Am 22. April feiert der Umweltaktionstag Earth Day seinen 50. Geburtstag. Und zum Jubiläum gibt es schlechte Nachrichten. Die Weltwetterorganisation (WMO) mit Sitz in Genf etwa betonte am Donnerstag, der Klimawandel habe in den vergangenen fünf Jahren an Geschwindigkeit zugelegt.
Die globale Durchschnittstemperatur lag laut WMO in der Periode 2015 bis 2019 um 1,1 Grad höher als zu Beginn des Industriezeitalters, und um 0,2 Grad höher als in der Fünfjahresperiode 2011 bis 2015. Seit den 80er Jahren sei jedes Jahrzehnt wärmer gewesen als das vorhergehende, mahnten die Forscher.
Und die Genfer hatten noch eine weitere Warnung im Gepäck. Zwar würden in der Coronakrise klimaschädliche Emissionen wohl vorübergehend zurückgehen. Aber das sei kein Ersatz für mehr Anstrengungen zur Eindämmung des Klimawandels. "Auf frühere Wirtschaftskrisen folgten oft Erholungsphasen, in denen die (klimaschädlichen) Emissionen stärker anstiegen als vor der Krise." Konjunkturprogramme der Staaten zur Ankurbelung der Wirtschaft müssten daher Anreize für umweltfreundlicheres Wirtschaften schaffen.
Das sieht der britische Umweltforscher und Autor Mike Berners-Lee ähnlich. Für ihn ist die Corona-Krise der Moment, in dem die Menschheit ernsthaft mit dem Übergang in ein nachhaltiges Leben beginnen kann. Im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) erklärte Berners-Lee seine Sichtweise:
Die Auswirkungen der Pandemie böten der Menschheit die Möglichkeit zur Entschleunigung und zum Nachdenken darüber, was wirklich wichtig sei. Die aktuelle Krise sei zwar unangenehm. "Aber lassen Sie uns sie wenigstens nutzen", appellierte der Verfasser des Buches "Es gibt keinen Planeten B".
Berners-Lee sieht in der Krise die Möglichkeit zum Neustart und vergleicht den langsam einsetzenden Wiederaufbau nach der Krise mit dem Neubau eines abgebrannten Hauses. "Das würden Sie ja auch nicht genauso wie vorher wieder aufbauen, sondern Sie würden die Gelegenheit nutzen, es zu verbessern." Diese Gelegenheit hätte die Menschheit nun. "Es war nie einfacher."
Der Forscher schlägt dazu im RND-Interview vor, dass wir uns auf grüne Jobs, erneuerbare Energien und eine Kreislaufwirtschaft konzentrieren. In dieser würden weniger Dinge konsumiert und auf nachhaltige Produktion sowie lange Haltbarkeit unserer Konsumgüter geachtet. Er fordert außerdem:
Auch Klimaschutz-Ikone Greta Thunberg sieht aktuell einen guten Zeitpunkt gekommen, mit wirklichen Veränderungen zu beginnen. Sie stellte in einem Online-Gespräch zum Earth Day fest, dass es in der jetzigen Situation einen großen Willen gebe, das persönliche Leben zu ändern.
Leider werde die Klima-Krise, anders als die aktuelle Corona-Krise, nicht als eine unmittelbare Bedrohung aufgefasst, bedauerte die 17-Jährige. "Die Klima-Krise ist auch eine direkte Bedrohung, mit Folgen für uns und für Menschen in anderen Teilen der Welt." Allerdings ist sich die 17-Jährige sicher: "Wir werden aus dieser Krise gestärkt hervorgehen."
(pcl/mit Material von dpa)