Dass die Erderhitzung in schnellen Schritten weiter in Richtung unumkehrbare Katastrophe läuft, führt zu fantasievollen Ideen. Sie alle haben eines gemeinsam: Die Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Erde herunterzukühlen – auf unterschiedliche Art und Weise.
Hierbei handelt es sich allerdings nicht um reguläre Klimaschutzmaßnahmen, die dazu beitragen, CO2-Emissionen aus der Atmosphäre zu holen. Stattdessen soll die Erde mithilfe von technischen Tools direkt heruntergekühlt werden – und die Klimakrise so indirekt gestoppt werden. Dabei spricht man vom sogenannten Geoengineering.
Das Problem: Die Methoden halten weder den CO2-Ausstoß auf, noch reduzieren sie ihn. Dazu kommt noch, dass sie schnell als Ausrede für weniger Klimaschutzmaßnahmen genutzt werden. Mit verheerenden Folgen.
Was für kuriose Klimaschutzmaßnahmen im Gespräch sind – und warum wir lieber die Finger davon lassen sollten, hat watson zusammengefasst.
Klingt eigentlich nach einer ziemlich guten Idee: Weil wir es (aus politischen und Lobby-Gründen) nicht hinbekommen, die Erderhitzung in den Griff zu bekommen und die globalen CO2-Emissionen zu verringern, hat die US-Regierung kürzlich einen vom Kongress eingeforderten Forschungsplan vorgelegt, der die Möglichkeiten von Solar Geoengineering prüfen soll.
Dabei wird die Sonneneinstrahlung auf künstliche Weise reduziert – und die Erde so abgekühlt. In den letzten Jahren wurde das Solar-Engineering immer wieder als Mittel im Kampf gegen die Erderhitzung ins Spiel gebracht. Vier Ansätze sind besonders populär:
Neben dem Solar-Engineering gibt es noch einen weiteren Ansatz des Geoengineerings:
Dass in den USA nun ein Bericht zu Geoengineering-Maßnahmen vorliegt, könnte dazu führen, dass schon bald mehr Gelder in die Erforschung von Risiken und Vorteilen fließen.
Heißt das, dass die USA bald im Alleingang einfach die Sonne von der Erde abschirmen können? Nein, soweit sind wir noch nicht. Zunächst einmal geht es um die konkrete Erforschung der Methoden und die Frage, was schlimmer ist: Methoden zur Verdunkelung der Sonne einzusetzen, oder die katastrophalen Folgen der Klimakrise hinzunehmen?
Tatsächlich würde es einige Erleichterungen mit sich bringen, auf Geoengineering-Maßnahmen zurückzugreifen. Denn selbst, wenn wir es schaffen, die gesellschaftlichen Vorstellungen so zu verändern, dass wir die Klimaziele erreichen und kaum noch Emissionen ausstoßen, wird es Bereiche geben, in denen der CO2-Ausstoß unvermeidbar ist, wie beispielsweise die Landwirtschaft.
In seinem letzten IPCC-Bericht ist der Weltklimarat zudem zu dem Schluss gekommen, dass wir die Klimaziele ohne negative Emissionen nicht mehr erreichen werden. Allerdings ziehen die Wissenschaftler:innen den Einsatz von Methoden zur CO2-Entnahme denen der Solar-Geoengineering-Maßnahmen vor. Der Grund: Sie sind weitaus weniger risikoreich.
Wichtig wäre zudem, dass internationale Gesetze eingeführt werden, damit sichergestellt wird, dass die CO2-Entnahme nicht missbraucht wird, um weiter Emissionen in die Atmosphäre zu schießen. Stattdessen soll die Entnahme des Kohlendioxids aus der Luft lediglich als Ergänzung dienen.
Künstliche Wolkenerzeugung oder Sonnenschirme hoch über der Erde klingen nach einer tollen Idee – immerhin würde das bedeuten, dass wir unser Leben nicht länger aufgrund der Klimakrise umkrempeln müssen. Oder etwa nicht?
Genau dieser Gedankengang birgt große Gefahren: Konzerne und Interessengruppen könnten mit Verweis auf Solar-Geoengineering weiter auf den Einsatz fossiler Energien setzen. Das bedeutet: Wir würden den CO2-Ausstoß – und damit den größten Treiber der Klimakrise – nicht reduzieren, sondern sogar weiter erhöhen. Die Folge: Die Erde heizt sich (eigentlich) weiter auf. Nur, dass wir sie künstlich abkühlen, was aber das eigentliche Problem, nämlich die CO2-Reduktion, nicht löst.
Unter Forschenden sind Methoden des Solar-Geoengineering deshalb unter anderem auch umstritten. Wie "ARD Alpha" berichtete, zählt zu den direkten Risiken auch:
Dazu kommt, dass solch gravierende Eingriffe in das Erdsystem unvorhersehbare Folgen hervorrufen könnten. Damit verhält es sich wie fast immer beim Klimasystem: Vermeintlich einfache Lösungen funktionieren nicht.
Dementsprechend fahrlässig wäre es, sich auf die Geoengineering-Maßnahmen zu fokussieren und nicht weiter alles zu tun, um den CO2-Ausstoß zu eliminieren und die Klimaerhitzung so langfristig aufzuhalten.