Wer aus Nachhaltigkeitsgründen oder wegen des Tierwohls auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichtet, blickt gewiss ab und zu trotzdem neidisch auf seine omnivoren Mitmenschen.
Denn rein geschmacklich können viele Fleischalternativen mit den "Originalen" nicht mithalten. Und erst kürzlich haben Forscher:innen erneut festgestellt, dass viele Ersatzprodukte gar nicht gesund sind. Sie sind hochverarbeitet und enthalten neben vielen industriellen Zutaten, oft auch hohe Mengen an Salz und ungesunden Fetten.
Eine zusätzliche Alternative, die vielen Menschen im Kampf gegen die Klimakrise Hoffnung macht, ist im Labor gezüchtetes Fleisch.
Im Gegensatz zur Massentierhaltung – die weltweit für 15 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, Millionen Tierleben zerstört und verheerende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hat – kommt dieses gänzlich ohne Tierleid aus.
Und Laborfleisch hat noch andere Vorteile, die sich nicht von der Hand weisen lassen. Die britische Zeitung "The Guardian" hat sich diesbezüglich mit Owen Ensor unterhalten, dem Gründer und Geschäftsführer von Meatly.
Sein Unternehmen stellt Tiernahrung aus Laborfleisch her. Der 35-jährige CEO äußert sich in dem Interview auch zu den Vorurteilen, die viele Menschen gegenüber seinem Produkt nach wie vor haben und dazu, wie die Branche solchen Zweifeln begegnen sollte.
Das Unternehmen von Ensor hatte jüngst Schlagzeilen gemacht, weil seine Produkte in einem historischen Schritt von den britischen Behörden genehmigt wurden. Damit ist Großbritannien das erste europäische Land, das im Labor gezüchtetes Fleisch zulässt.
Die Produktion des Hühnerfleischs, das Meatly im Labor herstellt und das die Grundlage für die Tiernahrung des Unternehmens ist, beschreibt Ensor in dem Text wie folgt: "Wir entnehmen Zellen von einem Tier und stellen Fleisch außerhalb dieses Tieres her. Das ist die einfachste Erklärung."
Im September 2022 hatte das Unternehmen von einem Zelllinienanbieter ein Fläschchen mit etwa 5 Millionen Zellen aus einem einzigen Hühnerei erhalten. Später stellte Meatly zudem auf ein tierfreies Medium um, indem die Zellen für das Fleisch wachsen. Seitdem soll die Produktion komplett frei von Tierleid sein.
Warum stößt Fleisch aus dem Labor dennoch auf Ablehnung bei vielen Menschen? Owen Ensor hat da eine Vermutung.
Für ihn hat die Branche ihre Produkte in der Vergangenheit schlecht kommuniziert und so Erklärungslücken hinterlassen, die mit "Fehlinformationen" gefüllt worden seien:
Bei Meatly plant man, sobald die Produktion laufe, einen "Entmystifizierungsprozess" zu starten, um die Verbraucher:innen von dem Produkt zu überzeugen. "Wir würden gerne Führungen durch die Orte anbieten, an denen wir das Fleisch herstellen und züchten", sagt der CEO.
Bis die Produkte von Meatly zu kaufen sein werden, werden laut "The Guardian" allerdings noch Jahre vergehen. Auch Ensor bestätigte diese lange Anlaufzeit. Weil die Auflagen für den menschlichen Verzehr noch strenger sind als bei Tiernahrung, wird es wohl noch länger dauern, bis es Laborfleischprodukte im Supermarkt zu kaufen gibt.