Streikt die Deutsche Bahn nun ab Montag, den 8. Januar oder nicht? Die Streikpause über die Weihnachtsferien dauert nur noch bis zum 7. Januar, was danach passieren würde, war bislang nicht ganz sicher. Angedroht waren neue Streiks, die bis zu fünf Tage lang gehen könnten. Mit Spannung verfolgen deutsche Bahnreisende darum, wie sich die Verhandlungen zwischen der GDL und der Deutschen Bahn entwickeln.
Nun gibt es eine neue Entwicklung im Verhandlungspoker zwischen GDL-Chef Claus Weselski und Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" erklärt Seiler, welches Angebot er der GDL machen könnte.
Neben der Lohnerhöhung war ein wichtiger Punkt der GDL-Forderungen, die 35-Stunden-Woche für Bahnangestellte einzuführen. Jetzt komme die Bahn "der GDL bei ihrer Kernforderung (...) weit entgegen", sagt Seiler. "Wir wollen jetzt über zusätzliche Wahlmodelle für Schichtarbeiter verhandeln. Die könnten dann statt 38 nur noch 35 Stunden arbeiten – oder auch 40 Stunden. Jeder wählt aus, wie in einer Cafeteria."
So eine Regelung sei "sehr viel moderner als eine Bevormundung durch eine 35-Stunden-Woche für alle, wie sie die GDL will", wirbt Seiler für seinen Vorschlag. Außerdem gebe es für Mitarbeiter in Bahn-Betrieben mit GDL-Tarifvertrag künftig die App "Meine Zeit". Mit dieser könnten Mitarbeitende auswählen, wann sie arbeiten wollen: ob morgens oder abends, am Wochenende oder nur unter der Woche. "Dadurch bekommen sie in 80 Prozent der Fälle die Schichten, die sie sich wünschen. So lassen sich Beruf und Privates viel besser verbinden."
Auf die Nachfrage der "SZ", ob die 35-Stunden-Woche aber bei gleichem Lohn eingeführt werde, wie die GDL das fordert, äußert sich Seiler zurückhaltend. Man wollte mit der GDL darüber reden, was möglich ist. Eines müsse aber klar sein: "Wenn durch kürzere Arbeitszeiten Zusatzkosten entstehen, muss es Abstriche bei der Lohnerhöhung geben." Eine indirekte Absage, der GDL-Forderung komplett nachzugeben.
Als Vorbild sieht Seiler den Tarifabschluss in der Stahlindustrie: Dort seien ausdrücklich auch längere Arbeitszeiten möglich sind. Denn für die Deutsche Bahn sei wegen des Fachkräftemangels zentral, dass manche Beschäftigte länger arbeiten, wenn andere kürzer arbeiten.
Seiler sagt klar:
Das wäre nicht im Sinne der Kunden, der starken Schiene und des Umstiegs auf die klimafreundliche Bahn. Außerdem, glaubt Seiler, sei die 35-Stunden-Woche vielen Bahnmitarbeitenden gar nicht so wichtig, wie es dargestellt werde. Schließlich nutzten gerade einmal 0,3 Prozent der Beschäftigten die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit auf 37 Stunden zu kürzen. Auf 36 Stunden reduzieren nur 0,2 Prozent.
"Wir gehen mit unserem Angebot einen großen Schritt auf die GDL zu. Sie muss sich jetzt auch bewegen. Und: Die GDL muss auf überflüssige Streiks verzichten. Dafür gibt es jetzt wirklich keinen Grund mehr", appelliert Seiler final. Ob dieser Kompromiss für die GDL ausreichend ist, um nicht zu streiken, wird sich zeigen.