Als einer der "Wilden Kerle" wurde Jimi Blue Ochsenknecht in Deutschland Anfang der 2000er berühmt und entwickelte sich schnell zu dem Teenieschwarm seiner Generation. Seitdem ist viel passiert: Film, Musik, Mode und Theater prägten seine Karriere und auch mit seinem sozialen Engagement stand Jimi immer wieder in der Öffentlichkeit.
Dass das Kochen seine große Leidenschaft ist, dürfte Interessierten ebenfalls bekannt sein – spätestens seitdem im Jahr 2018 sein Kochbuch "Kochen ist easy" erschien. Und auch ein Blick auf seinen Instagramaccount zeigt seine Begeisterung fürs Kochen, Schlemmen und Experimentieren. Fürs neue Jahr stellte sich Jimi einer besonderen kulinarischen Herausforderung: Er nimmt an der Veganuary-Challenge teil und ernährt sich damit einen Monat rein pflanzenbasiert.
Diese (temporäre) Ernährungsumstellung soll ihm einen gesunden Start ins Jahr 2022 bringen und gleichzeitig der Umwelt etwas Gutes tun, wie Jimi im watson-Interview erklärt. Er probiert dafür nicht nur privat neue Rezepte aus, sondern hat auch in Kooperation mit den Lieferdiensten Lieferando und Taste&Soul ein eigenes veganes Gericht kreiert, das man den ganzen Januar über bestellen kann: die "Jimi Orange Bowl".
Damit will der Schauspieler und Sänger auch anderen Menschen zeigen, wie lecker und gesund die vegane Küche sein kann. Er springt damit auf einen Trend auf, der sich bereits im letzten Jahr deutlich abgezeichnet hat. Wie eine Auswertung der Lieferando-Daten zeigt, nahmen die Bestellungen von veganen und vegetarischen Gerichten 2021 um 75 Prozent zu. Woran das liegen könnte, wie Jimi bisher mit der veganen Ernährung zurechtkommt, und was eigentlich alles in seiner Bowl steckt – das erzählt Jimi im watson-Interview.
watson: Jedes Jahr im Januar ernähren sich viele Menschen ausschließlich vegan. Du bist nun auch dabei. Wie kommst du mit der pflanzlichen Ernährung im Veganuary zurecht?
Jimi Blue Ochsenknecht: Super, weil ich im Moment auch in Asien bin. Es war eine echt gute Idee, die Vegan-Challenge zeitgleich mit dem Urlaub zu machen. Weil es hier einfach so viele Möglichkeiten für leckeres veganes Essen gibt und es mir deshalb gar nicht schwer fällt.
Nun kann nicht jeder während des Veganuarys in den Urlaub fahren…
Stimmt, aber ich muss sagen, auch in Deutschland ging es mir so. Ich war erst überfordert von dem großen Angebot an veganen Ersatzprodukten. Damit habe ich mich wirklich erst befasst, als ich den Veganuary begonnen habe. Ich stand im Supermarkt vor dem Regal mit veganen Produkten und dachte "Ich könnte alles auf einmal kaufen". Ich habe Fleisch bisher an keinem Tag vermisst.
Welche Einstellung hattest du vor der Challenge zur fleischfreien Ernährung?
Ich habe meinen Fleischkonsum über die letzten zwei Jahre extrem verringert. Früher habe ich viel Fleisch gegessen und am Ende dann nur noch einmal die Woche. Deswegen war die Umstellung auf vegan für mich nicht schwer.
Und bleibst du jetzt dabei, nur noch vegan zu essen?
Ja, wahrscheinlich werde ich sogar vergessen, dass ich davor Fleisch gegessen habe. Denn bisher läuft es super, ich mache das alles schon ganz automatisch. Vielleicht werde ich dann gar nicht checken, dass ich im Februar immer noch kein Fleisch esse – ich lasse es einfach auf mich zukommen.
So gar keine Lust mehr auf Fleisch?
