Seit sechs Tagen lodert mittlerweile ein Waldbrand auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog, einer Kleinstadt in Brandenburg südlich von Berlin. Zuletzt hat sich die Fläche laut Feuerwehr aber noch einmal leicht vergrößert.
Am Wochenende hatte sich die Lage drastisch verschärft – weil Wind die Flammen angefacht und sich die Fläche des Brandes mehr als verdoppelt hat.
Die Feuerwehr ist vor Ort und kämpft gegen die Flammen. Doch ein rasches Ende des Löscheinsatzes ist nicht absehbar. Das Problem: Wegen der Munitionsbelastung in dem Gebiet kommen die Einsatzkräfte nicht nah genug an die Brandherde heran.
Doch was bedeutet das für die Löscharbeiten? Kann sich das Feuer ungehindert ausbreiten? Und werden bald auch Wohngebiete von den Flammen befallen?
Auffrischender Wind hat den Waldbrand angefacht und die betroffene Fläche auf 326 Hektar mehr als verdoppelt – eine Fläche so groß wie etwa 457 Fußballfelder. Die Flammen seien noch nicht am Schutzstreifen angekommen, teilte die Leiterin des städtischen Ordnungsamts, Christiane Lindner-Klopsch, am Dienstagmorgen mit. Am Montagmorgen hatte sie die betroffene Fläche noch mit über 150 Hektar beziffert.
Auch die Fläche, auf der tatsächlich Flammen lodern, hätte sich von acht Hektar am Morgen im Laufe des Montags durch den Wind stark vergrößert, sagte Lindner-Klopsch. "Dazu können wir aber keine genauen Angaben mehr machen."
Mithilfe einer Drohne versucht die Feuerwehr das Waldbrandgebiet zu erfassen. Vor allem gehe es darum, die bis zu 50 Meter breiten Schutzstreifen frei von Feuer zu halten und damit ein Übergreifen der Flammen auf umliegende Ortschaften zu verhindern.
Dem "rbb" zufolge stellt sich die Feuerwehr bereits darauf ein, dass der Einsatz noch Tage dauern wird, weil die Mitarbeitenden nicht nah genug an die Brandherde herankommen, denn das Gebiet ist mit alter Munition belastet. Die Feuerwehr kann sich wegen der Explosionsgefahr nur auf geräumten Wegen rund um das Gebiet sicher bewegen.
Die Feuerwehr hält den Brandschutzstreifen nass, um die Ausbreitung der Flammen zu verhindern. Löschflugzeuge sollen Lindner-Klopsch zufolge nicht mehr zum Einsatz kommen – aus Kostengründen. Die Leiterin des städtischen Ordnungsamts teilte dem "rbb" mit, dass der Einsatz der Flugzeuge etwa 3800 Euro pro Stunde koste und sich nicht lohnen würde. "Es würde an einer Stelle gelöscht werden und an einer anderen Stelle würden sich die Feuer ausbreiten", sagt Lindner-Klopsch.
Die genaue Brandursache ist bisher noch nicht geklärt – die Feuerwehr vermutet Brandstiftung. Die Polizei wurde bereits eingeschaltet.
Aber auch die Art des Waldes ist ausschlaggebend dafür, wie schnell sich ein Feuer letztlich verbreitet. Der Waldexperte Peter Wohlleben sagt gegenüber watson: "Ich nehme an, dass es in Jüterbog vor allem Kieferbestände sind, die brennen. Das ist immer dasselbe: Nadelplantagen brennen wie ein Treibstofflager."
Schon im grünen Zustand würden "unnatürliche" Nadelbaumplantagen leicht zu brennen anfangen – anders als natürliche Buchenurwälder, die sehr feucht sind, wie Wohlleben betont.
Bislang sind Ortschaften nicht bedroht. Der Schutzstreifen im südlichen Bereich des Brandgebiets ist verbreitert worden, um Wohngegenden auch weiterhin davor zu bewahren, dass Flammen auf sie übergreifen, erklärte die Ordnungsamtsleiterin der dpa.
Am Sonntagabend gab es allerdings eine gewaltige Explosion, weil das Feuer Munition auf dem früheren Truppenübungsplatz entzündete. Der "B.Z." zufolge erschütterte die Explosion auch umliegende Ortschaften. "Der Knall war kilometerweit zu hören, auch in den umliegenden Ortschaften", sagte Einsatzleiter Robert Preuß gegenüber der "B.Z.".
Der watson-Wetterbericht wies bereits darauf hin, dass die aktuelle Wetterlage nicht nur Sommerlaune, sondern auch Probleme mit sich bringt. Der Diplom-Meteorologe Dominik Jung von "wetter.net" erklärte, dass es im Juni viel Sonnenschein und Wärme geben und weitgehend trocken bleiben solle. Das Problem: Durch die andauernde Trockenheit steigt die Waldbrandgefahr in Deutschland auf Stufe 3 von 5, im Osten erreicht sie sogar die höchste Gefahrenstufe.
In einigen Regionen ist das Betreten des Waldes bereits eingeschränkt – zu hoch ist die Brandgefahr.
Angesichts der anhaltenden Trockenheit erwartet der Waldbrandschutzbeauftrage Raimund Engel in Brandenburg kurzfristig keine Entspannung der Lage: "Auch wenn es in den kommenden Tagen ein paar Niederschläge in Südbrandenburg geben sollte, wird dies an der Waldbrandgefahr kaum was ändern", sagte Engel am Montag auf Anfrage von "rbb24". "Die Situation bleibt brandgefährlich."
Ein Tiefdruckgebiet, das aus Südosten über Südbrandenburg ziehen soll, wird wohl kaum Regen – und damit Entspannung bringen. Der Waldbrandschutzbeauftragte Raimund Engel blickt sogar mit Sorge darauf, dass die Waldbrandgefahr für Brandenburg aufgrund erhöhter Luftfeuchtigkeit von der derzeitigen Stufe 4 auf Stufe 3 herabgestuft werden könnte, wie er "rbb24" erklärte. "Dies gäbe nicht die reale Situation wieder, die brandgefährlich bleibt."
Diese Meinung teilt auch Waldexperte Peter Wohlleben. Gegenüber watson erklärte er:
Allerdings birgt der Waldbrand Wohlleben zufolge auch eine Chance: "Nach dem Waldbrand entsteht eine gute Startchance für robuste heimische Laubwälder – sie kehren überraschend schnell von allein zurück, ohne Pflanzung und ohne Kosten." Zwar bleibe ein Waldbrand eine "Tragödie, aber wenn man die richtigen Schlüsse daraus zieht, kann es auch eine Chance sein, endlich wieder natürliche Waldökosysteme zu haben".
(mit Material der dpa)