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Weltklimakonferenz: Was kann die COP26 erreichen?

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Der Weltklimagipfel findet dieses Jahr in Glasgow, Schottland statt.Bild: www.imago-images.de / Pool
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Weltklimakonferenz in Glasgow: Was kann die COP26 erreichen?

01.11.2021, 20:1202.11.2021, 08:18
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Stürme, Überschwemmungen, Dürren – die fatalen Folgen der Klimakrise machen schon jetzt Millionen Menschen zu schaffen. Um die Erderhitzung zu begrenzen, treffen sich auch dieses Jahr rund 200 Staaten und 25.000 Teilnehmer zur Weltklimakonferenz. Können sie das Ruder herumreißen?

Was ist die Weltklimakonferenz - oder COP26?

Die Weltklimakonferenz tritt jährlich zusammen, immer in einem anderen Land. Auf Einladung der Vereinten Nationen debattieren rund 200 Staaten zwei Wochen lang, wie die Erderhitzung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann. COP steht für "Conference of the Parties", also die Konferenz der Parteien – gemeint sind jene Staaten, die die sogenannte Klima-Rahmenkonvention unterschrieben haben. Dieses Jahr trifft man sich in Glasgow zum 26. Mal – daher COP26.

Warum gibt es die Weltklimakonferenz?

Erste Weltklimakonferenzen gab es schon Ende der 70er und in den 80er Jahren. Die erste COP unter dem Dach der Klima-Rahmenkonvention fand 1995 in Berlin statt. Deutsche Verhandlungsführerin war damals Angela Merkel, als Umweltministerin unter Kanzler Helmut Kohl (beide CDU). Schon vor mehr als 25 Jahren setzte sich der Gipfel das Ziel, verbindlich festzuschreiben, bis wann und wie stark weltweit der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase reduziert werden soll. Die Wissenschaft hatte zuvor gewarnt: Zu viele Treibhausgase in der Luft, allem voran Kohlendioxid (CO2) und Methan, sorgen dafür, dass sich die Erde immer weiter aufheizt und teilweise unbewohnbar werden könnte.

Welche Erwartungen haben Fridays for Future und die Wissenschaft an die COP26?

Nach dem "enttäuschenden" Abschluss des G20 Treffens vergangenen Samstag in Rom, erhoffen sich viele Klimaaktivisten konkretere Ergebnisse von der COP26, unter anderem auch Fridays for Future Deutschland. "Die Lage in Glasgow ist eindeutig angespannt. Wir wissen ganz klar, es muss etwas passieren und trotzdem ist die Angst da, dass wieder nur leere Worte kommen", teilte Fridays for Future-Sprecher Ole Horn watson mit. Es seien viele Menschen aus dem globalen Süden vor Ort, die berichteten, wie stark die Klimakrise schon jetzt eskaliere. "Das macht uns unfassbar wütend und zeigt uns, dass unser Kampf für Klimagerechtigkeit noch lange nicht beendet ist", so Horn.

Ernüchternde Aussicht der Wissenschaft

Auch Professor Dr. Niklas Höhne, Experte für Klimapolitik und Gründungspartner des NewClimate Institutes, hat gedämpfte Erwartungen an die Ergebnisse der COP26. "Das Klimaproblem mit einer Konferenz zu lösen, geht leider nicht. Wenn das die Erwartung ist, dann wird sie auch dieses Mal nicht erfüllt werden", so der Klimaforscher zu watson. Derzeit seien die Anstrengungen von allen Ländern bei weitem nicht ausreichend, um das 1,5 Grad Limit noch einzuhalten. "Wir sind wirklich meilenweit entfernt von dem, was passieren müsste. Deswegen ist es wichtig, dass es beim COP26 insgesamt einen Extra-Schritt gibt, zu dem sich alle Länder verpflichten."

Sein Fazit zum möglichen Ausgang des COP26: "Für mich wäre es ein Erfolg, wenn wirklich ein klares Signal von Glasgow ausgeht, dass die gesamte Welt sich einig ist, aus Kohle, Öl und Gas komplett auszusteigen und sich jedes Jahr einen Schritt weiter in diese Richtung zu bewegt. Das ist für mich das Allerwichtigste, was diese große Konferenz überhaupt bewerkstelligen kann", ergänzte Höhne.

Worum geht es bei der Klimakonferenz – und warum ist sie wichtig?

"So wie es das Pariser Klimaschutzabkommen 2015 vorgehsehen hat, ist jetzt der Zeitpunkt, wo alle Staaten den nächsten ambitionierteren Schritt in in Richtung des Klimaschutzziels von 1,5 Grad vorlegen müssten", erklärte Höhne. Wichtig sei damit, was schon in den letzten Wochen vor dem Start der Konferenz geschah – oder eben ausblieb. Denn viele Staaten hätten ihre Hausaufgaben nicht gemacht: "Die Staaten Brasilien, Australien, Mexiko und die Schweiz haben bis jetzt noch noch gar keine Pläne", so der Klimaforscher. Etliche Regierungen haben vor allem den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas verschleppt, sowie den klimafreundlichen Umbau von Verkehr und Landwirtschaft vernachlässigt.

