenzen sind:
Das Ökosystem Regenwald ist stark auf den Grundwasserspiegel und die Bodenfeuchte angewiesen. Wenn dieses System aus den Fugen gerät, kann das entsprechend schwerwiegende Folgen haben. "Der Amazonas-Regenwald ist für sein Überleben auf Bodenfeuchtigkeit angewiesen. Durch den Klimawandel und Abholzung verliert der Wald Bodenfeuchte, es gibt bereits Hinweise darauf, dass Teile des Amazonas austrocknen", sagt Arne Tobian, Co-Autor der Studie. Der Amazonas könnte im schlimmsten Fall seinen Kipppunkt erreichen und sich sogar in eine Savanne verwandeln.
Doch nicht nur Regenwälder sind betroffen, auch der Ackerbau auf der ganzen Welt leidet unter der fehlenden Bodenfeuchtigkeit. Gleichzeitig trägt die Landwirtschaft dazu bei, dass Flächen austrocknen. Ein Lösungsansatz der Studie ist, die Bodenfeuchtigkeit und die Wurzelzonen von Pflanzen konstant zu messen, um auf ein Austrocknen schneller reagieren zu können.
(si)