
Krabbenkutter im Fischerhafenhafen von Greetsiel (Ostfriesland).Bild: dpa
Nachhaltigkeit
01.05.2020, 15:1208.06.2020, 18:36
Die Corona-Krise führt in diesem Jahr zu einem
einzigartigen Rückgang des weltweiten Energieverbrauchs und der
CO2-Emissionen. Die Nachfrage nach Energie werde global um sechs
Prozent fallen, ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der
Internationalen Energie-Agentur (IEA) in Paris. Das entspricht dem
gesamten Energieverbrauch Indiens, dem weltweit drittgrößten
Energieverbraucher. Die Covid-19-Pandemie bedeute für das globale
Energiesystem den größten Schock seit mehr als sieben Jahrzehnten,
schreibt die Energie-Agentur.
Großer Rückgang in Europa und USA
Den stärksten Rückgang der Energienachfrage verzeichnen die
entwickelten Länder, zum Beispiel die USA mit neun Prozent und die EU
mit elf Prozent. Dabei hat die IEA die realen Daten von 100 Tagen
dieses Jahres analysiert und hochgerechnet. Im Einzelnen werde die
Entwicklung vom Verlauf der Pandemie und der Mittel abhängen, die
dagegen ergriffen werden. Die Stromnachfrage werde weltweit um fünf
Prozent zurückgehen; das wäre der größte Rückgang seit der Depression
1930. Rund 40 Prozent des Stroms würden aus CO2-armen Quellen
stammen, wozu die IEA auch Kernenergie zählt.
Mit dem Rückgang des Energieverbrauchs ist nach der Analyse der
IEA auch eine sinkende Nachfrage nach Kohle um acht Prozent
verbunden. Entsprechend gehen die vom Energiesektor verursachten
CO2-Emissionen um ebenfalls acht Prozent zurück und erreichen ihr
niedrigstes Level seit 2010. Der Rückgang wäre sechsmal so hoch wie
in der Finanzkrise 2009, als die CO2-Emissionen um 400 Millionen
Tonnen vermindert wurden.
"Der historische Rückgang in den globalen Emissionen ist absolut kein Grund zum Jubeln."
IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol
"Er
resultiert aus vorzeitigen Todesfällen und einem wirtschaftlichen
Trauma rund um die Welt", so der Wirtschaftswissenschaftler. Nach den Erfahrungen der Finanzkrise werde
es einen scharfen Rückschlag bei den CO2-Emissionen geben, wenn sich
die wirtschaftlichen Bedingungen wieder verbessern. Die Regierungen
könnten daraus lernen, beim Wiederaufbau ihrer Wirtschaft auf saubere
Energieträger zu setzen.
Bereits am Vortag hatte die Bundesanstalt für Geowissenschaften
und Rohstoffe (BGR) in Hannover darauf hingewiesen, dass noch nicht
absehbar sei, ob die aktuelle Entwicklung den Trend eines weltweit
wachsenden Energiebedarfs brechen werden. Die weltweit wachsende
Bevölkerung und die Erhöhung des allgemeinen Lebensstandards würden
trotz höherer Energieeffizienz voraussichtlich auch langfristig einen
steigenden Energiebedarf zur Folge haben.
(lin/dpa)
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