Hawaii: Hunderttausende Moskitos werden jede Woche über Urlaubsinsel abgeworfen
Seit Monaten fliegen über Hawaii Drohnen hinweg und werfen kleine, biologisch abbaubare Päckchen über den Wäldern ab. Und in diesen befinden sich pro Päckchen bis zu 1000 Moskitos.
Was auf den ersten Blick wie eine großzügige Auswilderung wirkt, soll eigentlich zur Dezimierung einer eingeschleppten Moskito-Art beitragen. Denn die Moskitos in den abbaubaren Paketen stammen aus dem Labor. Es handelt sich bei ihnen um Männchen, die ein bestimmtes Bakterium in sich tragen.
Dieses wiederum führt dazu, dass bei der Paarung von wilden Weibchen und den Männchen aus dem Labor keine befruchteten Eier entstehen können.
Die Hoffnung ist, auf diese Weise die invasive Mückenpopulation zu kontrollieren, die Vogelmalaria überträgt und dadurch die heimischen Vogelarten – darunter seltene hawaiianische Honigfresser – dezimiert.
Vögel mit Mücken retten: Zwischen Hoffnung und Risiko
Über 50 Arten gab es einst auf den Inseln, heute sind nur noch 17 übrig – fast alle vom Aussterben bedroht. "Wenn wir diesen Kreislauf nicht durchbrechen, verlieren wir unsere Honigfresser", warnt Chris Farmer vom American Bird Conservancy (ABC) gegenüber CNN.
Besonders betroffen sind der graue 'akikiki, der bereits in freier Wildbahn ausgestorben ist, und der gelbgrüne 'akeke'e, von dem weniger als 100 Exemplare leben.
Seit 2023 werden auf Maui und Kauai jede Woche rund eine Million dieser Mücken ausgesetzt – zuerst per Hubschrauber, seit Kurzem auch per Drohne. Es ist das erste Projekt weltweit, bei dem diese Technik zu Naturschutzzwecken eingesetzt wird.
"Es mag paradox klingen, Millionen Mücken freizusetzen, um Vögel zu retten – aber genau das tun wir", sagt Farmer. Das Drohnenverfahren bietet viele Vorteile: geringere Kosten, weniger Emissionen und mehr Sicherheit für die Teams. Zudem können Einsätze auch bei schwierigem Wetter stattfinden, wo Hubschrauber oft am Boden bleiben müssen.
Forscher auf Hawaii besorgt um Vogelarten
Die Zeit drängt. Durch den Klimawandel steigen die Temperaturen in den Bergen Hawaiis – und mit ihnen wandern die Mücken immer weiter nach oben. Früher konnten sich die Honigfresser in höhere Lagen zurückziehen, doch auch dort breitet sich die Vogelmalaria nun aus.
Eine aktuelle Studie der San Diego Zoo Wildlife Alliance zeigt, dass die Honigfresser nur dann eine Überlebenschance haben, wenn die Mückenpopulation schnell eingedämmt wird. "Wenn man nur ein oder zwei Jahre wartet, schließt sich das Zeitfenster dramatisch", warnt Studienautor Christopher Kyriazis laut CNN.
Langfristig hoffen Forscher:innen, dass sich die Vögel durch genetische Vielfalt selbst anpassen und eine Resistenz entwickeln. Erste Anzeichen dafür gibt es bereits bei der Art 'amakihi. Doch bis dahin zählt jeder Monat.
Für Farmer ist die Arbeit emotional belastend – und gleichzeitig Antrieb. "Es ist herzzerreißend, Arten verschwinden zu sehen. Aber wir haben jetzt die Möglichkeit, sie zu retten. Wenn wir diese Vögel in diesem Jahrzehnt nicht schützen, werden sie wohl für immer verloren sein."
Das Experiment mit den Drohnen-Mücken ist also mehr als nur ein technischer Versuch – es ist ein Wettlauf gegen das Aussterben. Und vielleicht, so hoffen die Forscher, der Beginn eines neuen Kapitels im Naturschutz: mit Hightech gegen den Verlust der Artenvielfalt.