Schwache Klimaversprechen in letzter Minute

Schlecht stehe unter anderem China da, das Land mit dem größten CO2-Ausstoß: Die Volksrepublik hat erst am vergangenen Donnerstageinen aktualisierten Klimaschutz-Plan bei der UN eingereicht. Darin wird aber lediglich das recht schwache Versprechen erneuert, dass Chinas Emissionen nur noch bis 2030 steigen sollen. Zudem will das Land erst 2060 klimaneutral werden – zehn Jahre später als die meisten Industrienationen. Auch deshalb bleibt das 2015 gesteckte Ziel, die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, in weiter Ferne.

Im September hat die zuständige UN-Klimaagentur daher Alarm geschlagen: Selbst wenn alle vorliegenden Klimapläne umgesetzt würden, steuert die Welt auf eine Erwärmung von 2,7 Grad zu. Die fatalen Folgen: Deutlich mehr Dürren, Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände. Auch würden Hunderte Millionen Menschen in Existenznot gestürzt und zur Flucht gezwungen. Um das 1,5 Grad-Ziel zu schaffen, müssten die globalen Emissionen bis 2030 um 45 Prozent gesenkt werden. Spätestens zum Start der Konferenz wären also deutlich ehrgeizigere Zusagen fällig.

Wie kann es während der COP noch zu Verschärfungen der nationalen Klimaschutzziele kommen?

Bei der Frage, ob sich die Länder noch zu schärferen Klimaschutzzielen verpflichten würden, sieht Höhne beim Gruppenzwang unterhalb der beteiligten Staaten noch das größte Potenzial. "Die Frage ist immer 'Wie groß ist der Druck auf den einzelnen Staat?' – das hat in der Vergangenheit Staaten wie beispielsweise Japan spontan zu noch schärferen Klimaschutzzielen getrieben", so Höhne. Der Druck, mit den anderen Staaten mitzuhalten, habe in der Vorphase der Konferenz zu ambitionierteren Zielen geführt. "Aber jetzt während der Konferenz ist es sehr schwierig für eine Regierung, etwas zu vorzuschlagen, was sie nicht in den nationalen Parlamenten abgenickt haben", ordnete der Klimaforscher ein. Kämen die Länderchefs nicht mit verschärften Klimaschutzzielen im Gepäck in Glasgow an, schätze er die Wahrscheinlichkeit einer Verschärfung der Ziele als sehr gering ein.

Wann wäre die COP26 erfolgreich?

Am Ende der COP26 steht eine Art Abschlusserklärung. Darin müsste eigentlich nachvollziehbar erklärt werden, wie die Staatengemeinschaft konkret auf den 1,5 Grad-Pfad kommen will. Doch dass Regierungen in Glasgow quasi spontan ehrgeizigere Klimaschutzziele zusagen, ist unwahrscheinlich. Denn solche Versprechen sind, zumal in Demokratien, das Ergebnis langfristiger politischer Prozesse.

Ein anderes Thema ist das Geld, konkret die Finanzhilfe für den Klimaschutz in ärmeren Staaten. Die reichen Länder und Entwicklungsbanken haben zwar vor Jahren versprochen, von 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden US-Dollar dafür zu mobilisieren. Diese Summe wird nun aber wohl erst 2023 erreicht, wie Vertreter von Deutschland, Kanada und Großbritannien diese Woche mitteilten. Das sorgte vorab für Frust bei etlichen Entwicklungsländern – und gilt schon jetzt als Hypothek für das Treffen in Glasgow.

Einführen von neuen strukturellen Regelungen

Abgeräumt werden könnten dagegen einige seit Jahren ausstehende eher technische Einigungen zum "Regelbuch" für das Paris-Abkommen. Dabei geht es etwa um Transparenz und Überprüfbarkeit, wenn Staaten dem UN-Klimasekretariat über ihr Vorankommen beim Klimaschutz berichten. Diese Probleme seien "absolut lösbar", sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth vorab.

Ebenso auf der Agenda: Regeln zum Artikel 6 des Pariser Abkommens. Dabei geht es um die Zusammenarbeit beim Klimaschutz zwischen Staaten oder zwischen Unternehmen und Staaten. Dabei muss präzise geregelt werden, wer sich Minderungen beim Ausstoß von Treibhausgasen anrechnen darf, um Doppelbuchungen auszuschließen.

(Mit Material von der dpa)

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