Vielleicht werde ich dann nochmal ein Gericht mit Fleisch probieren, um zu schauen, ob es mir überhaupt noch schmeckt, oder ob ich da überhaupt noch Lust drauf habe. Ich habe mir so viele Videos angeschaut und Artikel durchgelesen zu Fleischkonsum – deswegen bin ich mental gerade wirklich sehr vegan eingestellt.
Also auch aus Mitleid?
Auch. Vor zwei, drei Jahren habe ich zum Beispiel auch schon Jungtiere von meinem Speiseplan gestrichen – zum Beispiel Lamm und Kalb. Weil mir das einfach so leidgetan hat. Wenn man die vegane Ernährung durchziehen will, ist es wichtig, auch mit dem Kopf dabei zu sein und über solche Dinge Bescheid zu wissen.
Scheint, als hättest du dich mit dem Thema Ernährung ausführlich auseinandergesetzt.
Ja, auf jeden Fall. Ob es Business ist, oder etwas Privates nur für mich: Wenn ich etwas mache, dann möchte ich es auch richtig machen. Ich will mich weder selbst belügen, noch nur nach außen hin beweisen, dass ich einen Monat lang vegan leben kann. Ich will es für mich machen – und für die Umwelt.
Veganismus ist ja auch Teil eines nachhaltigen Lebensstil. Hand aufs Herz: Du bist sicher mit dem Flugzeug in den Urlaub…
Ja, aber auch nur, weil es nicht anders ging. Ansonsten finde ich schon, dass ich nachhaltig lebe. Ich fliege generell nicht gerne und nutze deswegen viel öfter den Zug. Ich fühle mich wohler damit, sechs Stunden Zug zu fahren, als eine Stunde zu fliegen.
Und sonst?
Abgesehen davon versuche ich zu Hause wenig Plastik zu nutzen und nicht so viel einzukaufen, was in Plastik verpackt ist. Ich setze da auf Wiederverwendung und benutze lieber Glasflaschen und Tupperdosen als Einwegbehälter. Ich achte wirklich sehr drauf, dass wir weniger Abfall zu Hause produzieren.
In welchen Bereichen besteht noch Nachholbedarf bei dir?
Das kann ich so gar nicht sagen, ich finde ich habe für mich eine gute Balance gefunden. Ich habe ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung und schaue einfach, wie es in den nächsten Monaten weitergeht. Ich lerne jeden Tag etwas Neues dazu und auch beim Kochen werde ich täglich inspiriert und überrascht. Es macht mir echt Spaß, mein Koch-Portfolio auch in die vegane Richtung zu erweitern.
Du hast nun zusammen mit Lieferando und taste&soul die „Jimi Orange Bowl“ kreiert – was ist da drin?
Wir hatten überlegt, welches vegane Gericht gesund ist und satt macht – da haben wir zuerst an Linsen und Couscous gedacht. Man sollte nicht nach dem Essen der Bowl denken „Jetzt brauche ich noch etwas Deftiges“. Und ich persönlich mag Bowls echt gerne und liebe asiatisches Essen – eine vegane, asiatisch inspirierte Bowl zu kreieren, war deshalb meine Idee. Ich liebe den Mix aus Tofu, süß-scharfem Mango-Chutney, Edamame und Wildreis.
Wie watson exklusiv erfuhr, gab es bei Lieferando 2021 einen Boom, was die Nachfrage nach veganen Gerichten angeht. Ändert sich hier gerade grundlegend etwas?
Ich glaube, dass viele Leute langsam anfangen, sich bewusster zu ernähren. Durch die Pandemie wurde diese Entwicklung noch beschleunigt. Das habe ich auch in meinem Freundeskreis bemerkt.
Also noch mehr Veganer um dich herum?
Genau. Viele sind in den letzten Jahren vegan geworden und wollen mehr auf ihre Gesundheit achten. Die Lust auf ungesundes Fast Food nimmt immer mehr ab, weil man sich danach oft träge fühlt. Sich gesund zu ernähren ist gut für die Psyche und den Körper. Man fühlt sich fresher, wohler und steht nicht so genervt morgens auf – je nachdem natürlich, ob man in der Nacht davor feiern war oder nicht. (lacht)
Ernährung scheint grundsätzlich ein wichtiges Thema für dich zu sein. Du setzt dich als deutscher Botschafter des World Food Forum auch gegen den Welthunger ein.
