Es ist Sommer und die Klimakrise hat Deutschland fest im Griff. Wieder einmal ist es zu trocken – viel zu trocken. Daran konnte auch der regenreiche Frühling nichts ändern. Die vergangenen trockenen Sommer und auch die schneearmen Winter haben ihr Übriges getan: Die Grundwasserspiegel konnten sich nicht wieder auffüllen. Denn sickert zu wenig Wasser durch Niederschläge in den Boden, bildet sich nicht genügend Grundwasser nach.
Immer mehr Kommunen und Landkreise ziehen deswegen jetzt die Reißleine. Wassersparen ist angesagt. Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat im Interview mit dem "Tagesspiegel" zum sparsamen Umgang mit Wasser aufgerufen.
Doch warum ist das so wichtig? Welche Maßnahmen gibt es und wie können wir zu Hause Wasser sparen? Watson beantwortet die wichtigsten Fragen.
Je wärmer und trockener es ist, desto mehr Wasser benötigen wir auch. Unser erhöhter Wasserverbrauch kommt also auf das ohnehin schon knapp bemessene Grundwasser oben drauf. Oder anders gesagt: Wir zapfen die Ressourcen ab – und landen im Minus. Deshalb sorgen verschiedene Städte und Kreise nun dafür, dass wir sparsamer mit unserem Wasser umgehen.
Das Grundwasser wird schließlich für alles Mögliche benötigt – so wird zu großen Teilen unser Trinkwasser daraus gewonnen. Das brauchen wir für ganz Alltägliches: Zum Duschen. Zum Kochen. Zum Waschen. Und natürlich auch zum Trinken. Aber auch die Landwirtschaft und Industrie benötigen Wasser, zum Beispiel für die Produktion von Lebensmitteln.
Mitschuld an der Wasserknappheit ist die Klimakrise. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass wir noch mehr auf ausreichend Wasser angewiesen sind. Denn mit der Klimakrise ist auch die Waldbrandgefahr gestiegen. Und die Feuerwehr benötigt Grundwasser als Löschwasser.
Erst vor rund drei Wochen hat es in der Nähe von Berlin, in Jüterbog, schlimme Waldbrände gegeben. Mit den Bränden entbrannte auch die Frage, wie wir angesichts der niedrigen Grundwasserspiegel auch beim Löschen von Bränden umsichtig mit der Ressource Wasser umgehen können. Der Feuerökologe Johann Goldammer erklärte in der "Taz", dass mehr Feuerwehrleute ausgebildet werden müssten, Brände auch "jenseits der Straße" zu bekämpfen. Denn mit dem gezielten Löschen einzelner Brandherde ließe sich viel Wasser sparen.
Befindet sich noch alte Munition im Waldboden – wie etwa in Jüterbog – könnten auch Löschroboter eingesetzt werden, sagt der Experte.
In vielen deutschen Kommunen und Landkreisen wurden bereits Regeln erlassen, um den Wasserverbrauch in der jeweiligen Region zu senken. Sie sind bereits in Kraft getreten oder tun das in kurzer Zeit. Oftmals gelten sie für einige Monate.
Dabei liegt der Fokus mehr als einmal auf den Seen und Flüssen. Wasserentnahme? Verboten.
Ein geringer Wasserstand führe bei Sonneneinstrahlung zu einer erhöhten Wassertemperatur. Der Sauerstoffgehalt sinkt. Das wird irgendwann kritisch für die Lebewesen im Gewässer, begründet etwa der Landkreis Leipzig seine Maßnahmen. Nur eine geringe Menge Wasser mit Handgefäßen abzuschöpfen bleibt erlaubt.
Verstöße ahndet man in Leipzig und Umgebung streng. Wer sich nicht daran hält, muss tief in die Tasche greifen: Bis zu 50.000 Euro können fällig werden, wenn man trotzdem Wasser aus Flüssen, Seen oder Teichen entnimmt.
Ein weiteres Sparpotenzial bieten die Brunnen. Mit Brunnenwasser Gärten, Sportanlagen und Grünflächen bewässern? In vielen Städten und Kommunen ist das nicht gern gesehen. Oder sogar verboten. Als Sportanlagen werden oft Rasen- und Tennisplätze genannt.
