Die Aktivist:innen der Letzten Generation blockieren immer wieder Straßen, haben sich auch in Museen schon festgeklebt. Und in Potsdam musste ein millionenschweres Monet-Gemälde dran glauben – Aktivist:innen hatten es mit Kartoffelpüree beworfen. Jetzt werden aus den Aktionen der Letzten Generation selbst Kunstwerke.
Im April haben mehrere Aktivist:innen die Läden von Dolce & Gabbana, Gucci, Prada und Rolex mit orangefarbener Farbe besprüht. Die Aktion sorgte für extremes Aufsehen. Und für Kritik. Seit dem 23. Juni hängen Bilder dieser Luxus-Geschäfte, die kurz nach der Aktion aufgenommen wurden, in der Berliner CSR Galerie in Berlin.
Der Künstler dahinter ist Guido Schulz. Interessant ist bei ihm: Fast sein ganzes Leben hat er eigentlich andere bekannt gemacht. Er ist Manager des DJs Westbam und des Rappers Bass Sultan Hengzt und in den 80ern war er A&R-Chef (Anm. d. Red.: steht für Artist and Repertoire, der Bereich der Künstlerbetreuung) bei Sony und Bertelsmann. Erst in den letzten Jahren änderte sich das plötzlich – und er selbst wurde immer berühmter. Nicht mit Musik. Sondern mit seiner Handy-Kamera. Gerade hatte er Ausstellungen in Amsterdam und der Türkei. Guido Schulz macht Fotos von alltäglichen Momenten und witzigen Situationen, für die sonst kaum einer einen Blick hat.
Mit der Letzten Generation hat er sich ein Motiv gesucht, das die Nachrichten immer wieder dominiert. "Das, was die Letzte Generation da macht, ist Zeitgeschichte", findet Guido Schulz im Gespräch mit watson. Über die Aktion auf dem Berliner Kudamm sagt er: "Das war etwas Einmaliges, das habe ich sofort gespürt. Als ich davon gehört habe, bin ich direkt hingefahren, um Fotos zu machen. Das sah wirklich extrem aus. Es war alles orange angesprüht. So habe ich aus der Aktion eine Kunstaktion gemacht."
Er nennt die Reihe zur Letzten Generation "Farben der Revolution" und sieht sich selbst politisch auf der Seite der Klimaaktivist:innen. "Wir reden alle die ganze Zeit darüber, wie wir leben sollten, wie viel Reisen und Luxus noch gut ist. Dass die Letzte Generation jetzt einfordert, dass endlich etwas passiert, finde ich absolut richtig." Weiter sagt er zu watson: "Wenn sie mit normalen Demonstrationen nichts erreichen, müssen sie eben andere Aktionen unternehmen. Aber über die Art und Weise der Aktionen kann man natürlich streiten. Wenn mutwillig Sachen zerstört werden oder Krankenwagen wegen Straßenblockaden nicht durchkommen, dann finde ich das auch nicht gut."
Die Letzte Generation selbst schrieb auf Twitter zur Kudamm-Aktion im April: "Euer Luxus = Unser Klimakollaps". In ihrem Sommerplan erklären die Aktivist:innen außerdem: "Momentan hält die Regierung den Reichen noch den Rücken frei. Sie lässt zu, dass die Reichsten tausendmal so viele Emissionen verursachen wie der Durchschnitt. Das lassen wir ihr nicht durchgehen." Auch im Moment richtet sich ihr Protest gezielt gegen Reiche: So haben Aktivist:innen gerade erst einen Privat-Jet auf Sylt mit Farbe besprüht oder den Eingang zum Hotel Ritz in Berlin mit einer Sitzblockade versperrt.
Seine eigenen Bilder kosten übrigens 1900 bis 5000 Euro. "Natürlich kann man widersprüchlich finden, dass meine Bilder so viel Geld kosten. Aber im Vergleich zu anderen Werken sind meine Fotos ja noch sehr günstig. Einen Privatjet habe ich auch nicht. Von daher habe ich mir da glaube ich nichts vorzuwerfen."