Es geht beim World Food Forum zwar explizit um Welthunger, aber auch um Nachhaltigkeit im Allgemeinen. Darum, nachhaltige Alternativen zu finden und einen anderen Umgang mit der Umwelt zu entwickeln.
Und worum geht es dir genau?
Dass ich mich dahingehend engagiert habe, war nicht vielen bekannt, aber für mich ist es super wichtig. Denn ich lebe ein sehr gutes Leben, meiner Familie und meinen Freunden geht es gut und das ist nicht selbstverständlich. Ich möchte Menschen, denen es weniger gut geht, unterstützen und nicht vergessen, wie privilegiert ich lebe. Wenn die Hilfe an den richtigen Stellen ankommt, tut das nicht nur den Betroffenen, sondern auch einem selbst gut. Und bei dem World Food Forum weiß ich, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie wirklich benötigt wird.
Welthunger ist leider immer noch ein sehr großes Problem – insbesondere in Entwicklungsländern.
Ja, weltweit müssen einfach zu viele Menschen hungern. Das ist doch Wahnsinn. Vor allem, weil es zahlreiche Möglichkeiten gibt, gegen dieses Problem vorzugehen. Je mehr Menschen sich dafür einsetzen, desto schneller ist es beseitigt. Viele sagen "Ich allein kann nichts ändern" – aber wenn jeder so denkt, kommt es nie zu einer Veränderung.
Deine Bemühungen wurden also von der FAO gesehen, obwohl du dein Engagement in den Projekten gar nicht aktiv publik gemacht hast?
Genau, ich habe zum Beispiel an verschiedenen Orten Brunnen bauen lassen. Einen davon habe ich sogar nach meiner kleinen Tochter benannt. Ich möchte ihr gewisse Werte von Anfang an mitgeben. Ich will, dass sie bewusst aufwächst und ihr gutes Leben nicht als selbstverständlich wahrnimmt. Es gibt viele Menschen, denen es nicht so gut geht, wie es ihr gehen wird. Und auch wenn sie das jetzt noch nicht versteht, ist es mir wichtig, ihr dieses Bewusstsein von klein auf mit zu geben.
Nach dem Interview habe ich ziemlich Lust auf die Bowl bekommen, die Jimi Ochsenknecht so begeistert angepriesen hat – also habe ich sie zu mir nach Hause liefern lassen. In puncto Nachhaltigkeit fällt direkt ein großes Manko auf: Neben der Pappbox, in der das Gericht geliefert wird, sind noch drei Plastikdöschen bei meiner Bestellung dabei. Darin waren das Mango-Chutney, Kokos-Chips und eine Chia-Sesam-Mischung.
Warum diese drei Komponenten separat geliefert wurden, ist klar: Kokoschips, Sesam und Chia müssen knackig bleiben, dürfen nicht durchweicht werden. Das Mango-Chutney soll nicht schon vom Reis aufgesogen, sondern nach Belieben frisch auf der Bowl verteilt werden. Dass für das "Funktionieren" der Bowl allerdings insgesamt vier Verpackungen und noch die Liefertüte gebraucht werden, ist alles andere als nachhaltig.
Was mir abgesehen von den Plastikverpackungen aufgefallen ist: Die Box mit der Bowl ist ziemlich schwer. Beim Öffnen staune ich nicht schlecht: Sie ist wirklich voll gepackt mit frischen Zutaten. Ob Mais, Edamame, Avocado, Mango, Cherry-Tomaten, Tofu und Reis wirklich die perfekte Mischung sind, sei mal dahingestellt.
Jimi wollte mit der Bowl ein gesundes, veganes Gericht kreieren, das schmeckt und satt macht. Dieses Vorhaben ist ihm definitiv gelungen – ich habe es nicht geschafft, die große Portion aufzuessen. Der Preis von 11 Euro war also gerechtfertigt. Und obwohl ich viel gegessen habe, fühlte ich mich danach nicht so erschlagen wie nach einem Burger und Pommes. So kann der Veganuary gerne weitergehen.