In der Regel handelt es sich dabei nur um eine gewisse Zeitspanne am Tag. In Leipzig ist es etwa ist das Bewässern von Sportplätzen zwischen 10 und 18 Uhr verboten, im Altmarkkreis Salzwedel zwischen 10 und 19 Uhr. Es sei nachgewiesen, dass in dieser Zeit ein großer Teil des Wassers verdunste, heißt es. Regelungen dieser Art finden sich auch auch im Jerichower Land und im Kreis Stendal.
Solche und ähnliche Regelungen finden sich in vielen weiteren Städten und Kommunen in ganz Deutschland. Während viele Städte bei der Bekämpfung der Wasserknappheit auf Allgemeinverfügungen setzen, geht die nordrhein-westfälische Stadt Bad Oeynhausen einen ganz eigenen Weg. Der Kurort setzt auf eine Wasserampel.
Die Ampel zeigt den aktuellen Stand der Wasserversorgung an. Springt sie von grün auf gelb, werden die Einwohner:innen von Bad Oeynhausen, Hille, Hüllhorst und Löhne gebeten, ihren Verbrauch zu verringern. Das heißt auch hier:
Springt die Ampel auf rot, sind Gartenbewässerung und Poolbefüllung sogar verboten.
Ob deine Stadt gerade auf Wasser-Sparkurs ist, erfährst du auf der Internetseite deiner jeweiligen Stadt oder Kommune. Hier siehst du auch, welche Maßnahmen genau für die jeweilige Region gelten. Anders als in Bad Oeynhausen werden die Maßnahmen regelmäßig durch eine Allgemeinverfügung erneuert und bekanntgegeben.
Hilfreich ist auch der Blick in die regionale Tageszeitung, die regelmäßig über erlassene Maßnahmen berichten.
Doch nur, weil für deine Region noch keine Wasser-Sparmaßnahmen gelten, heißt das nicht, dass du nicht trotzdem Wasser sparen kannst und solltest. Möglichkeiten dazu gibt es nämlich so einige.
Einige der klassischen Tipps: Beim Einseifen unter der Dusche das Wasser nicht laufen lassen, beim Zähneputzen einen Zahnbecher benutzen und eine Waschmaschine immer voll befüllen.
Doch der Haushalt bietet noch weiteres Wassersparpotenzial: Zum Beispiel kann in der Dusche mit einem Eimer das kalte Wasser, das wohl so manche:r einfach in den Abfluss prasseln lässt, in einem Eimer aufgefangen und anderweitig verwendet werden.
Das Umweltbundesamt rät außerdem, wenn möglich, alte gegen neue Geräte auszutauschen. Außerdem wassersparende Armaturen einzubauen, zum Beispiel bei der Toilettenspülung.
Im Garten lässt sich durch eine Regentonne beim Blumengießen Grundwasser einsparen. Tagsüber verdunstet beim Gießen zudem ein großer Teil des Wassers und kommt gar nicht erst bei den Wurzeln der Pflanzen an. Um Wasser zu sparen, sollte man an heißen Tagen lieber dann gießen, wenn es draußen noch verhältnismäßig kühl ist, sprich: morgens oder abends.
Das ist übrigens auch der Hintergrund dafür, warum viele Kommunen die Bewässerung der Grün- und Sportflächen lediglich tagsüber untersagen.
Deutschland hat in den vergangenen 20 Jahren durchschnittlich 760 Millionen Tonnen Wasser pro Jahr verloren. Das ist das traurige Ergebnis einer Studie von Forschenden des Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ. Der Leitautor der Studie, Andreas Güntner, erklärte:
Wenn Regen die Wasserknappheit alleine nicht ausgleichen kann, müssen andere Maßnahmen her. Dazu hat das Bundeskabinett im März die Nationale Wasserstrategie beschlossen. Das Hauptziel: Sauberes Trinkwasser für alle zu sichern. Die Wasserwirtschaft soll also klimaresilient werden.
Die Nationale Wasserstrategie beinhaltet ein Aktionsprogramm mit 78 Maßnahmen. Unter anderem soll gemeinsam mit den Ländern eine bundesweiten Leitlinie für den Umgang mit Wasserknappheit verfasst werden.