"Ein Ticket – bequem durch ganz Deutschland." So zumindest lautet das Versprechen des 49-Euro-Tickets auf der Internetseite der Deutschen Bahn. Das sogenannte Deutschland-Ticket soll ab dem 1. Mai für ebenjene 49 Euro monatlich "unkompliziert in allen Verkehrsmitteln des öffentlichen Nahverkehrs" gelten. Davon ausgeschlossen sind somit die Züge des Fernverkehrs.
Das Ticket soll es als Abonnement geben. Und es wird fast ausschließlich ein digitales Angebot sein, wie Verkehrsminister Volker Wissing im Februar noch einmal betonte. Dadurch werden allerdings bereits einige Personengruppen potenziell ausgeschlossen, wie etwa ältere Menschen, die nicht mit digitalen Angeboten umgehen können. Daran schließt sich noch ein weiteres Problem an: Die angebotenen Bezahlarten beinhalten meist nur ein Lastschriftverfahren oder die Zahlung per Kreditkarte.
Das bedeutet wiederum, dass einige Verkehrsbetriebe eine Bonitätsprüfung bei der Schufa durchführen, bei der die Liquidität geprüft wird, bevor man das Ticket erwerben darf. Wer also bereits Schulden hat oder hatte oder Rechnungen nicht begleichen konnte, kann das Ticket unter Umständen nicht kaufen.
Das Ticket soll vor allem ein Angebot für Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten sein. Der Schufa-Check könnte aber dazu führen, dass genau diese vom Ticket-Kauf ausgeschlossen werden.
Auf Anfrage von watson erklärt auch die Deutsche Bahn, dass sie für das 49-Euro-Ticket eine Bonitätsprüfung durchführen lässt. Ein Sprecher sagt dazu:
Bei der DB gibt es zumindest die Möglichkeit, diesen Schufa-Check zu umgehen, indem das Ticket am Schalter gekauft wird. Allerdings nur, indem für ein Jahr – bar oder per Karte – in Vorkasse gegangen wird.
Auch die Münchner Verkehrsbetriebe, der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart, die VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg oder der Rhein-Main-Verkehrsverbund aus Hessen gaben auf Anfrage der "Neuen Presse" an, dass sie eine Bonitätsprüfung durchführen werden. Die Hamburger Verkehrsbetriebe hätten sich dem Bericht zufolge noch auf keine Bezahlweise festgelegt.
Dass das Ticket durch die Bonitätsprüfung schwerer zu erwerben ist, kritisierte auch der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, gegenüber der "Neuen Presse": "Wenn das ein Ticket für alle sein soll, dann muss es auch für alle zugänglich sein." Er mahnte auch die dadurch erhöhte Bereitschaft zum Schwarzfahren an.
Die Berliner Verkehrsbetriebe hingegen, als größtes Nahverkehrsunternehmen Deutschlands, verzichten bewusst auf den Bonitätscheck. Auf Anfrage der "Neuen Presse" gab das Unternehmen an:
Ähnliches haben auch die Dresdner Verkehrsbetriebe vor. Ein Unternehmenssprecher erklärte auf Anfrage von watson jedoch, dass Kreditkarten nicht akzeptiert würden. Zwar entfällt der Bonitätscheck in Form einer Schufa-Auskunft, ein Konto in Deutschland mit entsprechender IBAN muss dennoch für das Lastschriftmandat vorhanden sein. Auch eine Vorauszahlung als Jahresentgelt, wie es die Deutsche Bahn plant, wird es in Dresden nicht geben.
Das Unternehmen Transdev, dem die Domain "deutschlandticket.de" gehört, und das in vielen Regionen Deutschlands Züge und Busse betreibt, verzichtet ebenfalls auf die Bonitätsprüfung. In Vorkasse gehen muss man allerdings dafür schon. Erst dann erhält man das digitale 49-Euro-Ticket. So will das Unternehmen die befürchteten Zahlungsausfälle umgehen.