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Fridays for Future: Klima-Streik gepaart mit Ukraine-Solidarität

Mehrere Tausend Menschen haben am Freitag 25.03.2022 in Berlin beim Klimastreik der Bewegung Fridays for Future entschiedenere Massnahmen fuer ein Ende der Abhaengigkeit von fossilen Energietraegern a ...
Für Frieden und Klimagerechtigkeit sind an diesem Freitag weltweit wieder Hunderttausende zum internationalen Klimastreik auf die Straße gegangen. Bild: imago images / imago images
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Fridays for Future: Klima-Streik gepaart mit Ukraine-Solidarität

25.03.2022, 18:5325.03.2022, 19:01
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"Keine Geschäfte mit Russland – Embargo für russisches Öl und Gas!", schreit Eva Yakubovska heiser ins Mikrofon. Die 27-jährige Ukrainerin steht eingewickelt in eine blau-gelbe Ukraineflagge auf einer Bühne im Invalidenpark und blinzelt gegen das Sonnenlicht in die Menschenmenge, die sich an diesem Freitagmittag auf dem Platz zwischen Wirtschafts- und Klimaschutzministerium sowie dem Verkehrsministerium versammelt hat. Unter ihnen sind aufgeregte Grundschüler, Teenagergrüppchen, aber auch ältere Menschen. Am Rande des Trubels steht eine Gruppe mehrerer Senior*innen mit riesigen Plakaten.

Globaler Klimastreik
Viele der Demonstrierenden sind hier, weil sie vor allem auch gegen Regime wie in Russland protestieren wollen.bild: null / Miriam Meyer

"Wir stehen heute hier für die Ukraine und für eine Zukunft mit demokratischen Werten ohne lebensbedrohliche Konsequenzen! All together: Stand with Ukraine!", schallt Evas Stimme wieder und wieder aus den Lautsprechern, bis sich die Rufe mit dem Applaus und einsetzender Musik vermischen.

Zum zehnten Mal hat Fridays for Future an diesem Freitag zum globalen Klimastreik aufgerufen – und dennoch war es eine Premiere: International und auch deutschlandweit demonstrierten Menschen in über 300 Städten dieses Mal für Klimagerechtigkeit und mit Fokus auf die Ukraine auch für Frieden. Nach Angaben der Polizei sind allein in Berlin für den Protest rund 10.000 Teilnehmende im Regierungsviertel zusammengekommen.

Globaler Klimastreik Solidarität mit der Ukraine
Eva Yakubovska musste aus der Ukraine flüchten. Ihre Familie ist noch immer dort. bild: null / Miriam Meyer

"Wir freuen uns total über diese riesige Solidarität mit der Ukraine, aber das Wichtigste heute ist, dass wir hier zusammen gegen das russische Regime kämpfen", sagt Eva leise, als auf der Bühne nun das Rapper-Duo Sechser anfängt, über Auffanglager und Flüchtlingswellen zu rappen.

Sie ergänzt gegenüber watson:

"Der Krieg läuft jetzt schon über einen Monat. Aber die Leute, die heute hier sind, zeigen uns, dass sie uns und diesen Krieg nicht einfach vergessen! Gleichzeitig fühle ich mich innerlich komplett emotional gebrochen und fassungslos – ich bin jetzt hier in Deutschland, aber meine Familie bleibt weiterhin noch im Land. Sie sind jetzt irgendwo bei Bekannten untergekommen, nicht weit weg von Kiew und halten durch."
Eva YakubovskaAktivistin aus der ukraine

Ihre Stimme bricht und sie dreht sich zu einer Freundin um, die sie mit wenigen Worten auf Ukrainisch beruhigt.

Globaler Klimastreik
Tausende Demonstrierende sind für die FFF-Demo zusammengekommen.bild: null / Miriam Meyer

Nur wenige Meter entfernt von ihnen streckt Markus eine blau-gelb bemalte Schneeschaufel in die Höhe. "Pullover statt Gas – Ölstop heute!" hat er noch heute morgen auf beide Schaufelseiten gemalt. "Ich bin heute zwar alleine unterwegs, aber bei uns ist Klimaprotest Familiensache", erzählt der 63-Jährige. "Heute hier zu sein ist mir wichtig, seit gestern habe ich auch meine Gasheizung abgestellt und nutze lieber den Elektroheizer und Solarzellen auf dem Dach", sagt er. "Ich will mich nicht abhängig machen von einem menschenverachtenden Regime wie Russland!"

Globaler Klimastreik
Markus Bier, 63, hat seit Anfang März aus Protest seine Gasheizung abgestellt. Stattdessen nutzt er jetzt einen Elektroherd. bild: null / Miriam Meyer

Inzwischen haben sich noch mehr Menschen auf dem Invalidenplatz versammelt – unter ihnen auch Luise, Anouk und Theresa. Die drei Mädels aus der elften Klasse hätten gerade eigentlich noch Unterricht, eine der letzten Stunden vor einer wichtigen Klausur, die auch ins Abiturzeugnis zählen wird. Aber heute hier zu sein ist ihnen wichtiger: "Zu kommen stand für uns eh schon seit Monaten fest, aber heute setzen wir ja zusätzlich auch ein Zeichen für Frieden. Dazu hat ja auch Selenskyj erst aufgerufen, dass es wichtig ist, sich umso mehr zu positionieren auf Friedensdemos", erzählt die 17-jährige Luise. "Man kann zumindest versuchen, ein Zeichen zu setzen, weil wir können hier noch unsere Meinung frei äußern – anders als die Leute in Russland. Und dann müssen wir diese Chance auch nutzen, die wir haben!"

"Man kann zumindest versuchen ein Zeichen zu setzen, weil wir können hier noch unsere Meinung frei äußern – anders als die Leute in Russland."
Luise Wieser Schülerin der elften Klasse

Etwas weiter entfernt von den dröhnenden Lautsprechern haben sich auch die "Omas for Future" zum Streik versammelt. Auch ihnen ist es wichtig, heute wieder mit dabei zu sein, wie Katarina Dietze erklärt: "Wir sehen ganz speziell unsere Aufgabe darin, gerade ältere Personen ein Stück weit für Klimaschutz zu sensibilisieren. Wir gehen dafür oft in Seniorenheime und versuchen immer wieder, diese Grätsche zwischen Alt und Jung zu überwinden und alle darin zu unterstützen, die Folgen der Klimakrise immer wieder innerhalb der Familie zu diskutieren. Denn manchmal erreicht man doch noch einen Sinneswandel, wenn einen das eigene Enkelkind auf Umweltthemen anspricht", sagt sie. "Die Alten haben ja Angst vor Verzicht, es geht ja eigentlich um die Reduzierung von Verschwendung", sagt Dietze. "Ich wurde noch so erzogen, dass man keine Energie und keine Lebensmittel verschwendet. Wir versuchen einfach diese Erinnerung an 'Weniger ist Mehr' zurück zu holen."

Die Omas for Future
Auch die "Omas for Future" haben sich für den Klimastreik versammelt.bild: null / Miriam Meyer

Inzwischen setzt sich die Menge an Demonstrierenden zu Fuß, mit Bollerwägen oder auf Fahrrädern langsam in Bewegung. Ihr Ziel: das Brandenburger Tor. Dort wollen sie die deutsche Regierung ein weiteres Mal an ihre Verantwortung für Frieden und Klimagerechtigkeit erinnern.

Globaler Klimastreik für Frieden und Klimagerechtigkeit
Beim Globalen Klimastreik wird der Demo-Zug von vielen Demonstrierenden mit Friedensschildern angeführt.bild: null / Miriam Meyer
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